Sachsen-Anhalt Bundeswehr startet Einsatz in Hochwassergebiet
Im Kampf gegen das aktuelle Hochwasser sind erstmals auch Bundeswehrsoldaten im Einsatz. In Sachsen-Anhalt helfen sie beim Befüllen und Verteilen von Sandsäcken. Auf den Dauerregen folgt nun Eiseskälte für weite Teile Deutschlands.
Die Bundeswehr hat einen Einsatz im Hochwassergebiet im Südwesten Sachsen-Anhalts gestartet. Rund 200 Zeit- und Berufssoldaten helfen seit dem Mittag an mehreren Stellen im Landkreis Mansfeld-Südharz beim Befüllen und Verteilen von Sandsäcken, wie eine Sprecherin der Bundeswehr sagte. Ziel sei zunächst, einen Deichabschnitt in Sangerhausen zu stabilisieren.
Weil der Fluss Helme zum Jahresende stark über die Ufer getreten war, hatte der Landkreis am 30. Dezember den Katastrophenfall ausgerufen. Die eingesetzten Soldaten stammen den Angaben zufolge aus Thüringen und Schleswig-Holstein.
Bundeswehreinsatz in Niedersachsen wird vorbereitet
In Niedersachsen wird Gerät und Material der Bundeswehr eingesetzt. Ein Einsatz von Soldaten wird dort derzeit vorbereitet. Diese sollen im Raum Oldenburg, Verden und im Landkreis Celle stationiert werden. Ein konkreter Einsatz ist aber noch nicht abzusehen.
Wegen der angespannten Hochwasserlage sind Hubschrauber der Bundeswehr weiterhin in Bereitschaft, um Hilfe aus der Luft leisten zu können. Dabei geht es laut Landeskommando um insgesamt zehn Maschinen des Heeres, der Marine und Luftwaffe, die sich auf mehrere Standorte verteilen. Bisher kam allerdings noch kein Hubschrauber zum Einsatz. Sollte ein Einsatz notwendig sein, könnten die Hubschrauber beispielsweise bei Evakuierungen und dem Transport von schweren Sandsäcken unterstützen.
Niedersachsen will Soforthilfen bereitstellen
Das Land Niedersachsen gab bekannt, dass es Anwohnerinnen und Anwohner schnell und unbürokratisch unterstützen will, die von den Fluten besonders hart getroffen worden seien. "Dies gilt vor allem für Menschen, die ihr Hab und Gut nicht versichern konnten oder deren Einkommen nicht ausreicht, um in der Notlage die nötigsten Dinge zu ersetzen", heißt es in einer Mitteilung des Umweltministeriums. Insgesamt können demnach für akute Notlagen kurzfristig bis zu zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.
"Wir stehen an der Seite der vom Hochwasser Betroffenen. Die Landesregierung wird bei akuten Notfällen helfen und niemanden im Stich lassen, der oder die durch das Hochwasser in eine echte Notlage geraten ist", so Ministerpräsident Stephan Weil.
Steinmeier dankt Helfern
Unterdessen hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Zehntausenden Helferinnen und Helfern in den Hochwassergebieten gedankt und seine Hochachtung ausgesprochen. "Alle, die bei diesem Hochwasser helfen, verdienen den Dank unserer ganzen Nation", erklärte Steinmeier. "Hier zeigt sich: Wenn es drauf ankommt, dann steht unser Land zusammen."
In der schriftlichen Erklärung kündigte Steinmeier an, dass er zu seinem Neujahrsempfang im Schloss Bellevue in der kommenden Woche Helferinnen und Helfer der freiwilligen Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks eingeladen habe, die beim Kampf gegen das Hochwasser im Einsatz gewesen seien. "Wir müssen allen, die schützen und retten, den Rücken stärken, sie alle sichtbar würdigen. Sie sind Vorbilder."
Hochwasserlage bleibt angespannt
Immer noch macht das Hochwasser den Einsatzkräften weiter vielerorts schwer zu schaffen. Betroffen sind vor neben dem Süden Sachsen-Anhalts und Teilen Niedersachsens auch Bayern. Dort bleibt die Lage im Norden und Osten kritisch. Aus Hessen wurden ebenfalls steigende Pegelstände gemeldet.
In Niedersachsen sollte die lange Dauerregenphase am Vormittag zu Ende gehen. Es bestehe aber weiter Hochwassergefahr an vielen Bächen und Flüssen, hieß es. Auch in Bayern wurden die Dauerregenwarnungen am Abend aufgehoben, wie der Hochwassernachrichtendienst (HND) mitteilte. Damit erreichte die nordbayerische Hochwasserlage ihren Höhepunkt - sie bleibt in den Gebieten nördlich der Donau aber angespannt. Der Deutsche Wetterdienst hob am frühen Morgen alle bestehenden Unwetterwarnungen vor ergiebigem Dauerregen auf.
An der Meldestelle der oberpfälzischen Stadt Cham stieg der Pegelstand des Flusses Regen am Donnerstagabend wieder an. Damit besteht erneut die Gefahr, dass Grundstücke oder Keller überflutet werden könnten oder Verkehrsverbindungen gesperrt werden müssten, wie aus Daten des Wasserwirtschaftsamts Regensburg hervorgeht. An der Meldestelle der nordhessischen Gemeinde Guxhagen stieg der Pegelstand der Fulda in der Nacht ebenfalls stark an.
Die Pegelstände an Flüssen in Niedersachsen könnten in den kommenden Tagen sinken. Man erwarte eine Tendenz zu fallenden Wasserständen, sagte Anne Rickmeyer, Direktorin des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Es könne aber noch mehrere Tage oder sogar durchaus noch eine Woche dauern, bis man unterhalb der kritischeren Wasserstände sei.
Nach Dauerregen kommt die Kälte
Nach dem Dauerregen bringt ein Wetterumschwung nun Eiseskälte für weite Teile Deutschlands. Am Samstag treten laut Deutschem Wetterdienst (DWD) in der Landesmitte und im Südwesten noch Regenschauer auf, im Rest des Landes fällt gebietsweise Schnee. Nachts kann es bis zu minus sieben Grad kalt werden. Auch am Sonntag erwartet der DWD im Süden leichten Schneefall bei vielen Wolken.
In Sachsen-Anhalt könnte der angekündigte Dauerfrost am Fluss Helme bei der Abwehr des Hochwassers hilfreich sein: "Das wird uns in die Karten spielen", sagte eine Sprecherin des Katastrophenstabs des Landkreises Mansfeld-Südharz - die Deiche würden bei dem Frost verfestigt.
Feuerwehrverband fordert "Sonderprogramm"
Der Feuerwehrverband drängt angesichts der Hochwasserlage auf ein Zehn-Milliarden-Sonderprogramm für Sicherheitsbehörden. "Der Klimawandel wird dazu führen, dass Deutschland in Zukunft häufiger und intensiver Starkregen und Hochwasser durchleben wird. Deutschlands Sicherheitsbehörden müssen krisenfest werden", sagte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV), Karl-Heinz Banse, der Funke Mediengruppe.
Seiner Ansicht nach brauche es dafür ein Sonderprogramm, ähnlich wie es nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine von Seiten der Bundesregierung für die Bundeswehr auferlegt wurde. Banse hob hervor: "Zehn Milliarden Euro zusätzlich aus dem Bundeshaushalt für den Schutz der Bevölkerung ist notwendig. Damit können wir wichtige Geräte für den Einsatz anschaffen: Sandsackfüllmaschinen, Pumpensysteme, oder geländegängige Fahrzeuge", so Banse.