Journalist Hubert Seipel Putin-Biograf soll Geld von Russland erhalten haben
Der Journalist und Autor Hubert Seipel soll hunderttausende Euro aus Russland erhalten haben - als "Sponsorengelder". Seipel war vor allem durch seine Putin-Interviews und Russland-Berichterstattung bekannt geworden.
Der deutsche Fernseh-Journalist und Putin-Biograf Hubert Seipel soll laut Medienberichten Hunderttausende Euro aus Russland erhalten haben, ohne dies seinen Arbeitgebern mitzuteilen. Wie der "Spiegel" und das ZDF-Magazin "Frontal" unter Berufung auf vertrauliche Dokumente aus Zypern berichteten, geht es um 600.000 Euro, die im Rahmen eines sogenannten Sponsorenvertrages gezahlt worden seien.
Zahlung über Briefkastenfirma
Seipels Vertragspartner war demnach offiziell eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Diese gehöre augenscheinlich zum Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow. Der Oligarch wurde nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine von der Europäischen Union mit Sanktionen belegt.
In dem Sponsorenvertrag von 2018 geht es laut "Spiegel" um ein Buchprojekt "über das politische Umfeld in der Russischen Föderation, das im Jahr 2019 veröffentlicht werden soll". Zudem gebe es Hinweise darauf, dass es Jahre zuvor bereits eine ähnliche Vereinbarung gegeben habe, hieß es.
Seipel hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin mehrfach interviewt. 2015 erschien seine Biografie "Putin. Innenansichten der Macht". 2021 folgte das Buch "Putins Macht. Warum Europa Russland braucht". Beide Bücher wurden vom Hamburger Verlag Hoffmann und Campe veröffentlicht.
Der Verlag versicherte, nichts von den Zahlungen gewusst zu haben, und kündigte eine Prüfung der Vorgänge an. Hoffmann und Campe erklärte zudem, aufgrund der aktuellen Berichterstattung habe man entschieden, "dessen Bücher nicht mehr zum Verkauf anzubieten".
NDR prüft rechtliche Schritte
Für den NDR hatte Seipel unter anderem "Ich, Putin - Ein Portrait" (2012) sowie die Interviews mit Edward Snowden und Wladimir Putin in Moskau (2014) realisiert. Der Journalist räumte inzwischen gegenüber dem Sender ein, er habe über zwei "Sponsoring-Verträge" 2013 und 2018 Geld von Alexey Mordashov erhalten und erklärt, es sei für zwei Buchprojekte gewesen.
Der Sender sieht darin einen erheblichen Interessenskonflikt, der Seipels journalistische Unabhängigkeit in Zweifel ziehe. Den Abschluss hätte Seipel der Produktionsfirma und dem NDR gegenüber offenlegen müssen. Der Autor war zuletzt 2019 für den NDR tätig.
Filme werden extern überprüft
"Es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind. Dem gehen wir jetzt nach und prüfen rechtliche Schritte", erklärte NDR-Intendant Joachim Knuth. “Die Vorgänge um die Beauftragung und Umsetzung der Filme, die Hubert Seipel für den NDR realisiert hat, werden wir gründlich überprüfen. Hierfür konnten wir den ehemaligen 'Spiegel'-Chefredakteur Steffen Klusmann gewinnen."
Laut "Spiegel" und ZDF wurden die Zahlungen im Rahmen von "Cyprus Confidential" aufgedeckt, eine internationale investigative Recherche, bei der es um fragwürdige Geschäfte des EU-Landes Zypern geht.