Personalmangel in der Altenpflege Verband warnt vor Pflegeheim-Insolvenzen
Wegen des Personalmangels in der Altenpflege bleiben viele Heimplätze unbesetzt. Deshalb sei der Betrieb mancherorts nicht mehr profitabel, warnt der Bundesverband der privaten Pflegeeinrichtungen. Es drohe eine Pleitewelle.
Der akuten Fachkräftemangel bringt viele Einrichtungen in eine schwierige wirtschaftliche Lage. Der Bundesverband privater Pflegeheime warnt deshalb vor einer massiven Pleitewelle. Es mehrten sich die Berichte über Insolvenzen oder Betriebsschließungen von Pflegeeinrichtungen, sagte der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Wesentlicher Grund sei der Personalmangel: Wenn Stellen unbesetzt blieben, müssten auch Heimplätze leer bleiben. Doch mit einer Auslastung von unter 80 Prozent sei ein Heim kaum noch profitabel zu betreiben.
Verband: Lage ist beängstigend
Betroffen seien alle Träger, also nicht nur Familienunternehmen, sondern auch größere Betreiber und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, sagte Meurer. Die Lage sei beängstigend. "Wir müssen davon ausgehen, dass das keine Einzelfälle mehr sind", sagte der Verbandschef. "Dann bleiben die Pflegebedürftigen und ihre Familien in großer Zahl auf der Strecke."
Fast 70 Prozent der Mitgliedsunternehmen hätten in einer aktuellen Befragung angegeben, dass sie Sorgen über ihre wirtschaftliche Existenz in naher Zukunft hätten. Andere Studien kämen zu ähnlichen Ergebnissen, sagte Meurer. "Es besteht die große Gefahr eines Flächenbrandes."
Doch der Arbeitsmarkt sei völlig leergefegt: "Die Pflegeeinrichtungen jagen sich nur noch gegenseitig das Personal ab", sagte Meurer. Und für Pflegekräfte aus dem Ausland seien die bürokratischen Hürden weiterhin zu hoch. "Je nach Bundesland dauert es weit mehr als ein Jahr, bis eine Fachkraft letztlich anerkannt ist. Und das in einem Mangelberuf."
Kassenverband sieht Schuld bei den Heimbetreibern
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hatte angekündigt, mehr Pflegekräfte aus Ländern mit einem großen Arbeitskräftepotenzial wie Brasilien anwerben zu wollen. Er werde im Juni gemeinsam mit Außenministerin Annalena Baerbock nach Brasilien reisen, denn dort sei das Arbeitskräftepotenzial im Pflegebereich sehr groß. Darüber hinaus gebe es Absprachen mit Indonesien und Mexiko.
Die Kranken- und Pflegekassen sehen die Verantwortung für die Personalmisere bei den Heimbetreibern selbst. Faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen und eine ausreichende Zahl an Ausbildungsplätzen lägen in deren Hand, sagte Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen, der auch die Pflegekassen vertritt. "Zu lange wurde auf Kosten der Pflegekräfte gespart, das rächt sich jetzt", sagte er.
Patientenschützer: Patienten zahlen für "verkorkstes System"
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, bemängelte die seit Jahren überproportional steigenden Ausgaben für Pflegebedürftige. "Schließlich müssen sie allein die Zeche eines verkorksten gesetzlichen Systems bezahlen. Denn die Betroffenen erhalten nur einen Festbetrag aus der Pflegeversicherung."
Höhere Löhne, steigende Ausbildungsabgaben und Investitionen bei den Einrichtungen gingen allein zu Lasten der Patienten. "Bis zuletzt daheim leben, ist der einzige Ausweg aus der Misere. Auch das ist ein Grund, warum die Belegungszahlen rückläufig sind."