Risiko Darknet Leichte Beute per Mausklick
Gerade in der unbeschwerten Urlaubszeit ist die Versuchung oftmals groß: Eltern teilen Fotos ihrer Kinder auf Facebook oder Instagram. Dort sind sie leichte Beute für Pädokriminelle.
Ein Schnappschuss auf Instagram, ein Urlaubsfoto auf Facebook, ein neues Bild im Status eines Messenger-Dienstes: Gerade in der Ferienzeit teilen viele Menschen ihre privaten Erlebnisse und Erinnerungen in den Sozialen Medien. Besonders Eltern gehen dabei häufig sehr offensiv vor: Man will zeigen, was man hat und die Welt am eigenen Glück teilhaben lassen.
Doch oftmals fehlt es an der nötigen Vorsicht. Nur die wenigsten denken daran, dass ihre privaten Fotos verstärkt im Fokus von pädokriminellen Tätern stehen.
Facebook und Instagram - Quellen für Pädokriminielle
Dabei ist hinreichend belegt, dass sich dieser Täterkreis massenhaft private Aufnahmen aus Social-Media-Kanälen aneignet, um sie anschließend in Foren im sogenannten Darknet hochzuladen. Das zeigte schon eine umfassende Recherche von Panorama und STRG F im Jahr 2021. Demnach stammt allein auf einer der größten illegalen Foto-Plattformen für Pädosexuelle mindestens jedes vierte Bild ursprünglich von Facebook oder Instagram. Einmal im Netz, sind die Fotos dort für immer verfügbar.
Privatsphäre von Kindern wird missachtet
Auch die Polizei warnt immer wieder vor dem sogenannten "Sharenting" - eine Wortschöpfung aus dem englischen "share" (teilen) und dem "Parenting" (erziehen). Häufig werde beim Teilen von Bildern und Videos der eigenen Kinder in sozialen Netzwerken die Privatsphäre des Kindes missachtet.
"Sind Aufnahmen verschickt oder ins Profil hochgeladen, haben Eltern nicht mehr in der Hand, was mit den Dateien geschieht. Auch in geschlossenen Gruppen geteilte Bilder sind nicht sicher davor, durch Screenshots anderweitig verbreitet zu werden", sagt Falk Hasenberg, Sprecher der Polizei im Saarland.
Besonders perfide: Offenbar werden Kinderfotos häufig auch nachträglich bearbeitet und für die Verbreitung pornografischer Inhalte missbraucht. Julia Kaiser von der Landesmedienanstalt des Saarlandes beschreibt: "Durch Kinderbilder, die im Netz frei verfügbar sind, werden Tatgelegenheiten für Hersteller computeranimierter Kinderpornografie geschaffen. Aufnahmen bekleideter Kinder können so umgestaltet werden, dass sie leicht bekleidete oder gar nackte Kinder abbilden. So werden auch vermeintlich harmlose Bilder sexualisiert oder in einen sexuellen Kontext gestellt."
"Elternglück wird zur Schau gestellt"
Bleibt die Frage: Warum stellen eigentlich so viele Eltern trotz der bekannten Risiken und Gefahren ihre Kinder öffentlich zur Schau? Stefan Behr, Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes im Saarland, hat dazu eine klare Meinung. In den meisten Fällen handele es sich um "Gedankenlosigkeit und Unwissen".
"Natürlich möchten die Eltern ihren Kindern nicht schaden oder die Attraktivität des eigenen Social-Media-Kanals bewusst über das Wohl ihrer Kinder stellen. Aber genau das geschieht leider. Kinder werden in Situationen dargestellt und vorgeführt, in denen man sich selbst niemals öffentlich zeigen würde", sagt Behr.
Was im Familienkreis "vertraut, süß und niedlich" erscheinen mag, sei aber deshalb noch keineswegs für die breite Öffentlichkeit geeignet - im Gegenteil. "Durch die Aufnahmen werden das eigene Elternglück und die unbeschwerten Seiten des Familienalltags zur Schau gestellt, ohne dabei die Perspektive und die Interessen der Kinder zu berücksichtigen.
Kinder haben das Recht am eigenen Bild
Dabei haben Kinder - unabhängig vom Alter - eigene Persönlichkeitsrechte und damit auch ein Recht am eigenen Bild. Das heißt, dass jeder Mensch grundsätzlich selbst darüber entscheiden darf, ob ein Bild von ihm veröffentlicht wird oder nicht.
"Deswegen ist ab dem 14. Lebensjahr die Einwilligung des betroffenen Kindes notwendig, bevor ein Bild oder Video geteilt bzw. veröffentlicht wird. Bei Kindern, die jünger als 14 Jahre alt sind, tragen die Erziehungsberechtigten allein die Verantwortung, ob das Bild veröffentlicht werden darf oder nicht", erklärt Julia Kaiser von der Landesmedienanstalt.
Das Bundeskriminalamt und weitere Experten haben eine eindeutige Botschaft an Eltern: "Kinderbilder gehören nicht ins Netz". Zu groß seien die Risiken, dass die Fotos der eigenen Kinder in falsche Hände geraten können.