Silvester in Deutschland Meistens friedlich - aber auch Tote und Angriffe
Mit viel Feuerwerk hat Deutschland 2025 begrüßt. Vielerorts sprechen die Behörden von einem "friedlichen Silvester". Allerdings gab es auch mindestens fünf Tote durch Unfälle mit Böllern und Angriffe auf Einsatzkräfte.
In ganz Deutschland ist mit farbenprächtigen Feuerwerken und Partys ins neue Jahr gefeiert worden. Größtenteils blieben die Feiern friedlich, doch nicht überall. Das zeigt exemplarisch ein Blick in die vier größten Städte Deutschlands.
In Berlin nahm die Polizei mindestens 400 Menschen wegen unterschiedlicher Straftaten fest. Nach einer vorläufigen Bilanz der Innenverwaltung und der Polizei seien 37 Polizisten und eine Einsatzkraft der Feuerwehr verletzt worden. Ein Polizist sei schwer verletzt worden - mutmaßlich von einem illegalen Feuerwerkskörper. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten 54 Polizisten Verletzungen erlitten.
Im Bezirk Schöneberg sind durch illegale Feuerwerkskörper - mutmaßlich sogenannte Kugelbomben - fünf Personen teils schwer verletzt worden. Außerdem wurden Häuserfassaden und Fenster schwer beschädigt. 36 Wohnungen seien nach Angaben der Feuerwehr vorerst unbewohnbar.
"Für den weitaus überwiegenden Teil der Berlinerinnen und Berliner und der Gäste war es ein friedliches Silvester", sagte Spranger. "Dennoch kam es zu Straftaten, bei denen Unbeteiligte und Einsatzkräfte verletzt wurden. Ich verurteile diese Taten aufs Schärfste und erwarte, dass sie konsequent aufgearbeitet und strafrechtlich verfolgt werden."
Kein Wasser - ausgerechnet an Silvester
Die Berliner Feuerwehr musste über den Jahreswechsel zwischen 19 Uhr und 6 Uhr zu 1.892 Einsätzen ausrücken. Das waren 294 mehr als im Vorjahr. Darunter waren den Angaben zufolge 825 Brände, 847 Rettungsdiensteinsätze sowie 220 technische Hilfeleistungen und sonstige Einsätze. In 13 Fällen wurden Einsatz- und Rettungskräfte laut Feuerwehr angegriffen oder bei ihrer Arbeit behindert.
In weiten Teilen Berlins sorgte am Silvesterabend zudem ein Wasserrohrbruch für Probleme. Hunderttausende Haushalte hatten ab 20 Uhr für eine oder zwei Stunden kein Trinkwasser aus dem Hahn.
"Weitestgehend unauffällige Silvesternacht"
Auch in Deutschlands zweitgrößter Stadt Hamburg fällt die erste Bilanz der Silvesternacht positiv aus. Es sei eine "weitestgehend unauffällige Silvesternacht", sagte ein Polizeisprecher.
An den "Hotspots" wie den Landungsbrücken oder St. Pauli hätten große Menschenmengen gefeiert, berichtet der NDR. Zu Zwischenfällen kam es im Hochhausviertel Steilshoop. Dort hatten Randalierer die Einsatzkräfte mit Feuerwerk beschossen. Verletzte gab es nicht.
Angriffe auf Beamte auch in München und Köln
In München wurden ebenfalls Einsatzkräfte angegriffen. Eine Polizeisprecherin sprach von 200 bis 300 Personen aus dem linken Spektrum auf der Wittelsbacherbrücke - einem "Feier-Hotspot" an der Isar.
Es seien Gegenstände angezündet und auf Beamte geworfen worden. Auch mit Feuerwerkskörpern habe es Beschuss auf die Polizei gegeben. Fünf Polizeibeamte seien verletzt worden. Insgesamt registrierte die Polizei im Stadtgebiet von München bis in die Morgenstunden 710 Einsätze, darunter 110 wegen Feuerwerks, 70 wegen Bränden und 65 Fälle von Körperverletzung.
Angriffe auf Einsatzkräfte gab es auch aus Deutschlands vierter Millionenstadt Köln. Unbekannte hätten in mehreren Stadtteilen Polizei und Feuerwehr mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Zwei Beamte seien durch Böller verletzt worden, teilte eine Polizeisprecherin mit. In den vergangenen Jahren war es bereits zu ähnlichen Angriffen gekommen.
"Sehr ruhig und friedlich"
Berichte über ähnliche Angriffe auf Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr oder auf ihre Fahrzeuge gibt es auch aus weiteren Städten - etwa aus Leipzig oder Kiel. In den meisten Städten Deutschlands fiel die vorläufige Bilanz am Neujahrsmorgen aber positiv aus - auch wenn die Einsatzkräfte, wie zu Silvester üblich, viel zu tun hatten. "Der Schlossplatz war eine Partyzone", hieß es etwa aus Stuttgart. Trotz der vielen Besucher sei die Veranstaltung dort "sehr ruhig und friedlich" ohne "ungewöhnliche Vorkommnisse" verlaufen.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach davon, dass die Menschen "an den allermeisten Orten in Deutschland einen friedlichen und fröhlichen Start ins neue Jahr erlebt" hätten. Mit Blick auf die Gewalttaten, die es auch gab, sagte die SPD-Politikerin: Ein "frühzeitiges konsequentes Durchgreifen" sei das "richtige Mittel gegen Gewalttäter und Chaoten".
Fünf Tote durch Unfälle mit Böllern
Ein großes Problem waren auch in dieser Silvesternacht aber wieder selbstgebaute, illegal gekaufte oder nicht sachgemäß verwendete Böller. Mindestens fünf Menschen kamen dadurch ums Leben, zwei davon in Sachsen: In Oschatz bei Leipzig starb ein 45-Jähriger, der eine sogenannte Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4 gezündet hatte, wie die Polizei mitteilte. Solches Feuerwerk darf in Deutschland nur mit behördlicher Erlaubnis gekauft werden. In Hartha in der Nähe von Chemnitz wurde ein 50-Jähriger tödlich verletzt, als er mit Feuerwerk hantierte.
Am Rande des Ortes Geseke in Nordrhein-Westfalen starb ein 24-Jähriger bei der Explosion eines Böllers. Die Wucht der Explosion lasse darauf schließen, dass es sich um einen nicht zugelassenen Feuerwerkskörper gehandelt haben dürfte, so die Polizei. Bei einer Explosion starb auch ein 20-Jähriger in Hamburg, in seinem Fall handelte es sich um einen selbstgebauten Böller. In Kremmen in Brandenburg starb ein 21-Jähriger durch einen Unfall mit einem Silvesterböller. Krankenhäuser quer durch die Republik berichten zudem von Verletzten durch Feuerwerk. Oft geht es dabei um Verletzungen an den Händen oder im Gesicht, Brandwunden oder Hörschäden.
Debatte über Verbot von Feuerwerk
Immer wieder kommt es auch vor, dass mit Feuerwerk gezielt auf andere Menschen geschossen wird. So schossen laut Polizei Jugendliche in Bonn mit einer Silvesterrakete auf einen schlafenden Obdachlosen. Der Mann erlitt einen Schock, die Jugendlichen müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.
"Zu viele Tote, zu viele Verletzte, zu viel Polizei eingesetzt"
Vertreter von Polizei und Feuerwehr sowie etwa die Bundesärztekammer sprechen sich gegen den freien Verkauf von Feuerwerkskörpern für die Feiern zum Jahreswechsel aus. Auch Jochen Kopelke, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, fordert Konsequenzen aus den Vorfällen in der Silvesternacht. Feuerwerk sei etwas für den Himmel und nicht für die Straße, sagte er im Interview mit tagesschau24. Das Problem seien nicht Wunderkerzen oder klassische Silvesterraketen. Aber jungen Männern reiche dies oft nicht mehr, das habe die Nacht gezeigt. Es müssten Böller mit immer stärkerer Sprengkraft sein. Hierüber müsse nun diskutiert werden.
Seine Gesamtbilanz der Nacht fällt gemischt aus: Zwar hätten die Einsatzkonzepte der Polizei funktioniert und auch die Böllerverbotszonen in vielen Städten hätten sich bewährt. Das ganze sei aber sehr personalintensiv, so der Polizeigewerkschafter. Sein Fazit daher: "Zu viele Tote, zu viele Verletzte, zu viel Polizei eingesetzt."
Verband weist Kritik zurück
Der Verband für Pyrotechnik hält Verbotsforderungen für eine "politische Nebelkerze". Schwere Verletzungen seien bei zertifizierten Böllern und Raketen "selbst bei unsachgemäßer Verwendung praktisch ausgeschlossen", erklärte Ingo Schubert, Vorstandsmitglied des Bundesverband Pyrotechnik.
Er macht vielmehr den florierenden Handel mit illegalem Feuerwerk für die vielen Unfälle verantwortlich und fordert die Politik auf, schärfer dagegen vorzugehen. Allerdings steht auch das legale Feuerwerk in der Kritik - etwa von Umwelt- und Tierschützern.
Sturmböen führten zu Absagen
In Deutschland fiel der Jahreswechsel mancherorts auch wetterbedingt ruhiger aus als geplant. Im Norden war der Start ins neue Jahr für viele stürmisch. Auf Sylt wurden die Feierlichkeiten an der Strandpromenade deswegen abgesagt. Für die Hälfte Deutschlands galt am Silvesterabend eine amtliche Warnung vor Sturmböen - von Sachsen über Thüringen nach Nordrhein-Westfalen bis hoch zur Nord- und Ostseeküste.
Weltweit sind inzwischen alle Menschen ins neue Jahr gestartet. Um 12 Uhr deutscher Zeit taten das als letzte die Bewohner von Amerikanisch-Samoa. Um 13 Uhr folgen dann nur zwei Inseln - die sind aber unbewohnt.