Nach mehreren Jahren Haft im Iran Deutsch-Iranerin Taghavi ist frei
Nach mehr als vier Jahren in Haft im Iran ist die Deutsch-Iranerin Taghavi freigelassen worden und wieder in Deutschland. "Meine Mutter ist endlich zu Hause", sagte ihre Tochter. Der Iran hatte die Aktivistin zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Die deutsch-iranische Menschenrechtsaktivistin Nahid Taghavi ist nach mehr als vier Jahren aus iranischer Haft entlassen worden. Sie sei am Sonntag sicher in Deutschland gelandet, hieß es in einer Mitteilung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Taghavi habe mehr als 1.500 Tage im Iran in Haft verbracht.
"Vier Jahre, die uns geraubt wurden"
Mariam Claren, Tochter von Taghavi, sagte nach Angaben von Amnesty: "Meine Mutter ist endlich zu Hause. Worte reichen nicht aus, um unsere Freude zu beschreiben." Gleichzeitig trauere sie um die vier Jahre, "die uns geraubt wurden, und den Schrecken, den sie im Ewin-Gefängnis erleben musste".
"Es ist vorbei. Nahid ist frei!", schrieb ihre Tochter im Onlinedienst X. Ihre Mutter sei zurück in Deutschland. Dazu veröffentlichte sie ein Foto, das beide Frauen gemeinsam an einem Flughafen zeigt. Claren bedankte sich bei allen, die sich dafür eingesetzt hatten, ihre Mutter zu befreien.
Einsatz für Menschenrechte im Iran
Die Architektin war im Oktober 2020 inhaftiert worden. Irans Justiz hatte sie Berichten zufolge unter anderem wegen der "Leitung einer illegalen Gruppe" zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die deutsch-iranische Aktivistin hatte sich jahrelang für Menschenrechte und insbesondere für Frauenrechte im Iran eingesetzt.
Taghavi hatte nach Angaben ihrer Familie im September Hafturlaub erhalten und war damals aus dem berüchtigten Ewin-Gefängnis freigelassen worden. Als Auflage hatte sie demnach wie bei einem vorherigen Hafturlaub eine elektronische Fußfessel tragen müssen und sich nicht weiter als einen Kilometer von ihrer Wohnung in der Hauptstadt Teheran entfernen dürfen.
"Moment der Freude"
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock beschrieb die Freilassung von Taghavi auf der Plattform X als einen großen Moment der Freude.
"Wir freuen uns außerordentlich mit Nahid Taghavi und ihrer Familie über ihre Freilassung", erklärte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow. Die Deutsch-Iranerin sei "allein wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung" im Iran inhaftiert worden.
Ihre Geschichte stehe "exemplarisch für die vielen lauten und leisen Stimmen, die sich der repressiven Regierung im Iran entgegenstellen". Amnesty forderte die iranische Führung auf, die übrigen Doppelstaatler, die im Iran inhaftiert seien, und die "vielen anderen gewaltlosen politischen Gefangenen sofort und bedingungslos" freizulassen.
Menschenrechtler werfen der Islamischen Republik immer wieder vor, Ausländer als Geiseln festzuhalten, um etwa im Ausland verurteilte iranische Funktionäre freizupressen. Teheran bestreitet dies.