Befürchtete Mittel-Kürzungen Weniger Plätze bei Freiwilligendiensten?
Weil sie Kürzungen der Bundesmittel befürchten, wollen Wohlfahrtsverbände weniger Freiwilligendienst-Plätze anbieten. Dem widerspricht das Bundesfamilienministerium: Bis 2028 sollen die Zuwendungen stabil bleiben.
Ob im Altenheim, im Naturschutz oder im Sport: In Freiwilligendiensten können sich junge Menschen einbringen und einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Die Nachfrage ist bereits heute teils größer als das Angebot. Mögliche Kürzungen im Bundeshaushalt könnten dafür sorgen, dass sich das Problem noch verschärft.
Wohlfahrtsverbände befürchten Kahlschlag
In den vergangenen Jahren hatten jeweils zwischen 80.000 und 100.000 Bundesbürger Freiwilligendienste wie den Bundesfreiwilligendienst, das FSJ oder "weltwärts" geleistet. Viele Träger wie das Deutsche Rote Kreuz, Diakonie und Caritas befürchten jetzt einen regelrechten Kahlschlag.
Denn als Reaktion auf die möglichen Kürzungen der Bundesmittel haben mehrere Wohlfahrtsverbände bereits angekündigt, die verfügbaren Plätze deutlich einzuschränken.
Streichungen bei Caritas, AWO und anderen
Der Deutsche Caritasverband teilte der Katholischen Nachrichtenagentur mit, dass bei Umsetzung der Einsparpläne bis zu 15 Prozent der Plätze wegfallen würden. Die Caritas vergibt derzeit jährlich rund 11.000 Plätze für Freiwilligendienste.
Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel zufolge will auch der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband das Angebot reduzieren, weil er Mittelkürzungen befürchtet. Im kommenden Jahr will er nur noch noch 5.217 Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) anbieten, im Vorjahr gab es noch 5.660 Plätze.
Auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) plant demnach, die Zahl der FSJ-Plätze zu kürzen - und zwar um 15 Prozent auf 2.100 Stellen. Beide Verbände wollten zudem keine neuen Verträge für den Bundesfreiwilligendienst schließen, erklärten sie dem Magazin.
Viele junge Menschen sammeln bei Freiwilligendiensten wichtige Lebenserfahrungen.
Verbände fordern Planungssicherheit
"Die ständige Haushaltsunsicherheit ist fatal", kritisierte eine AWO-Sprecherin gegenüber dem Spiegel. "Es braucht Planungssicherheit zu Beginn eines Jahres", so die Sprecherin. Die Freiwilligendienste müssten pädagogisch vorbereitet und geeignete Bewerber gefunden werden. Lange Wartezeiten und unsichere Aussichten würden viele Freiwillige abschrecken.
Hintergrund der angepeilten Kürzungen sind Sparmaßnahmen im Bundeshaushalt für 2025. Die Ampelregierung könnte dort nach aktueller Planung die Mittel für Programme wie den Bundesfreiwilligendienst oder das FSJ um ungefähr 40 Millionen Euro kürzten - um rund zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Welche Summe konkret im kommenden Jahr zur Verfügung stehen wird, wird aber erst nach dem Haushaltsbeschluss im Herbst feststehen.
Familienministerium tritt Befürchtungen entgegen
Gegenüber tagesschau.de widerspricht das Bundesfamilienministerium den Befürchtungen der Wohlfahrtsverbände. Laut einer Sprecherin sollen die Mittel für die vier Freiwilligendienste bis 2028 weitgehend stabil bleiben.
"Die Titelansätze für die vier Freiwilligendienste Bundesfreiwilligendienst, Freiwilliges Soziales Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr und Internationaler Jugendfreiwilligendienst konnten im Regierungsentwurf für 2025 auf der Höhe der im Jahr 2023 tatsächlich verausgabten Mittel gehalten werden", so die Sprecherin.
Eine Stabilität der öffentlichen Mittel für die Freiwilligendienste sei dabei nicht nur im Bundeshaushalt für das kommende Jahr, sondern auch in der Finanzplanung bis 2028 vorgesehen, heißt es aus dem Ministerium. Die Freiwilligendienste seien demnach mit einer mehrjährigen Planungssicherheit ausgestattet.