Daten des Statistischen Bundesamtes Deutlich mehr Unfälle mit E-Scootern
Um fast 50 Prozent ist die Zahl der E-Scooterunfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, gestiegen. Viele der Verunglückten waren jünger als 25 Jahre. Und oftmals war Alkohol im Spiel. Jetzt werden Rufe nach mehr Kontrollen laut.
Alkohol und Fahren auf dem Bürgersteig sind die häufigsten Ursachen: Bei 8260 Unfällen mit E-Scootern sind im vergangenen Jahr Menschen zu Schaden gekommen. Das ist ein Anstieg um 49 Prozent im Vorjahresvergleich, wie das Statistische Bundesamt unter Berufung auf vorläufige Zahlen mitteilte. Elf Menschen kamen demnach bei E-Scooterunfällen ums Leben, im Vorjahr waren es fünf. Außerdem wurden 1234 Menschen schwer verletzt, 7651 leicht.
Die deutlich höheren Unfallzahlen führte die Behörde auf die steigende Zahl von E-Scootern zurück, die meist als Leihfahrzeuge in Großstädten mit mindestens 100.000 Einwohnern unterwegs sind. Dort wurden knapp 65 Prozent der Unfälle mit Personenschäden registriert.
Bamberg: Ein Mann fährt mit einem Elektro-Roller, einem sogenannten "E-Scooter".
Unfälle mit unachtsam abgestellten Scootern nicht gezählt
Laut der Statistik legte die Polizei den Unfallfahrerinnen und -fahrern vergangenes Jahr in fast 8500 Fällen Fehlverhalten zur Last - davon können auch mehrere Faktoren zusammen kommen. In 18,6 Prozent der Fälle wurden die Fahrbahn oder Gehwege vorschriftswidrig benutzt, in 18 Prozent waren die Fahrer alkoholisiert und in 7,2 Prozent zu schnell unterwegs.
Die kleinen Roller mit Elektroantrieb werden oft nicht ordnungsgemäß abgestellt und blockieren Bürgersteige und Radwege. Unfälle, die von unachtsam abgestellten E-Scootern verursacht wurden, sind in der Statistik nicht enthalten.
Die Scooter sind in Deutschland seit knapp vier Jahren als sogenannte Elektrokleinstfahrzeuge erlaubt, sie dürfen maximal 20 Kilometer pro Stunde schnell sein. Der Radweg muss benutzt werden, soweit vorhanden, ansonsten die Fahrbahn, der Bürgersteig ist tabu. Das Fahren zu zweit ist ebenfalls untersagt.
Versicherer fordern mehr Kontrollen
Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, forderte angesichts der Unfallzahlen mehr E-Scooter-Kontrollen seitens der Polizei. Ein deutlich schnellerer Ausbau der Radinfrastruktur würde zudem das Fahren auch auf den Scootern sicherer machen. Die Zahlen des Jahres 2022 zeigten nach den Corona-Lockdowns erstmals ein realistisches Bild, wie Brockmann sagte. Zwischenzeitlich sei die Nutzung der Scooter eingebrochen gewesen, was den starken Anstieg seit 2021 erkläre.
Unterschieden werde müsse zwischen Leih-Scootern und solchen im Privatbesitz, deren Fahrer sich weitaus häufiger an die Regeln hielten, mit ihren Fahrzeugen besser umgehen könnten und eher einen Helm trügen.
"E-Scooter sind keine Spielzeuge"
Die Verleiher forderte der Experte auf, für mehr Sicherheit zu sorgen. Mittels des sogenannten Geofencings sei es möglich, die Geschwindigkeit von Scootern automatisch zu drosseln, wenn sie auf dem Gehweg unterwegs sind. Auch das Fahren zu zweit sowie wildes Abstellen lasse sich technisch unterbinden. "Alles aufwendige Dinge, aber machbar", sagte Brockmann.
Die Scooter würden als schnell verfügbares Transportmittel häufig zu Trunkenheitsfahrten benutzt, kritisierte der TÜV-Verband. "Die personellen Kapazitäten für diesen Kernbereich der Polizeiarbeit müssen erhöht werden, um Alkohol- und Drogenverstöße konsequent zu ahnden. "E-Scooter sind keine Spielzeuge", mahnte der Verband.
E-Scooter-Unfälle nur kleiner Bereich in der Gesamtstatistik
Am Lenker stehen vorwiegend jüngere Menschen, deshalb verunglücken sie besonders häufig. 40,2 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer waren der Statistik zufolge jünger als 25 Jahre. Mehr als 80 Prozent der Verunglückten waren selbst mit dem E-Scooter unterwegs, unter ihnen auch zehn der elf Getöteten. Bei rund 36 Prozent der Unfälle mit Personenschaden gab es keinen Unfallgegner, in rund einem Drittel der Fälle kam es zu einem Unfall mit einem Auto.
Im gesamten Unfallaufkommen spielten die E-Scooter allerdings eine geringe Rolle. Sie waren an 2,9 Prozent der im vergangenen Jahr insgesamt in Deutschland registrierten 288.000 Verkehrsunfälle mit Personenschaden beteiligt. 2021 war der Anteil mit 2,1 Prozent noch etwas geringer.