Bundesweite Proteste Zehntausende bei Demos gegen Rechtsextremismus
In mehreren deutschen Städten ist erneut gegen Rechtsextremismus demonstriert worden. Allein in Berlin gingen laut Polizei 15.000 Menschen auf die Straße. In Leipzig sprach Schauspielerin Sandra Hüller zu den Demonstranten.
Einen Tag vor der Europawahl haben Zehntausende Menschen in Deutschland gegen Rechtsextremismus und für Demokratie demonstriert. Ein Schwerpunkt war Berlin. Dort gingen nach Angaben der Polizei rund 15.000 Menschen auf die Straße - die Veranstalter schätzten die Teilnehmerzahl auf etwa 30.000. Auf den Protestplakaten waren unter anderem Sprüche wie "Herz statt Hetze", "Menschenrechte statt rechte Menschen" oder "Vielfalt ohne Alternative" zu lesen.
Unter anderem sprach Matthias Ecke, der sächsische SPD-Spitzenkandidat für die Europawahl, zu den Demonstranten. Ecke war Anfang Mai beim Aufhängen von Wahlplakaten in Dresden zusammengeschlagen worden. "Am wichtigsten ist, glaube ich, dass die Menschen ihr Wahlrecht nutzen, dass sie aber auch allen klar sagen: Wir wollen nicht, dass die Rechten an die Macht kommen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Wer den Rechten die Hand zur Kooperation reiche, sei das Vertrauen der Leute nicht wert.
Unter dem Motto "Rechtsextremismus stoppen. Demokratie verteidigen" hatte ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen zu den Demonstrationen in mehreren deutschen Städten aufgerufen - darunter Frankfurt, München und Stuttgart.
Sandra Hüller spricht bei Demo in Leipzig
Auch in Dresden und Leipzig fanden Proteste statt. Wie der MDR berichtet, war die Stimmung friedlich. In Leipzig kamen laut Polizei 12.500 Menschen zusammen. Das Organisationsteam sprach von 15.000 Menschen. In Dresden nahmen nach Angaben der Veranstalter und der Polizei an der Kundgebung und dem anschließenden Demonstrationszug mehrere tausend Menschen teil.
Als Rednerin trat in Leipzig überraschend die Schauspielerin Sandra Hüller auf. "Ich kann mich an keine Zeit in meinem Leben erinnern, in der die Offenheit und Toleranz dieser Gesellschaft so bedroht schienen wie jetzt", sagte die 46-Jährige bei der Kundgebung. "Aber es scheint nur so. Denn die Menschen stehen auf dem Platz, damit die Gesellschaft weiterhin offen und tolerant bleibt."
Tausende in Frankfurt, Stuttgart, München
In Frankfurt nahmen laut Polizei rund 2.500 Teilnehmer an der Demonstration gegen Rechtsextremismus teil, in Stuttgart waren es nach Angaben der Veranstalter rund 5.000. In Heidelberg schätzte die Polizei die Zahl der Demonstranten auf etwa 2.000. In München waren etwa 10.000 Teilnehmer angemeldet, die Polizei zählte etwa 5.000.
In Hamburg waren bereits am Freitag laut Polizeiangaben 26.000 Menschen zusammengekommen. Die Veranstalter sprachen von 30.000 Teilnehmern, die ein "klares Signal gegen Rechtsextremismus und für ein friedliches Miteinander" gesetzt hätten.