"Gender-Gap-Report" Gleiche Arbeit, gleiches Geld? - Deutschland auf Stand 2009
Dank Alt-Kanzlerin Merkel hat Deutschland in der weltweiten Studie zur Gleichstellung in der Kategorie "politische Teilhabe" punkten können. Ganz anders sieht es bei der Frage aus, wie Männer und Frauen für gleiche Arbeit entlohnt werden.
Deutschland hat in einer Rangliste zur Geschlechtergleichstellung den höchsten Wert seit Beginn der Betrachtung vor 16 Jahren erreicht. Im "Gender-Gap-Report" 2022 der Stiftung Weltwirtschaftsforum (WEF) landete Deutschland im internationalen Vergleich auf Platz 10 von 146 - und damit einen Rang höher als im vergangenen Jahr. Das WEF betrachtet die Bereiche Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und Politik.
Rang | Land |
---|---|
1 | Island |
2 | Finnland |
3 | Norwegen |
4 | Neuseeland |
5 | Schweden |
6 | Ruanda |
7 | Nicaragua |
8 | Namibia |
9 | Irland |
10 | Deutschland |
Die USA wurden an 27. Stelle geführt, China an 102 und Japan an 116. Auf dem letzten Platz landete Afghanistan.
Viele Punkte für politische Teilhabe
Ein Grund für die hohe Platzierung Deutschlands ist dabei laut dem Bericht die wachsende politische Teilhabe von Frauen hierzulande - in diesem Bereich hat es laut dem WEF einen besonderen Ruck gegeben. Zu verdanken ist das vor allem der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Deutschland durch ihre lange Amtszeit viele Punkte bescherte, wie aus dem Bericht hervorgeht. Die Anzahl der Jahre, in denen ein Land von einer Regierungschefin regiert wurde, fließen nämlich in den Index ein. Im internationalen Vergleich stehe Deutschland auch gut da, was den Anteil von Frauen in Führungspositionen angeht - der Wert sei in den letzten 50 Jahren der vierthöchste in Europa, sagte ein WEF-Sprecher.
In der Kategorie "Bildung" gab die Studie an, Deutschland habe die Gerechtigkeitslücke zu fast 98 Prozent geschlossen. Deutschland landet in der Kategorie dennoch auf Platz 81 des Rankings, da andere Staaten teils besser abschnitten.
Für die Kategorie "Gesundheit und Überleben" wird etwa die Lebenserwartung betrachtet. Laut dem Bericht gibt es hier zu 97 Prozent Chancengleichheit.
Im Bereich "wirtschaftliche Teilhabe" zurückgefallen
Wesentlich schlechter sah es dagegen in der Unterkategorie "wirtschaftliche Teilhabe aus". Dabei wird etwa untersucht, ob Frauen und Männer für gleiche Arbeit auch gleich viel Geld verdienen und wie viele Frauen in Managerposten sind. Deutschland sei in diesem Bereich auf das Niveau von 2009 zurückgefallen, sagte der Sprecher.
Corona warf Aussicht auf Gleichstellung zurück
Weltweit gesehen wirken die Prognosen des Berichtes eher düster: So habe etwa die Coronavirus-Pandemie die Aussicht auf Geschlechtergleichstellung um eine Generation zurückgeworfen, berichtete das WEF. Das liegt unter anderem daran, dass in der Pandemie proportional mehr Frauen ihre Arbeit verloren als Männer. Im Arbeitsmarkt sei die Ungleichheit größer gewesen als je zuvor seit Beginn der Erhebungen 2006. Das liege wiederum auch daran, dass die Fürsorge-Arbeit, etwa die Betreuung von Kindern, als Kindergärten und Schulen geschlossen waren, immer noch mehrheitlich Frauenaufgabe sei. Die Pandemie habe Frauen in traditionelle Rollenmuster zurückgedrängt.
Dabei bestand schon vor der Pandemie eine starke Ungleichheit zwischen Frauen und Männern in diesem Bereich: Vor der Pandemie habe unbezahlte Arbeit bei Männern einen Anteil von 19 Prozent der gesamten Arbeitszeit ausgemacht, bei Frauen aber 55 Prozent.
Steigende Kosten werden vor allem Frauen treffen
Und auch beim Blick in die Zukunft sieht es für einen schnellen Wandel in Richtung völliger Gleichstellung auf der ganzen Welt schlecht aus: Nach dem Bericht werden die steigenden Lebenshaltungskosten insbesondere Frauen treffen. Die Krise wegen steigender Nahrungsmittel- und Treibstoffpreise, Entlassungen während der Corona-Epidemie und unzureichender Fürsorge etwa für Ältere und Kinder, treffe Frauen überproportional, hieß es in einem Bericht.
Bericht: Frauen und Männer in 132 Jahren gleichgestellt
Wenn die Entwicklung so langsam weitergehe wie bisher, dauere es noch 132 Jahre, bis der Graben zwischen den Geschlechtern weltweit überwunden sei. Im letzten Bericht waren es noch 136 gewesen.