Razzien in Belgien und Niederlanden Sprenger von Geldautomaten gefasst
Mehr als 50 Geldautomaten sollen sie gesprengt und dabei 5,2 Millionen Euro erbeutet haben: Bei Razzien in Belgien und den Niederlanden haben deutsche Ermittler nun mehrere Männer festgenommen.
Bei einem Schlag gegen eine vor allem in Süddeutschland tätige Bande von Geldautomatensprengern sind in den Niederlanden mehrere Männer festgenommen worden. Die Täter sollen hierzulande mehr als 50 Geldautomaten gesprengt und dabei 5,2 Millionen Euro erbeutet haben.
"Es handelt sich hierbei um eine der größten Aktionen gegen Geldautomatensprenger in den Niederlanden", teilten die Landeskriminalämter Bayern und Baden-Württemberg sowie die Staatsanwaltschaft Bamberg gemeinsam in München mit. Mit Ausnahme eines Falls in Thüringen hatten sich die seit November 2021 aktiven Täter nach aktuellem Ermittlungsstand stets Geldautomaten in den beiden süddeutschen Bundesländern ausgesucht.
Sachschaden liegt bei 6,7 Millionen Euro
Am Montag hatten die Beamten bei Razzien in den niederländischen Provinzen Utrecht und Limburg sowie in Belgien in Zusammenarbeit mit der dortigen Polizei 16 Gebäude durchsucht. Dabei wurden neun per Haftbefehl gesuchte Männer im Alter von 25 bis 41 Jahren festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Bamberg stellte mittlerweile Auslieferungsanträge. Nach drei weiteren wird aktuell noch gefahndet.
Bei der Razzia sei außerdem Bargeld in sechsstelliger Höhe beschlagnahmt worden, dazu Fahrzeuge, Werkzeug, mehrere Luxusuhren und Markenbekleidung. "Außerdem wurden neun vorbereitete Sprengstoffpakete entdeckt", sagte Einsatzleiter Jürgen Harle vom Bayerischen Landeskriminalamt. Vermutlich für weitere geplante Taten. "Die Täterinnen und Täter sprengen sich völlig rücksichtslos den Weg zum Geld frei, riskieren das Leben unbeteiligter Menschen und zerstören Gebäude", teilte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) anlässlich der Festnahmen mit. Der Sachschaden sei dabei regelmäßig höher als die Beute. Bei der aktuellen Serie beläuft er sich nach Behördenangaben auf 6,7 Millionen Euro.
Tatserie begann 2021
Die Tatserie hatte den Erkenntnissen zufolge am 5. November 2021 im Unterallgäu begonnen, der bislang jüngste Fall war vor zwei Wochen ebenfalls im Unterallgäu. Beim ersten Fall knackten die Täter mit Sprengstoff und Brecheisen den Geldautomaten einer Sparkasse und stahlen daraus das Geld - anschließend sollen sie immer ähnlich vorgegangen sein.
Den Festgenommenen wird unter anderem das Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen vorgeworfen. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft Bamberg in zehn Fällen wegen versuchter Tötungsdelikte. In diesen Fällen sollen Menschen in besondere Gefahr gebracht worden seien. Zuletzt verwendeten die Täter oft feste Explosivstoffe, wodurch die Explosionen ein deutlich höheres Gefahrenpotenzial bekommen als bei der zuvor üblichen Methode der Sprengung durch eingeleitetes Gas. Die Ermittler sprachen von Skrupellosigkeit und einer außerordentlichen Gefährlichkeit bei der Ausführung der einzelnen Taten. Im Fall einer Verurteilung drohen allen Verdächtigen langjährige Haftstrafen.
2022 so viele Sprengungen wie noch nie
Bundesweit habe es im vergangenen Jahr 493 Geldautomatsprengungen gegeben, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) unter Berufung auf das Bundeskriminalamt. Im Vergleich zu Vorjahren sind das besonders viele. Viele Banden seien zudem noch aktiv. Und: "Die Erfahrung zeigt, dass die durch solche Ermittlungserfolge in den Reihen der Täter gerissenen Lücken schnell aufgefüllt werden."
In Baden-Württemberg blieb es im vergangenen Jahr zwar in elf Fällen beim erfolglosen Versuch, doch 23 Mal gelang den Tätern ihr Vorhaben. Im Vorjahr hatte es 24 Angriffe gegeben, 2020 gar 41 großteils erfolgreiche Versuche. Auch in anderen Bundesländern sind die laut Bundeskriminalamt oft aus den Niederlanden stammenden Banden ein handfestes Problem, so zum Beispiel im benachbarten Nordrhein-Westfalen.