Fast jeder zweite Frührentner betroffen Psychisch krank - früher in Rente
Fast jeder zweite Frührentner hat 2012 aus psychischen Gründen seine Arbeit aufgeben - rund 75.000 Menschen sind betroffen. Das geht aus einer Studie der Psychotherapeutenkammer hervor. Laut der Kammer verschärfen fehlende Behandlungsmöglichkeiten das Problem.
Die Belastung am Arbeitsplatz steigt - und damit auch die Zahl der Menschen, die wegen psychischer Probleme in den Ruhestand versetzt werden. Laut einer Studie der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtk) sind 2012 rund 75.000 Versicherte vorzeitig wegen psychischer Probleme in den Ruhestand versetzt worden, dies macht 42 Prozent aller Frühverrentungen aus. Fast jeder zweite Frührentner musste aus psychischen Gründen seine Arbeit aufgeben.
Im Durchschnitt waren die frühverrenteten Versicherten demnach 49 Jahre alt, ihre Erwerbsminderungsrente lag bei durchschnittlich rund 600 Euro im Monat.
Tendenz seit zehn Jahren steigend
Für ihre jährliche Studie wertete die Kammer die Daten der großen gesetzlichen Krankenkassen sowie der Deutschen Rentenversicherung aus. Demnach sind psychische Erkrankungen schon seit mehr als zehn Jahren die Hauptursache für gesundheitsbedingte Frühverrentungen in Deutschland.
Nach BPtk-Angaben stieg seit 2001 vor allem die Zahl der Fälle, in denen Depressionen (plus 96 Prozent), Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (plus 74 Prozent) und Suchterkrankungen (plus 49 Prozent) die Ursache für Frühverrentungen waren.
Zu wenig Behandlungsplätze
Die Psychotherapeutenkammer kritisierte fehlenden Behandlungsmöglichkeiten, die das Problem verschärfen würden. "Psychisch bedingte Frührenten könnten häufiger vermieden werden. Es mangelt an Behandlungsplätzen für psychisch kranke Menschen, aber auch an ausreichenden und für sie maßgeschneiderten Rehabilitationsleistungen", bemängelte der Präsident der Kammer, Rainer Richter. Psychisch kranke Menschen müssten in Deutschland im Schnitt drei Monate auf einen ersten Termin in einer Praxis warten. Viele gäben schon bei der Suche auf und blieben unbehandelt.
Die Ursachen für psychische Erkrankungen seien ganz unterschiedlich. Neben biologischer Veranlagung und persönlichen Merkmale und Erfahrungen gehörten dazu auch gesellschaftliche Faktoren wie psychische Belastungen in der Arbeitswelt.
Hoher Druck im Dienstleistungssektor
Gerade in Dienstleistungsbereichen seien Arbeitnehmer höherem Druck ausgesetzt als in klassischen Industriesektoren. Zu den wichtigsten Faktoren zählten Zeitdruck, komplexe Aufgabenstellungen, Verantwortung sowie abnehmende Arbeitsplatzsicherheit. Auch Arbeitslosigkeit könne psychisch sehr belasten.