Feuerwerksverkauf gestartet Das große Böllern - bald verboten?
Seit heute läuft der Feuerwerksverkauf - und seit Wochen wird über Sinn oder Unsinn der Böllerei diskutiert. Erstmals hat auch Hannover eine Verbotszone eingerichtet. Fragen und Antworten zum Thema Feuerwerk.
Wie lange wird Feuerwerk verkauft?
Der Verkauf von Feuerwerk der Kategorie F2 - dazu zählen Raketen, Batterien und Knallkörper - ist auf die letzten drei Tage des Jahres beschränkt. In diesem Jahr ist er bereits ab dem 28. Dezember erlaubt, da einer der gesetzlich vorgesehen Verkaufstage auf einen Sonntag fällt. Der Verkauf endet am 31. Dezember.
Böller der Kategorie F2 dürfen nur am 31. Dezember und 1. Januar abgebrannt werden. Wer sie nutzen will, muss volljährig sein. In unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen ist das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände nicht erlaubt.
Wieviel Geld geben die Deutschen für Feuerwerk aus?
Im vergangenen Jahr wurde mit dem Verkauf von Feuerwerk ein Umsatz von 137 Millionen Euro erzielt. Die Hälfte des Umsatzes entfällt auf Batterien und Verbundfeuerwerke, ein Fünftel auf Raketen. Der Anteil importierter Feuerwerkskörper am Umsatz liege bei 75 Prozent.
Obwohl in Europa nur zugelassenes Feuerwerk verkauft und abgebrannt werden darf, bieten Internethändler in den letzten Jahren zunehmend illegale Böller an. Experten warnen regelmäßig vor den Gefahren durch diese verbotenen Böller. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) rät, nur geprüftes Feuerwerk zu kaufen, das mit CE-Zeichen und BAM-Registriernummer gekennzeichnet ist.
In vielen historischen Stadtkernen in Niedersachsen gibt es - wie hier in Lüneburg - seit Jahren ein Böllerverbot an Silvester.
Wo ist Feuerwerk auch zum Jahreswechsel verboten?
Wegen der Brand- und Verletzungsgefahr haben mehrere Kommunen das Abbrennen von Böllern in ihrer Innenstadt untersagt. In Göttingen, Düsseldorf, Tübingen und Celle gibt es etwa schon seit Jahren ein Feuerwerksverbot in den Altstädten. Zum Schutz der Tiere in der Natur sind Feuerwerkskörper auch in Nationalparks verboten.
In diesem Jahr hat erstmals auch Hannover ein Verbot angekündigt. Wie Polizeipräsident Volker Kluwe bei tagesschau24 erklärt, betrifft es jedoch nur einen Bereich in der Fußgängerzone und um den Hauptbahnhof herum. Hier hätten in den vergangenen Jahren die baulichen Gegebenheiten und die große Zahl von Feiernden dazu geführt, dass Menschen nicht mehr vor Knallkörpern hätten weglaufen können. Die Polizei will mit dem Verbot auch Randalierer abschrecken, die eigens zum Böllern anreisen. Im vergangenen Jahr hatten sich vermehrt Gruppen mit Feuerwerkskörpern beschossen.
Wie wird ein solches Verbot durchgesetzt?
In Hannover ist laut Kluwe nicht nur das Abbrennen, sondern schon das Mitführen von Feuerwerk im betroffenen Gebiet verboten. Deshalb wolle die Polizei schon ab 20 Uhr darauf achten, wer die Verbotszone mit welchen Gegenständen betritt. Vor allem an U-Bahnstationen und am Hauptbahnhof soll kontrolliert werden.
Menschen, die gegen das Verbot verstoßen, werden Kluwe zufolge zunächst angesprochen. Sie können dann die Verbotszone verlassen - oder aber sie bleiben, müssen dann aber die Feuerwerkskörper abgeben. Diese würden vernichtet. "Sollten sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, werden wir diese Sachen sicherstellen oder beschlagnahmen und die Personen dann gegebenenfalls mit einem Platzverweis belegen."
Auch wegen der Feinstaubbelastung steht Feuerwerk in der Kritik. Wie hoch ist sie an Silvester?
Regelmäßig schießen zum Jahreswechsel die Werte in die Höhe, besonders in Großstädten. Das Umweltbundesamt (UBA) erwartet zu Silvester die Freisetzung von rund 4500 Tonnen Feinstaub. Das sei in etwa die Größenordnung der Vorjahre, sagt UBA-Meteorologin Ute Dauert. In der ersten Stunde des neuen Jahres können die Feinstaubwerte, die normalerweise um die 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen, mitunter auf 2000 oder bis hin zu 4000 in die Höhe schießen.
Erfahrungsgemäß trifft eine hohe Feinstaubbelastung zu Silvester besonders Städte wie Berlin, München und Hamburg - Ballungsräume, in denen viele Menschen auf engem Raum Feuerwerk abschießen, zum Beispiel auf Feiermeilen.
Welche Rolle spielt das Wetter?
Wie groß die tatsächliche Feinstaubbelastung in der Silvesternacht wird und wie schnell sie wieder abklingt, hängt UBA-Meteorologin Dauert zufolge auch von den Wetterverhältnissen ab. Herrsche eine kalte Hochdruckwetterlage mit sehr eingeschränktem Luftaustausch, gehe die Feinstaubbelastung nur sehr langsam zurück. Das heißt, dass sich die winzigen Stückchen, die beim Abbrennen von Feuerwerk entstehen, durchaus mehrere Tage in der Luft halten - für Städte kann das der Expertin zufolge im Einzelfall extrem hohe Tagesmittelwerte von mehr als 500 Mikrogramm pro Kubikmeter bedeuten.
Zumindest aus gesundheitlicher Sicht wäre auf Regen und Sturm in der Silvesternacht zu hoffen - dann sinken die Feinstaubwerte in der Regel innerhalb von Stunden wieder auf Normalniveau ab. Das war etwa an Silvester 2017/2018 der Fall.
Welche Folgen könnte Feinstaub für die Gesundheit haben?
Feinstaub kann je nach Teilchengröße nicht nur tief in Lunge und Bronchien, sondern auch ins Blut gelangen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems hervorrufen. Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege bis zu Herz-Kreislauf-Problemen. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat wegen der Folgen für kleine Kinder, Senioren und chronisch Kranke dazu aufgerufen, weniger Feuerwerk einzusetzen oder ganz darauf zu verzichten.
UBA-Expertin Dauert sagte im ARD-Morgenmagazin, dass die Feinstaubbelastung in der Silvesternacht insbesondere ein Problem für Asthmatiker oder Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen sei. Diese würden eine deutliche Verschlechterung ihrer Symptome verzeichnen.
Könnte es nun ein Feuerwerksverbot in Innenstädten geben?
Ein generelles Feuerwerksverbot in Innenstädten ist wohl unwahrscheinlich. Zwar hat auch die Deutsche Umwelthilfe schärfere Vorschriften gegen Silvesterböller gefordert. "Wir möchten eine Verschiebung der Feuerwerksaktivitäten raus aus der Innenstadt", sagte der Geschäftsführer Jürgen Resch. "Entweder auf Flächen am Stadtrand, wo die Menschen ihre Feuerwerkskörper abfeuern können, oder noch besser ein professionelles Feuerwerk außerhalb sensibler Zonen, an dem sich alle erfreuen können und welches kaum Feinstaub erzeugt."
Der Deutsche Städtetag wies die Forderung jedoch zurück. Auch die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner (CDU), erteilte dem Vorstoß eine Absage. Die geltenden Regelungen reichten aus. "Dass es immer wieder Deppen gibt, die sich nicht daran halten, kommt leider auch in anderen Bereichen des Alltags vor", sagte sie dem "Spiegel". In einer freien Gesellschaft werde es immer "um das Austarieren von Regeln und verantwortungsbewusster Freiheit" gehen. Der Ansatz der Umwelthilfe sei "Bevormundung" und beeinträchtige das "Verantwortungsbewusstsein" der Bürger.