Festnahme in Bernau Tatverdächtiger plante Anschlag mit Schusswaffen
Es sollte offenbar ein "öffentlichkeitswirksamer Anschlag" auf die israelische Botschaft werden: Der in Bernau festgenommene mutmaßliche IS-Anhänger kommt wegen der Pläne in Untersuchungshaft.
Der in Bernau bei Berlin festgenommene Libyer hatte nach Erkenntnissen der Behörden einen Anschlag mit Schusswaffen auf die israelische Botschaft in Berlin geplant. Laut einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft wird Omar A. vorgeworfen, Anhänger der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) zu sein. Spätestens seit Oktober 2024 habe er beabsichtigt, einen "öffentlichkeitswirksamen Anschlag" auf die Botschaft zu verüben.
Der 28-Jährige war gestern in seiner Unterkunft von der Antiterroreinheit GSG9 festgenommen worden. Er wurde inzwischen einem Haftrichter vorgeführt, der Haftbefehl beantragte. Der Mann kommt in Untersuchungshaft.
ARD-Terrorismusexperte: "Festnahme erfolgte sehr kurzfristig"
Die Festnahme erfolgte nach Informationen von ARD-Terrorismusexperte Michael Götschenberg sehr kurzfristig, nachdem die deutschen Sicherheitsbehörden einen Tag zuvor einen Hinweis eines ausländischen Nachrichtendienstes bekommen haben sollen. Der Beschuldigte tauschte sich demnach in einem Chat mit einem IS-Mitglied über die Anschlagspläne aus. Nun müsse geprüft werden, wie konkret und wie weit fortgeschritten die Pläne waren.
Die Bundesanwaltschaft will noch heute weitere Details zu dem Fall bekannt geben. Der ARD-Terrorismusexperte erwartet, dass es sich dabei um die Ergebnisse der Durchsuchungen in der Unterkunft des Mannes in Bernau sowie einer weiteren Wohnung in Sankt Augustin bei Bonn handeln könnte. Dabei soll keine Waffe gefunden worden sein.
Nach ARD-Informationen hatte der Libyer vor, sich nach erfolgter Tat zu seinem bislang nicht tatverdächtigen Onkel in Sankt Augustin abzusetzen und später ins Ausland auszureisen - womöglich mithilfe von Schleusern. Wie die ARD aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll der 28-Jährige Ende 2022 nach Deutschland gekommen sein und kurz darauf einen Asylantrag gestellt haben. Im September 2023 wurde dieser abgelehnt. Zuerst hatte die Bild-Zeitung darüber berichtet.
Faeser betont Schutz israelischer Einrichtungen
Laut Michael Götschenberg passt der Fall zur gestiegenen Gefahr islamistischer Anschläge, die die Sicherheitsbehörden derzeit beschreiben. Die Entwicklung im Nahen Osten habe radikalisierte Islamisten auch hierzulande stark emotionalisiert und mobilisiert: "Der Krieg im Nahen Osten ist derzeit der Trigger schlechthin."
Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Schutzes israelischer und jüdischer Einrichtungen. Er sei "lebenswichtig" und habe für die Bundesregierung "höchste Bedeutung", erklärte die SPD-Politikerin. "Wir handeln mit höchster Wachsamkeit und Aufmerksamkeit angesichts der hohen Bedrohungslage durch islamistische, antisemitische und israelfeindliche Gewalt."
Der israelische Botschafter Ron Prosor dankte den deutschen Sicherheitsbehörden, "dass sie die Sicherheit unserer Botschaft gewährleisten". "Der muslimische Antisemitismus beschränkt sich nicht auf hasserfüllte Rhetorik, sondern fördert den weltweiten Terrorismus", sagte Prosor der Nachrichtenagentur dpa. "Die Mitarbeiter der israelischen Botschaft sind besonders gefährdet, weil sie an vorderster Front der Diplomatie stehen."