SPD stellt Wahlkampagne vor Scholz, Scholz und nochmals Scholz
Bei ihrer Kampagne für die Bundestagswahl setzen die Sozialdemokraten vor allem auf einen: Olaf Scholz. Noch vor wenigen Jahren von den Genossen abgestraft, ist er nun der große Hoffnungsträger der Partei.
"Mutig" nennt SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil das Kampagnendesign. Man wolle wahrgenommen werden und durchdringen im bunten Allerlei der Werbebotschaften. Dafür setzt die Partei auf eine so markante wie auffällige Gestaltung ihrer Plakate. Getaucht in leuchtendes SPD-Rot, kombiniert mit Schwarz-Weiß-Fotos von Olaf Scholz, leicht verfremdet mit Weitwinkel und dreidimensionaler Anmutung.
"Mutig" kann man es auch nennen, angesichts der aktuellen Umfragewerte aufs Kanzleramt zu setzen. Dafür müsste die Partei wenigstens die Grünen noch überholen. Die SPD geht in diesen Wahlkampf mit einer breiten Brust, die nicht so recht zu den seit Monaten schmalen Werten passen will. Immer wieder fällt bei der Kampagnenvorstellung das Kanzler-Wort: von "Kanzler-Wahlkampf" bis "Kanzlerplakate".
Auch der Zeitplan endet nach "Qualifying" und "Comeback" schlicht mit "Kanzler". An Kanzler-Spots für die Fernsehwerbung arbeite man noch, ergänzt Klingbeil. Wie sehr die SPD auf die Zugkraft von Scholz setzt, verdeutlicht das Wahlkampfmotto. "Scholz Packt Das an". Die Anfangsbuchstaben ergeben: SPD.
Vor vier Jahren wurde Scholz noch abgestraft
Scholz gleich SPD, SPD gleich Scholz - das war auch schon einmal anders. Es war einmal eine SPD, für die er nicht der Politiker der Herzen war. Es war einmal eine SPD, die Scholz nicht als Parteichef haben wollte. Es war einmal eine SPD, die Scholz wiederholt mit schlechtesten Ergebnissen bei Wahlen zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden abstrafte. Vor vier Jahren zum Beispiel, nach dem Debakel von Martin Schulz, landete Scholz bei nur rund 59 Prozent. Vernichtend.
Jetzt aber ist derselbe Mann der große Hoffnungsträger. "Wir alle stützen Scholz", so formuliert das Klingbeil. Das gelte auch für Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, die beiden also, die das Rennen um den SPD-Vorsitz mit einer starken Parteilinken im Rücken gemacht haben und nun auffällig unauffällig sind.
Menschen sollen wissen, wofür die SPD eintrete
Die Union gab sich bei ihrer Kampagnenpräsentation alle Mühe, den sogenannten "Unionskreis" als "schwarzen Faden" zu erklären. Dem setzen die Sozialdemokraten ihr klares Rot plus Schwarz-Weiß-Fotos entgegen. Keine Spielereien, kein Schnick-Schnack. Und während die CDU mit als Polizistin oder Pflegerin verkleideten Parteifunktionären auf ihren Plakaten für eine Lachnummer sorgte, kommen die Sozialdemokraten nicht in diese Verlegenheit. Sie zeigen ohnehin nur einen: Olaf Scholz.
Bei allen Wahlkampf-Großplakaten setze die Partei "komplett auf Olaf Scholz", so Klingbeil. Daneben gibt es noch kleinere, so genannte Themenplakate - ähnlich markant: weiße Slogans auf rotem Grund. Die Menschen sollten schließlich wissen, wofür die SPD eintrete, sagt der Generalsekretär. "Stabile Renten und gute Pflege", zum Beispiel, "12 Euro Mindestlohn - bessere Bezahlung für 10 Mio." steht da. Man wolle bezahlbare Mieten durch den Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr sowie einen Klimaschutz, der auf Innovationen setze und neue Jobs schaffe.
"Starker Kandidat, starkes Programm"
15 Millionen Euro will die Partei für den Wahlkampf ausgeben und dabei auch auf Social Media setzen. Das sei aber weniger als beim letzten Mal, setzt Klingbeil gleich hinzu. Wieviel von diesem Geld allein in das Design der Plakataktion fließe, will er nicht verraten.
Noch 53 Tage bis zur Wahl. Olaf Scholz habe schon jetzt 120 Wahlkreise - virtuell oder vor Ort - besucht. Nun stehe die große Tour an: Auftakt am 14. August in Bochum, Abschluss am 24. September ebenfalls in NRW, der "Herzkammer der Sozialdemokratie". 90 weitere Termine werde Olaf Scholz jetzt noch absolvieren.
"Wir haben einen starken Kandidaten, ein starkes Programm, einen klaren Plan und ein mutiges Design", so fasst der SPD-Generalsekretär die Kampagne zusammen. Und man setzt wie keine andere Partei auf den Aufruf zur Briefwahl. Den entsprechenden Umschlag hält Scholz auf den "Kanzler-Plakaten" in die Kamera. Die werde bei der Bundestagswahl voraussichtlich so wichtig wie noch nie sein. Die Corona-Pandemie muss Klingbeil dabei nicht eigens erwähnen.
SPD will Fehler der anderen betonen
Die SPD betont erneut das Bild der Einigkeit und Geschlossenheit, dass die Partei lange Zeit vermissen ließ. "Früher haben wir uns immer intern wie die Kesselflicker gehabt", hat mal Andreas Bovenschulte gesagt, Bremens SPD-Bürgermeister. Heute nicht mehr. Mit so viel Geschlossenheit kann man sich umso besser die Konkurrenz vorknöpfen. "Wir haben keinen Robert Habeck, der sich bei 'Lanz' reinsetzt, wir haben keinen Markus Söder, der in Talkshows gegen den Kanzlerkandidaten koffert."
SPD-Generalsekretär Klingbeil setzt auch auf Attacke. Man werde die Fehler der anderen betonen, das gehöre zur Wahlauseinandersetzung dazu. "Während zwei sich zerlegen, sticht der Dritte hervor", so blickt Klingbeil auf Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz. "Wer von den dreien kann es eigentlich?" Damit daran keine Zweifel aufkommen, gibt es zum Abschluss der Kampagnenpräsentation noch einen Anti-CDU-Film mit dem Fazit: "Eines ist bei der CDU ganz sicher nicht drin: Soziale Politik für dich".