Coronavirus Zwiebeln ziehen keine Viren an
Helfen Chlordioxid und Zwiebeln gegen das Coronavirus? Solche und ähnliche Mythen kursieren derzeit massenhaft durch soziale Netzwerke - und verunsichern viele Menschen.
Das Thema "Corona" bewegt die Welt. Die Informationsflut ist groß. In den sozialen Netzwerke werden vermehrt falsche, teilweise gefährliche Behauptungen und Verschwörungstheorien verbreitet. Einige Beispiele:
Behauptung: Das aktuelle Coronavirus ist gar nicht neu und es gibt schon lange Desinfektionsmittel dagegen.
Bewertung: Coronaviren sind zwar seit langem bekannt. Der aktuell grassierende Erreger-Typ ist aber erst kürzlich - wohl im November oder Dezember 2019 - von Tieren auf den Menschen übergesprungen.
Fakten: Bei dem Spray handelt es sich um das Flächendesinfektionsmittel "Vibasept", das nach Herstellerangaben unter anderem gegen "Coronavirus (SARS)" wirksam sein soll.
Coronaviren sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine große Virusfamilie. Bereits Mitte der 1960er-Jahre wurden erste Coronaviren identifiziert, so das Robert Koch-Institut (RKI).
Das Coronavirus, das sich gerade weltweit ausbreitet, wurde innerhalb dieser Familie neu entdeckt. Von der WHO wurde es zunächst 2019-nCoV genannt, für "novel coronavirus" (auf Deutsch: "neues Coronavirus"). Seit dem 11. Februar heißt es Sars-CoV-2. Es ähnelt stark dem Virus Sars-CoV, das 2002/2003 eine Pandemie auslöste, an der weltweit nach offiziellen Statistiken knapp 800 Menschen starben.
Ergänzung (19.3.): Grundsätzlich gibt es (auch) Desinfektionsmittel, die gegen Viren wirken. Sie werden "viruzid" bezeichnet. Das Robert-Koch-Institut liefert Angaben zur Unterscheidung:
Behauptung: Chlordioxid zu trinken hilft gegen das Coronavirus
Bewertung: Das ist nach Einschätzung verschiedener Behörden falsch, sie warnen vor gesundheitsschädlichen Wirkungen von Chlordioxid.
Fakten: Chlordioxid wird als Bleichmittel und zur Desinfektion verwendet. Die chemische Verbindung kann Haut und Schleimhäute reizen und ätzend wirken - je nach Konzentration. Mögliche Folgen einer Einnahme sind Hautverätzungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenversagen und Atemstörungen.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte stuft Produkte, die zu einer Chlordioxid-Lösung vermischt und als "Miracle Mineral Supplement" (MMS) verkauft werden, seit dem Jahr 2015 als zulassungspflichtig und bedenklich ein. Auch die US-Gesundheitsbehörde FDA warnt bereits seit einigen Jahren davor, die Chemikalie aufzunehmen.
Behauptung: Das Coronavirus soll eine Gesundheitskrise vertuschen, die durch Einführung von 5G in Wuhan verursacht wurde.
Bewertung: Das Virus steht weder in Zusammenhang mit Mobilfunk im Allgemeinen, noch mit dem neuen Übertragungsstandard 5G.
Fakten: Im Dezember 2019 werden erste Infektionen einer neuartigen Lungenkrankheit in China bekannt. Am 7. Januar 2020 identifizieren Experten ein neuartiges Coronavirus als Erreger, so die WHO.
Die chinesische Regierung hat bereits rund eineinhalb Jahre zuvor, im Mai 2018, grünes Licht für 5G-Tests der staatlichen Telekommunikations-Unternehmen in 16 Städten gegeben - darunter Wuhan, Peking und Shanghai. Im Oktober 2019 verkünden China Mobile, China Telecom und China Unicom, dass sie zum 1. November 2019 offiziell mit 5G starten würden.
Obwohl 5G zum Zeitpunkt des ersten Auftretens des Virus in Wuhan also schon einige Zeit im Einsatz ist, wird im Netz ein direkter Zusammenhang mit dem Start der Technologie hergestellt. Die meisten Wissenschaftler gehen grundsätzlich nicht davon aus, dass Mobilfunk die Gesundheit gefährdet.
Auch die zuständige Behörde in Deutschland sieht keinen Anlass zur Besorgnis: "Die gesundheitlichen Auswirkungen des Mobilfunks sind inzwischen gut erforscht", so die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz, Inge Paulini. Es gebe keinen Beleg für negative Folgen, wenn die Strahlung unterhalb der Grenzwerte liegt
Behauptung: Zwiebeln ziehen wie eine Art "Magnet" die Coronaviren aus der Luft.
Bewertung: Solche Heilkräfte gegenüber Viren haben Zwiebeln nicht.
Fakten: Zwiebeln wirken antimikrobiell. Das heißt, sie schränken die Ausbreitung von Mikroorganismen ein, indem sie diese töten oder deren Wachstum lähmen. Da die im Zwiebelsaft enthaltenen antimikrobiellen Schwefelverbindungen flüchtig sind, können Mikroorganismen durchaus auch in der Luft abgetötet werden.
Nach Aussage von Haike Antelmann, Professorin für Mikrobiologie an der Freien Universität, sind davon allerdings vor allem Bakterien betroffen. Es gebe bisher keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die antimikrobielle Wirkung der Zwiebel auch bei Viren wirkt.
Viren und Bakterien können Krankheiten auslösen. Beide sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. Der Unterschied: Bei Bakterien handelt es sich um kleine Lebewesen, die Krankheiten verursachen können. Viren dagegen sind keine Lebenwesen. Viren sind aber in der Lage, menschliche Zellen anzugreifen und sich dort einzunisten. (vgl. Robert-Koch-Institut)
Quelle: dpa