Regierung spricht von "Terror" Anschlag auf türkisches Luft- und Raumfahrtunternehmen
Nach Explosionen und Schüssen in der türkischen Hauptstadt Ankara spricht der Innenminister von einem Terroranschlag. Es gebe Tote und Verletzte. Ziel war demnach der Hauptsitz eines staatlichen Luft- und Raumfahrtunternehmens.
Türkischen Regierungsangaben zufolge wurden bei einem Terroranschlag auf ein Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt (TUSAS) im Großraum Ankara mehrere Menschen getötet und verletzt. Innenminister Ali Yerlikaya schrieb auf der Plattform X von drei Toten und 14 Verletzten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von vier Toten. Yerlikaya verwendete für die Todesopfer den Begriff "Märtyrer".
Dem Social-Media-Eintrag des Innenministers zufolge wurden zwei "Terroristen neutralisiert". Dabei blieb zunächst unklar, ob die Angreifer festgenommen oder getötet wurden. Zum Hintergrund der Tat gab es noch keine Informationen. Justizminister Yilmaz Tunc teilte mit, Ermittlungen seien eingeleitet worden.
Der staatsnahe Sender DHA berichtete von drei Attentätern, die mit einem Taxi angekommen seien. Daraufhin sollen Explosionen und Schüsse zu hören gewesen sein. In türkischen Medien heißt es, es könne sich um einen Selbstmordanschlag handeln. Es wurden Aufnahmen von Überwachungskameras veröffentlicht, auf denen zwei der mutmaßlichen Attentäter, ein Mann und eine Frau, mit Schusswaffen zu sehen sein sollen.
Der türkische Sender Ntv berichtet, es gebe eine Geiselnahme. ARD-Korrespondentin Katharina Willinger zufolge handelt es sich dabei um ein Gerücht. Nach Medienberichten fuhren zahlreiche Krankenwagen zum Ort des Anschlags.
Mitarbeiter in Bunkern, Gelände abgesperrt
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden Mitarbeiter des Unternehmens in Bunkern in Sicherheit gebracht. Die Umgebung sei abgesperrt worden. Die türkische Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine Nachrichtensperre zu dem Thema. ARD-Korrespondentin Katharina Willinger berichtete, auf Bildern von dem Gelände sei Militär zu sehen. Der Unternehmensstandort liege bei einem Militärstützpunkt.
Das Unternehmen Türkische Luft- und Raumfahrt (TUSAS) ist Entwickler und Produzent von Kampfflugzeugen und Drohnen. Es entwickelte unter anderem die Prototypen des türkischen Kampfflugzeuges Kaan mit. Laut Willinger handelt es sich um die größte Firma ihrer Art in der Türkei. Weltweit gehöre sie zu den größten 60.
In der Türkei findet in dieser Woche eine Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtmesse statt. Exporte des türkischen Verteidigungssektors sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Diverse Gerüchte im Umlauf
In der Vergangenheit hatten sowohl die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK schwere Anschläge verübt, auch in der Hauptstadt Ankara. Über beides werde nun auch in diesem Fall spekuliert, sagte Willinger.
Man sehe auf den Aufnahmen eine Frau, die ohne Kopftuch um sich feuert. Deswegen gingen viele türkische Beobachter davon aus, dass es sich nicht um einen islamistischen Anschlag handeln könne. Auch Gerüchte über die Beteiligung eines ausländischen Geheimdienstes seien im Umlauf. Die Mehrheit konzentriere sich mittlerweile aber auf möglichen PKK-Terror, erklärte Willinger weiter.
Mit Informationen von Uwe Lueb und Katharina Willinger, ARD-Studio Istanbul
In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir von einer Nachrichtenagentur Zahlen zu den türkischen Rüstungsexporten übernommen. Diese Zahlen waren aber nicht korrekt. Wir haben den entsprechenden Absatz daher gekürzt.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen