Krieg in Nahost Hamas stimmt Vorschlag für Feuerpause zu
Die Hamas will eigenen Angaben zufolge einen ägyptisch-katarischen Vorschlag für eine Feuerpause akzeptieren. Das teilte die Terrororganisation im Internet mit. Israels Premier Netanyahu kündigte weitere Verhandlungen an.
Die Hamas hat einen ägyptisch-katarischen Vorschlag für eine Waffenruhe im Nahost-Krieg akzeptiert. Der Leiter des Politbüros der Terrororganisation, Ismail Hanija, habe beide Vermittler darüber informiert, dass die Hamas ihren Vorschlag für eine Vereinbarung über eine Waffenruhe annehme, teilten die Islamisten auf ihrer Website mit. Nun komme es auf Israel an.
Am Abend äußerte sich Israels Premier Benjamin Netanyahu. Er sagte, der Entwurf der Hamas sei weit davon entfernt, die israelischen Forderungen zu erfüllen. Trotzdem werde man eine Arbeitsdelegation zu weiteren Gesprächen entsenden. Auch eine Vermittler-Delegation aus Katar wird am Dienstag in Kairo für weitere Verhandlungen erwartet.
Der israelische Minister Itamar Ben-Gvir hielt israelischen Medienberichten zufolge die Zustimmung der islamistischen Hamas für einen "Trick". "Es gibt nur eine Antwort auf die Tricks und Spiele der Hamas: einen sofortigen Befehl, Rafah zu erobern, den militärischen Druck zu erhöhen und Hamas weiter bis zur vollständigen Niederlage zu bedrängen", sagte der Rechtsaußen-Politiker.
In einer ersten Reaktion hatte ein israelischer Insider den Entwurf "inakzeptabel" genannt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sprach er von einem "aufgeweichten Vorschlag Ägyptens", auf den sich die Hamas beziehe.
Kriegskabinett billigt Rafah-Einsatz
Der Hamas-Vertreter Taher Al-Nono sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Entwurf umfasse eine Waffenruhe, den Wiederaufbau des Gazastreifens, die Rückkehr von Vertriebenen und eine Vereinbarung bezüglich der Freilassung von Gefangenen. Der Vize-Chef der Islamisten im Gazastreifen, Chalil Al-Hajja, sprach von einem Abkommen mit drei Phasen zu je 42 Tagen.
Auch die US-Regierung prüft eigenen Angaben zufolge die Zustimmung der Hamas zu dem Vermittler-Vorschlag. "Wir schauen uns derzeit diese Antwort an. Und wir besprechen sie mit unseren Partnern in der Region", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Der Frage eines Journalisten, welchen Inhalten des Vorschlags die Hamas genau zugestimmt habe, wich Kirby aus. Er werde nicht darauf eingehen, sagte er.
Für Israel war die Nachricht der Hamas vorerst kein Grund, die Pläne für eine Offensive in Rafah im Süden des Gazastreifens zu stoppen. Netanyahu erklärte, Israel werde seinen Einsatz in Rafah fortsetzen. Zuvor hatte das Kriegskabinett die Militäroperation einstimmig gebilligt.
Am Abend griff das israelische Militär erneut Ziele in Rafah an. Nach Angaben eines örtlichen Krankenhauses wurden dabei fünf Menschen getötet. Zudem seien mehrere Menschen nach israelischen Angriffen aufgenommen worden, erklärte das kuwaitische Krankenhaus in der Stadt in der Nacht. Aus Palästinenserkreisen und von Zeugen hieß es, im Bereich Rafah gebe es intensive israelische Militärangriffe.
Evakuierung Rafahs steht bevor
Stunden zuvor hatte Israel etwa 100.000 Palästinenser aufgefordert, mit der Evakuierung von Rafah zu beginnen. Die betroffenen Bewohner sollten sich in das Gebiet Al-Mawasi nahe der Küste begeben. In Al-Mawasi sei die Hilfe ausgeweitet worden, es stünden Feldlazarette, Zelte, Lebensmittel und Wasser bereit, sagte Militärsprecher Nadav Schoschani.
Nach der Nachricht von der Annahme des Vorschlags für eine Feuerpause gingen Menschen in Rafah jubelnd auf die Straßen. Laut Israel ist die Stadt die letzte Hochburg der Hamas. Israel hat sich zum Ziel gesetzt, die militant-islamistische Organisation zu zerschlagen, die bei einem Terrorangriff mit Verbündeten Anfang Oktober mehr als 1.200 Israelis getötet und etwa 250 entführt hatte.
US-Präsident Joe Biden äußerte in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu erneut seine Sorge über die Folgen einer möglichen Militäroffensive auf Rafah. Die Vereinigten Staaten als Israels engster Verbündeter haben die Regierung Netanyahu wiederholt gedrängt, auf eine Militäroffensive zu verzichten, um den Schutz der Zivilbevölkerung dort zu gewährleisten. In der Stadt haben mehr als eine Million palästinensische Zivilisten Schutz gesucht.