UN-Bericht Migranten fördern die Wirtschaft armer Länder
Laut einem UN-Bericht überweisen Migranten viel Geld in ihre Heimatstaaten - allein 2022 waren es 831 Milliarden Dollar weltweit. Damit sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Entwicklungsländer.
Es ist eine Welt in Bewegung, die im neuen Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) beschrieben wird. Nach den aktuellsten verfügbaren UN-Schätzungen gab es 2020 rund 281 Millionen Migranten. Dies entspricht etwa 3,6 Prozent der Weltbevölkerung. Die meisten von ihnen ziehen aus freien Stücken um, geregelt und auf legalem Weg.
Doch die Zahl der Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, ist stark gestiegen: 117 Millionen Menschen waren Ende 2022 dem Bericht zufolge aus ihrer Heimat vertrieben - ein neuer Höchststand. Die Gründe dafür sind laut IOM insbesondere Gewalt und Konflikte, doch auch ganz allgemein politische und wirtschaftliche Instabilität. Der Klimawandel zwinge zudem immer mehr Menschen zur Flucht. Die meisten flohen angesichts von Konflikten demnach aus Syrien, der Ukraine, Afghanistan, dem Südsudan und Myanmar.
"Instrument für menschliche Entwicklung"
Bei der Vorstellung des Weltmigrationsbericht in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, betonte IOM-Generaldirektorin Amy Pope jedoch auch die positiven Aspekte von Migration. Die Menschen würden viel Geld in ihre Heimatländer überweisen: 831 Milliarden Dollar waren es im Jahr 2022 - ein Rekord. Am meisten Geld gehe nach Indien, dahinter folgten Mexiko und die Volksrepublik China.
Schon seit den 1990er-Jahren überwiesen Migranten mehr Geld in die Heimatländer, als diese Entwicklungshilfe bekämen. Inzwischen übersteigen die Transfers auch die ausländischen Direktinvestitionen in diesen Ländern. Das Geld der Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, sei für viele der Herkunftsländer ein beträchtlicher Teil ihres Bruttoinlandsprodukts und aus dem Haushalt dieser Staaten nicht mehr wegzudenken.
Pope war es bei der Vorstellung des Berichts wichtig, auch die Vorteile für die aufnehmenden Länder hervorzuheben. "Die Länder, die Migration verstehen und sie bewusst als Instrument für menschliche Entwicklung einsetzen, werden am ehesten in der Lage sein, die Herausforderungen dieses Jahrzehnts und der Zukunft zu bewältigen", so Pope. Oberste Priorität müsse es deshalb sein, Migration sicher zu machen und illegale Migration zu unterbinden.
Deutschland weiter beliebtes Einwanderungsland
Die IOM betrachtet in ihrem alle zwei Jahre erscheinenden Bericht auch die Migrationsrouten. Die meisten Menschen weltweit emigrieren demnach aus Mexiko in die USA. Innerhalb der EU bleibt Deutschland eines der beliebtesten Einwanderungsländer. Noch immer kommen viele Menschen aus Polen oder der Türkei in die Bundesrepublik.
Für Wissenschaft und den akademischen Austausch ist Migration bereichernd. So ist Deutschland mit den USA und Australien zusammen eines der populärsten Zielländer für internationale Studierende. Doch auch deutsche Studentinnen und Studenten gehören zu den mobilsten. Etwa 100.000 von ihnen gingen im Jahr 2021 zum Studium ins Ausland.
Bemerkenswerter Ort der Veröffentlichung
Normalerweise stellt die IOM ihren Migrationsbericht am Sitz der Organisation in Genf vor. Dass man dieses Mal die Hauptstadt von Bangladesch gewählt hat, ist jedoch kein Zufall. Denn das südasiatische Land sei inzwischen Vorreiter in Sachen Migration: Seine Regierung engagiere sich in besonderer Art und Weise, wenn es um Migrationsfragen gehe, so Generaldirektorin Pope. Bangladesch sei genau der richtige Ort, um den Bericht zu veröffentlichen.
Dennoch ist die Flüchtlingspolitik der Regierung in Dhaka keinesfalls unumstritten. Denn in Bangladesch befindet sich das größte Flüchtlingslager der Welt mit fast einer Million Menschen - Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya. Sie werden in ihrer Heimat Myanmar von der dortigen Militärjunta verfolgt, Hunderttausende sind 2017 ins westliche Nachbarland geflohen.
Dort würden sie aber nicht gut behandelt, so die Kritik von Nichtregierungsorganisationen wie Human Rights Watch (HRW). Sie lebten unter prekären Bedingungen, dürften nicht arbeiten und hätten auch keinen Zugang zu Bildung. Hinzu komme, dass die Regierung in Dhaka die Rohingya abschieben wolle und dafür an einem Abkommen mit der myanmarischen Junta arbeite. Die Lage in Myanmar habe sich für die Muslime jedoch nicht verbessert, so die Einschätzung von HRW.