UN-Analyse zu Klimaplänen "Zeit für eine Supernova an Klimaanstrengungen"
Zu langsam, zu wenig, zu spät - eine UN-Analyse zeigt, dass die nationalen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. UN-Generalsekretär Guterres schlägt Alarm und fordert ehrgeizigere Ziele.
Eine Analyse der Vereinten Nationen zu den von den Staaten vorgelegten Klimaschutzplänen kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Welt ist weit davon entfernt, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. "Der Bericht zeigt, dass die Regierungen zusammengenommen Babyschritte gehen, um die Klimakrise abzuwenden", erklärte der Chef des UN-Klimasekretariats, Simon Stiell.
Die Weltklimakonferenz im Dezember in Dubai müsse ein "Wendepunkt" sein. "Die Regierungen müssen sich nicht nur auf stärkere Klimaschutzmaßnahmen einigen, sondern auch genau zeigen, wie sie diese umsetzen wollen", so Stiell.
Die internationale Staatengemeinschaft hat das Ziel vereinbart, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, um die katastrophalsten Folgen wie etwa mehr Dürren, Unwetter, Überschwemmungen und Hitzewellen abzuwenden.
Guterres: Welt bekommt Klimakrise nicht in den Griff
UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich alarmiert: "Die Welt schafft es nicht, die Klimakrise in den Griff zu bekommen". Die Staatengemeinschaft weiche weiterhin "massiv" von dem Ziel ab, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und damit die schlimmste Klimakatastrophe zu verhindern.
Guterres sagte unter Bezug auf die Auswertung, die nationalen Klimapläne stünden "in krassem Gegensatz zur Wissenschaft". Ein zentimeterweiser Fortschritt werde nicht genügen, sagte Guterres. "Es ist Zeit für eine Supernova an Klimaanstrengungen in jedem Land, jeder Stadt, jedem Sektor." Die Fristen für das Erreichen von Klimaneutralität müssten beschleunigt werden, damit Industriestaaten bis 2040 dem Ziel so nahe wie möglich kämen, Schwellenländer bis 2050.
Der UN-Generalsekretär mahnte einen raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen an. Nötig seien ehrgeizigere nationale Klimaziele. Regierungen müssten für das nötige Geld, Unterstützung und Partnerschaften sorgen. Auch hätten die Industriestaaten Vertrauen wiederherzustellen, indem sie ihre Finanzierungszusagen einhielten.
Anstrengungen wirken zu spät
Nach der jüngsten UN-Analyse der nationalen Absichtserklärungen würden die für die Erderwärmung verantwortlichen Treibhausgase nach dem Ende der aktuellen Dekade zwar nicht weiter ansteigen. Allerdings würden sie längst nicht so stark zurückgehen, wie es nötig wäre.
Selbst wenn all die Pläne umgesetzt würden, lägen die im Jahr 2030 noch ausgestoßenen weltweiten Treibhausgas-Emissionen demnach nur zwei Prozent unter dem Niveau von 2019. Dies bedeutet zwar, dass der Höchstwert des Ausstoßes noch in diesem Jahrzehnt gemessen würde - allerdings für die in Paris beschlossenen Klimaziele viel zu spät.
Anspruch und Realität gehen auseinander
Um die Erderwärmung wie angestrebt bei 1,5 Grad zu stoppen, müssten die Emissionen dem Weltklimarat zufolge im Jahr 2030 bereits 43 Prozent niedriger sein als 2019. Verglichen mit dem Jahr 2010 lägen die klimaschädlichen Emissionen im Jahr 2030 der Berechnung zufolge sogar immer noch 8,8 Prozent höher. Diese Prognose hat sich seit dem Stand im vorigen Jahr auch nur geringfügig verbessert.
Dass Staaten oft ihre eigenen Pläne zum Klimaschutz gar nicht oder nur schleppend umsetzen, ist in dieser Analyse noch gar nicht berücksichtigt.
Weltklimagipfel im Dezember in Dubai
In diesem Jahr wird der Weltklimagipfel COP28 von den Vereinigten Arabischen Emiraten in Dubai ausgerichtet. Das Treffen findet vom 30. November bis zum 12. Dezember statt. Ziel ist es, weltweit zusammenzuarbeiten, um die Erderwärmung zu begrenzen. Bislang hat sich die Erde seit dem vorindustriellen Zeitraum von 1850 bis 1900 um rund 1,2 Grad Celsius erwärmt.
Neben mehr als 140 Staatsoberhäuptern und hochrangigen Regierungsvertretern werden in Dubai mindestens 70.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Zu den Schwerpunkten der Verhandlungen zählt die Einrichtung eines Fonds für Schäden und Verluste, über den ärmere Länder unterstützt werden, die besonders unter klimabedingten Zerstörungen leiden.