Krieg gegen die Ukraine Selenskyj wirft Russland Staudamm-Verminung vor
Große Teile der Energie-Infrastruktur hat Russland in der Ukraine bereits gezielt zerstört. Laut Präsident Selenskyj nutzt die Armee nun auch Minen, um Kraftwerke unnutzbar zu machen. Er warnt vor einer "Katastrophe großen Ausmaßes".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, einen Staudamm in der südukrainischen Region Cherson vermint zu haben. "Unseren Informationen zufolge wurden die Aggregate und der Damm des Wasserkraftwerks Kachowka von russischen Terroristen vermint", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft am Abend.
Sollte der Damm brechen, würden 80 Siedlungen, darunter die Stadt Cherson, überflutet werden. "Der Nord-Krim-Kanal würde einfach verschwinden", warnte der ukrainische Staatschef. Dies wäre "eine Katastrophe großen Ausmaßes".
"Schlachtfeld Energiesystem"
Der Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka liegt am Fluss Dnipro in der Region Cherson, die derzeit von russischen Truppen kontrolliert wird. In einer Videoansprache beim EU-Gipfel in Brüssel hatte Selenskyj Russland zuvor vorgeworfen, die Energie-Infrastruktur seines Landes zu einem "Schlachtfeld" gemacht zu haben. "Die russische Führung hat den Befehl gegeben, das Energiesystem selbst in ein Schlachtfeld zu verwandeln", sagte der ukrainische Präsident. Moskau verfolge damit die Absicht, der Ukraine im Herbst und Winter Strom- und Heizprobleme zu bescheren und "so viele Ukrainer wie möglich in Ihre Länder zu schicken", sagte Selenskyj an die EU-Staaten gerichtet.
Weitere Luftangriffe auf kritische Infrastruktur
Unterdessen seien die russischen Luftangriffe auf die Infrastruktur in der Ukraine fortgesetzt worden, so Selenskyj. "Russische Truppen greifen unsere Kraftwerke weiterhin mit Raketen und Drohnen an. Am Ende wird auch eine solche russische Gemeinheit scheitern", sagte der ukrainische Präsident in seiner Videoansprache.
Russland wolle das Nachbarland noch mehr leiden lassen. "Aber dies mobilisiert nur die internationale Gemeinschaft, uns noch mehr zu helfen und noch mehr Druck auf den Terrorstaat auszuüben", so Selenskyj weiter.
Energieprobleme erwartet
Das ukrainische Versorgungsunternehmen Ukrenerho teilte am Abend mit, es erwarte heute infolge der beschädigten Anlagen im ganzen Land vorübergehende Einschränkungen im Energieverbrauch. Bereits am Donnerstag war das Unternehmen zu Stromabschaltungen gezwungen.
Der Berater im Präsidialamt in Kiew, Olexij Arestowytsch, schloss längerfristige Probleme nicht aus. "Wir können durchaus vor einer Situation stehen, in der wir Wochen oder sogar Monate ohne Wasser, ohne Licht und Wärme oder mit großen Einschränkungen sitzen werden." Er sei aber sicher, dass die Ukrainer die Probleme bewältigen würden.