Offensive gegen Russland Ukraine meldet eigene Luftangriffe
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben russische Stellungen im Süden aus der Luft angegriffen. Dabei seien Flugzeuge und Hubschrauber eingesetzt worden. Zudem konnte Kiew offenbar die russische Schwarzmeerflotte zurückdrängen.
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben im Süden des Landes mehrere Luftangriffe auf russische Stellungen geflogen. "Ukrainische Hubschrauber haben Schläge gegen Ansammlungen feindlicher Truppen im Gebiet Cherson geführt - und Flugzeuge gegen Munitionsdepots im Gebiet Mykolajiw", teilte der Generalstab mit. Die Ukraine hat die eigene Luftwaffe im Krieg wegen der russischen Luftüberlegenheit bislang nur spärlich eingesetzt.
An der Ostfront ist die Lage für das ukrainische Militär dagegen nach wie vor schwierig. Die russische Armee setzte ihren Sturm auf die Stadt Sjewjerodonezk fort. Der Bürgermeister der Stadt, Oleksandr Striuk, erklärte, die Lage ändere sich "stündlich". Es gebe "intensive Straßenkämpfe", die russischen Truppen setzten zudem "Luftschläge und schwere Artillerie ein".
Die Angreifer "sind dabei, die Stadt zu zerstören", nachdem "sie es nicht geschafft haben, sie in ein oder zwei Tagen einzunehmen", so Striuk weiter. Demnach sei die Evakuierung der verbliebenen Zivilisten wegen der dauernden Angriffe "fast unmöglich". Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
"Intensive Kämpfe" in Luhansk und Donezk
Die vollständigen Einnahme der Industriestadt Sjewjerodonezk bildet laut der Ukraine den derzeitigen Schwerpunkt der russischen Offensive. Kiew zufolge behielten die Soldaten aber die "Kontrolle", es werde nur im östlichen Teil gekämpft. Allerdings arbeiteten die Angreifer darauf hin, auch die Verteidiger im benachbarten Lyssytschansk zu "blockieren". Im Hinblick auf die Lage im Osten sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: "Am 103. Tag hält der ukrainische Donbass kräftig stand."
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Ukraine: Kämpfe an der gesamten Frontlinie
Der ukrainische Armeesprecher Olexander Motusjanyk berichtete von intensiven Kämpfen "praktisch entlang der gesamten Frontlinie in den Gebieten Luhansk und Donezk". Die russische Luftwaffe habe 39 Einsätze für Luftschläge auch außerhalb der Ostukraine geflogen. Besonders katastrophal sei die Situation im Gebiet Saporischschja, in dem die russische Armee die Gebietshauptstadt bedrohe, hieß es.
Angriffe russischer Soldaten in der Umgebung - im Raum Bachmut - seien abgewehrt worden, teilte der Generalstab mit. Weiter westlich rückten die russischen Truppen Richtung Slowjansk vor, ein weiteres strategisches Ziel im Donbass-Gebiet. In dem Ballungsraum ist das Hauptquartier der ukrainischen Streitkräfte stationiert.
Ukraine drängt Schwarzmeerflotte zurück
An der Grenze der Schwarzmeer-Gebiete Mykolajiw und Cherson hatten die ukrainischen Truppen dagegen zuletzt mehrere Ortschaften zurückerobert. Eine russische Gegenoffensive in Richtung Losowe - Bila Krynyzja sei trotz Artillerie- und Luftwaffenunterstützung erfolglos gewesen, hieß es im Bericht des Generalstabs.
Nach Angaben der Militärexperten des US-amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) gelang es den Ukrainern, die russische Flotte von der Schwarzmeer-Küste abzudrängen. Die russische Schwarzmeerflotte operiere nun in einem Sicherheitsabstand von 100 Kilometern, was den Druck auf die ukrainischen Häfen senke, heißt es in der jüngsten Analyse des ISW. Ähnlich hatte sich zuvor schon das ukrainische Verteidigungsministerium geäußert.
London: Russischer Vormarsch im Süden stockt
Eigenen Angaben zufolge haben das russische Militär und die von Moskau unterstützten Separatisten die Stadt Swjatohirsk unter Kontrolle. "Swjatohirsk ist praktisch befreit", sagte der Anführer der Separatistenregion Donezk, Denis Puschilin, im russischen Staatsfernsehen. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es zunächst nicht.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Die Fortschritte des russischen Militärs auf der südlichen sogenannten Popasna-Achse sind dagegen nach britischen Angaben in der vergangenen Woche ins Stocken geraten. Berichte über schweren Beschuss in der Nähe der Stadt Isium in der Region Charkiw legten nahe, dass das russische Militär erneut versuche, zur nördlichen Achse durchzudringen, teilte das britische Verteidigungsministerium auf Twitter mit.
"Russland wird mit großer Sicherheit einen Durchbruch auf mindestens einer dieser Achsen erzielen müssen, um taktische Gewinne in Erfolge auf operativer Ebene und Fortschritte in Richtung seines politischen Ziels umzusetzen, die gesamte Oblast Donezk zu kontrollieren", sagte das Ministerium. Die Regionen Donezk und Luhansk, in der die Stadt Popasna liegt, bilden zusammen den Donbass.