Reise des US-Präsidenten Mit dem Bulldozer durch Europa
Attacken gegen die NATO, Deutschland, oder gegen Theresa Mays Brexit-Strategie: Wo auch immer sich Trump in Europa aufhielt, hinterließ er Irritationen und Fassungslosigkeit. In den USA kommt das teilweise gut an.
Erst heftige Kritik, dann überschwängliches Lob - auf den ersten Stationen seiner Europareise wechselte US-Präsident Donald Trump zwischen den Extremen. Etwa beim Treffen mit Großbritanniens Premierministerin Theresa May und zuvor beim NATO-Gipfel in Brüssel. Dort sagte Trump, die Bundesrepublik werde vollkommen von Russland kontrolliert. Schließlich gebe es bald eine neue Gas-Pipeline zwischen den Ländern.
Doch nur wenige Stunden später, nach einem persönlichen Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel, betonte Trump, wie "gut, wie großartig" doch das Verhältnis zur Kanzlerin und Deutschland ist.
In den amerikanischen Medien wurde Trumps Reise genau begleitet, die Pressekonferenzen aus Brüssel und Großbritannien wurden live übertragen: Trumps Attacken gegenüber den NATO-Partnern dominierten die Nachrichtensendungen. So titelte CNN: "Es ist, als wäre die Welt verrückt geworden. Trumps Auftritt war unglaublich".
US-Präsident Trump und Kanzlerin Merkel auf dem NATO-Gipfel in Brüssel.
"Beeinflussen, wie sich die Dinge entwickeln"
Der Ton mit dem der US-Präsident seine Verbündeten, vor allem Deutschland in diesen Tagen angreift, erreichte in ein neues Level. Im Interview mit dem Sender Fox News sagte Aaron Blake von der "Washington Post", Trump wolle beeinflussen wie sich die Dinge entwickeln - egal ob es um Einwanderung geht oder um die Beiträge zur NATO.
"Er ist bereit Dinge zu sagen, die in der Vergangenheit niemand sagen wollte", so Blake. "Die anderen Staatschefs sind deshalb mit einer Situation konfrontiert, die sie nicht kennen. Und das führt zu der Fassungslosigkeit, die wir momentan bei ihnen beobachten."
Im amerikanischen Kongress herrschte nach Trumps Drohungen gegenüber den NATO-Partnern seltene Einigkeit. Sowohl das Repräsentantenhaus als auch der Senat verabschiedeten Resolutionen, in der sie dem Verteidigungsbündnis mit überwältigender Mehrheit ihre Unterstützung aussprechen.
"Trump bricht mit der bisherigen Ordnung"
Führende Demokraten bezeichneten Trumps Attacken gegen Deutschland in einer gemeinsamen Erklärung als unverschämte Beleidigung und Peinlichkeit.
Und auch unter den Republikanern gab es offene Kritik. Etwa vom Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Senat, Bob Corker. Trumps Rhetorik schade den USA, sagte er. Das sei so, "als schlagen wir unseren Freunden auf die Nase und dann strecken wir Leuten die Hand aus, die stark gegen uns arbeiten - wie Russland und Putin."
Bei anderen Republikanern löste der Präsident dagegen Begeisterung aus. Nach Trumps Treffen mit Premierministerin May, deren Brexit-Kurs er zuvor in einem Zeitungsinterview heftig kritisiert hatte, sagte der texanischen Kongress-Abgeordnete John Ratcliffe: "Trump macht es in Europa genau so wie hier in den USA: Er bricht mit der bisherigen Ordnung."
Er glaube, dass die meisten Amerikaner froh seien, dass Trump die USA weltweit an erster Stelle positioniere. "Selbst wenn es dabei um unsere Verbündeten geht, die uns - wie er sagen würde - nicht immer fair behandelt haben."
Möglicherweise folgen in den kommenden Tagen neue Trump-Tiraden, denn beendet ist seine Europareise noch nicht: Am Montag wartet in Finnlands Hauptstadt Helsinki der russischen Präsident Wladimir Putin auf ihn.