Trump beim "March for Life" "Eine Bewegung - aus Liebe geboren"
Noch nie hat ein US-Präsident an dem jährlichen "March for Life" - der Kundgebung gegen Schwangerschaftsabbrüche - teilgenommen. Trump wird heute als erster Präsident dabei sein. Es ist ja Wahlkampf.
"See you on Friday ... Big Crowd!" Jeanne Mancini, die Präsidentin des "Pro Life"- Marsch, dürfte elektrisiert gewesen sein, als sie Mitte der Woche Trumps überraschenden Tweet las: Erstmals in der 47-jährigen Geschichte der Großdemonstration gegen Abtreibung nimmt ein amtierender US-Präsident daran teil.
Mancini erinnert an den 22. Januar 1973, der für Amerikas Abtreibungsgegner als Schicksalstag gilt: Damals fällte der Oberste Gerichtshof das Grundsatzurteil "Roe vs. Wade" (Anm. der Red.: nach den beiden damaligen Prozessparteien benannt), das für alle Bundesstaaten den Weg freimachte für eine weitgehende Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen.
Abbrüche in fortgeschrittener Schwangerschaft
US-Präsident Trump geißelt "Roe vs. Wade" bei jeder Gelegenheit: "Wie Sie wissen, hat "Roe vs. Wade" für einige der freizügigsten Abtreibungs-Gesetzgebungen der Welt gesorgt", moniert Trump. Die USA seien neben China und Nordkorea eines von nur sieben Ländern weltweit, in denen Abbrüche in der fortgeschrittenen Schwangerschaft legal seien.
Seit 1974 marschieren Amerikas Abtreibungsgegner unermüdlich jedes Jahr im Januar in Washington. Bereits 2017 - unmittelbar nach Trumps Amtseinführung - hat Vizepräsident Mike Pence persönlich an dem Marsch teilgenommen und seither jedes Jahr. Der Präsident selbst sendete aber bisher nur Videobotschaften.
Seit 1974 marschieren Amerikas Abtreibungsgegner jedes Jahr in Washington, dieses Jahr ist auch US-Präsident Trump dabei.
Trump: Amerika und alle Kinder lieben
Der "Marsch für das Leben" sei eine Bewegung, die aus Liebe geboren sei, schwärmt Trump. Die Teilnehmer würden Amerika lieben und alle Kinder, geboren oder ungeboren. Seit seinem Amtsantritt hat Trump systematisch Bundesrichterstellen mit Konservativen besetzt, darunter zwei am Supreme Court, am Obersten Gerichtshof. Entsprechend hoffen Amerikas Abtreibungsgegner, dass "Roe vs. Wade" noch zu Trumps Amtszeit zurückgenommen wird. Der Präsident schürt diese Hoffnung bei jeder Gelegenheit:
Meisten Republikaner sind "Pro Life"
Immer mehr politische Entscheidungsträger seien "Pro Life" - so nennt man in den USA Abtreibungsgegner. Im Gegensatz zu "Pro Choice" - für die Wahlfreiheit - das Kürzel für Abtreibungsbefürworter. Die meisten Republikaner sind wie Trump und Pence "Pro Life". Die Mehrheit der Demokraten sind dagegen "Pro Choice" - auch wenn es Ausnahmen gibt.
Kristen Day spricht für die Gruppe "Democrats Pro Life" und klagt, dass ihr gesamtes politisches Leben lang gesagt wurde, sie gehöre wegen ihrer Einstellung zu Abtreibungen nicht in die demokratische Partei.
Keinesfalls ein Wahlkampfauftritt
Mancini, die Präsidentin des "March Pro Life", umwirbt Leute wie Day: Sie versteht ihre Bewegung als überparteilich. Weshalb Trumps demonstrative Solidarität auch ein zweischneidiges Schwert für sie ist: Die heutige Kundgebung soll keinesfalls als Wahlkampfauftritt des vom Impeachment-Verfahren angeschlagenen Präsidenten missverstanden werden. Auch Mancini ist gespannt, ob dieses Jahr wegen Trumps Teilnahme mehr Abtreibungsgegner dabei sein werden als die geschätzten 300.000 des Vorjahres.
Trumps Strategie, sich so nachdrücklich wie keiner seiner Vorgänger gegen Abtreibung zu positionieren, trägt bereits Früchte: Die "Susan B. Anthony List", eine einflussreiche Anti-Abtreibungs-Organisation, kündigte vor ein paar Tagen an, sie werde 52 Millionen Dollar für Trumps Wiederwahl spenden - eine Rekordsumme.