Frage vom 19.03.2011 Sind die Brennstäbe nun geschmolzen oder nicht?
Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Super-GAU im AKW Fukushima zunehmend. Trotzdem ist offenbar noch unklar, ob die Brennstäbe bereits schmelzen. Sie liegen seit Tagen teilweise trocken.
Die Reaktorkerne sind seit vielen Tagen fast trocken. Die Brennstäbe stehen meterhoch aus dem restlichen Kühlwasser heraus. Mindestens. Und hieß es nicht immer: wenn ein Kern trocken wird, dann schmilzt er in weniger als einer Stunde völlig? Niemand kann derzeit ins Innere der Reaktoren sehen, sogar die meisten Messinstrumente sind ausgefallen.
Trotz Abkühlung der Reaktoren keine Entwarnung
Heute Mittag ist wohl ein Hubschrauber über das Kraftwerk geflogen und hat die Temperatur an der Oberfläche der Reaktorbehälter gemessen: weniger als 100 Grad, jubelt der japanische Verteidigungsminister im Fernsehen. Auch in den Blöcken 5 und 6, die ja zum Unglückszeitpunkt außer Betrieb waren, sinkt die Temperatur. Das sind gute Nachrichten. Trotzdem sagt die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, dass die Brennstäbe “beschädigt” seien. Das darf man sich wohl so vorstellen, dass Teile des Materials, der Brennstäbe, Steuerstäbe und des Behälterkastens ineinander verschmolzen sind. Bei rund 1200 Grad wird Uran flüssig. Ganz gleich wie viel das ist: offenbar ist nichts davon nach unten durchgeschmolzen. Und das, obwohl in Fukushima offenbar noch keine so genannten Core-Catcher eingebaut wurden, Wannen, die das schmelzende Material daran hindern sollen, ins Grundwasser zu kommen.S
Erfolgreiche Kühlung?
Die mehr oder minder hilflos wirkenden Versuche, die Reaktoren von außen zu kühlen, scheinen doch einigen Erfolg gehabt zu haben. Zu dieser Stunde jedenfalls sieht es so aus, als könnte sich die Situation entwicklen wie eine größere Ausgabe des Three-Mile-Island-Falles. 1979 gab es in den USA in diesem Kraftwerk ebenfalls eine Teilschmelze, die gestoppt werden konnte. (Auch das war ein schwerer Unfall, vgl. den vorigen Blog-Eintrag von mir.) Mit der Zeit nimmt auch die Nachzerfallswärme deutlich ab. Es gibt also Hoffnung, dass es nicht noch schlimmer kommen muss. Das alles macht aber nicht mehr rückgängig, was schon geschehen ist. Und das ist schlimm genug. Und das radioaktive Material, was da frei geworden ist, bleibt uns teilweise sehr lange erhalten. Das was dort noch liegt, wird für sehr lange Zeit ein Problem sein.
Mehr interessante Beiträge gibt’s übrigens auch über unseren Tweet.
Die SWR-Uweltredakteure Werner Eckert und Axel Weiß haben im Blog zahlreiche Fragen zu Fukushima beantwortet. tagesschau.de hat diese ursprünglich für das Blog verfassten Texte nun zu einem Dossier zusammengefasst.