Kundgebung in Glasgow Tausende Schotten fordern Unabhängigkeit
Die schottische Regierungschefin Sturgeon hat bei einer umjubelten Rede in Glasgow die Unabhängigkeit von Großbritannien gefordert. Die Eigenständigkeit sei zum Greifen nah, sagte sie vor etwa 20.000 Menschen.
In Glasgow haben Tausende Menschen für eine Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien demonstriert. An dem "Marsch für die Unabhängigkeit" beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter etwa 20.000 Menschen.
Erstmals seit fünf Jahren trat Regierungschefin Nicola Sturgeon bei einer solchen Kundgebung auf, die der Menge mit einer kämpferischen Rede anheizte. Sturgeon warnte, ein Sieg der Konservativen des britischen Premierministers Boris Johnson bei der Parlamentswahl bedeute, dass "Schottland gegen seinen Willen aus der europäischen Staatenfamilie gerissen wird". Die bessere Alternative sei, ein unabhängiges Land zu werden.
Die 49-Jährige bezeichnete die Parlamentswahl am 12. Dezember als die wichtigste ihres Lebens. Sie kritisierte, nicht zu einem Fernsehduell mit Johnson oder Oppositionsführer Jeremy Corbyn eingeladen worden zu sein. Sie sei bereit, mit einem von beiden oder beiden gleichzeitig zu debattieren - egal wann und egal wo. Die schottische Fahnen schwenkende Menge quittierte die Aussage mit lautem Jubel.
Corbyn lehnt Referendum ab
Labour-Chef Corbyn hatte Aussagen Sturgeons zurückgewiesen, wonach seine Partei im Falle eines Wahlsieges einem schottischen Referendum nicht im Wege stehen würden. Eine Volksabstimmung sei "weder notwendig noch wünschenswert", machte er deutlich.
Am Rande der Unabhängigkeitskundgebung in Glasgow demonstrierten einige Menschen mit britischen Fahnen für einen Verbleib im Vereinigten Königreich.
Schottische Fahnen dominierten bei der Kundgebung
"So nah wie nie zuvor"
Vor ihrer Rede hatte Sturgeon in einem Beitrag auf der Internetseite ihrer Scottish National Party (SNP) geschrieben: "Ein unabhängiges Schottland ist so nah wie nie zuvor. Es ist wirklich in Reichweite."
Bereits am Freitag kündigte sie an, noch vor Weihnachten in London ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum zu beantragen. Die dafür nötige Zustimmung der britischen Regierung ist allerdings fraglich.
In einem Unabhängigkeitsreferendum vor fünf Jahren hatten 55 Prozent der Schotten gegen eine Abspaltung gestimmt. Bei der Brexit-Abstimmung 2016 sprach sich eine deutlichere Mehrheit (62 Prozent) für einen Verbleib in der EU aus. Daraufhin wurden Rufe nach einem neuen Unabhängigkeitsvotum laut.