Arbeitsleben im Vergleich Wie machen es andere Länder mit der Rente?
Angesichts der wachsenden Zahl von Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland mehren sich die Rufe nach einem längeren Verbleib älterer Beschäftigter im Arbeitsleben. Bundeskanzler Scholz fachte die Debatte jüngst wieder an. Wie machen das andere Länder?
Österreich: Höhere Beiträge, dafür später mehr Geld
Die Menschen in Österreich gehen im Schnitt nicht nur früher in Rente als Arbeitnehmer in Deutschland - sie bekommen dann auch mehr Geld. Dass dafür die Beiträge höher sind, wird mehrheitlich akzeptiert. In Österreich heißt die Rente Pension. Nahezu alle Erwerbstätigen zahlen in das System ein - auch Selbstständige, Politiker und zunehmend auch Beamte. Betriebliche und private Renten spielen also keine so große Rolle.
Weitere wichtige Unterschiede zu Deutschland: Der Arbeitgeber-Anteil ist höher, die Rente mit 67 nicht geplant und das Regelpensionsalter je nach Geschlecht unterschiedlich: 65 Jahre für Männer, 60 Jahre für Frauen. Von 2024 an soll auch die Grenze für die Frauen stetig angehoben werden. Ab 2033 dürfen auch sie erst mit 65 ohne Abschläge in den Ruhestand. Im Schnitt arbeiten die Frauen aber schon jetzt länger als vorgeschrieben, bei den Männern beträgt das tatsächliche Eintrittsalter gut 63 Jahre. Ausgezahlt wird die Pension 14 Mal im Jahr - es gibt nämlich eine Art Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Wer freiwillig länger arbeitet als 65, wird in Österreich mit einem Bonus belohnt: jährlich gut vier Prozent mehr, gedeckelt auf drei Jahre. Außerdem sinken in dieser Zeit die Versicherungsbeiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Schweden: Renteneintrittsalter steigt sukzessive
Schwedische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen immer später in Rente. Das liegt daran, dass das Renteneintrittsalter in den vergangenen Jahren angehoben wurde. Ab dem kommenden Jahr können Schwedinnen und Schweden frühestens mit 63 Jahren Rente beziehen.
Volle Bezüge bekommen sie im Alter von 66 Jahren. Im Schnitt haben sich die Schwedinnen und Schweden zuletzt mit knapp 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet - allerdings lagen die Altersgrenzen da noch niedriger. Neu ist, dass ab 2026 ein sogenanntes Richtalter gelten soll.
Die neue Altersgrenze orientiert sich dann an der Entwicklung der durchschnittlichen Lebenslänge. Weil die Lebenserwartung steigt, wird sich das Renteneintrittsalter aller Voraussicht nach sukzessive anpassen. Für 2026 gilt, dass mit 67 Jahren die volle Rente ausgezahlt wird.
Japan: Mehr als ein Drittel der über 65-Jährigen arbeitet
In Japan bezieht man ab 65 Jahren eine staatliche Grundrente. Doch in vielen Firmen beginnt die Pensionierung bereits mit 60 Jahren, und das bedeutet für die Menschen: Sie müssen noch mindestens fünf Jahre überbrücken - Firmen sind vom Staat angehalten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst lange weiter zu beschäftigen, am liebsten bis 75 Jahre.
Doch dies geht dann flexibel und heißt in der Praxis: Unternehmen können an den Beschäftigten festhalten, diese aber zu anderen Konditionen und in anderen Positionen beschäftigen. Gehalt und Arbeitszeit können deutlich gekürzt werden. Das hat aus Unternehmersicht den Vorteil, dass man mit den freiwerdenden Mitteln junge Kräfte aufbauen kann, ohne auf die Kompetenz des älteren Mitarbeiters verzichten zu müssen.
Schon jetzt arbeitet in Japan mehr als ein Drittel der über 65-Jährigen - ein weltweiter Rekord. 40 Prozent der Japaner wollen bis ins hohe Alter weiterbeschäftigt werden und das nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch, weil man etwas zur Gesellschaft beitragen möchte. Dass die japanische Regierung an Firmen appelliert, Menschen bis ins hohe Alter zu behalten, kommt nicht von ungefähr. Bis 2040 wird jeder vierte Japaner über 75 Jahre alt sein.
Spanien: Wer lange einzahlt, kann früher in Rente gehen
In Spanien wird das gesetzliche Renteneintrittsalter im Rahmen einer gleitenden Übergangszeit angehoben. Jahr für Jahr geht es einige Monate später in Rente, die Grenze von 67 Jahren wird so im Jahr 2030 erreicht. Wer 2023 in Spanien in Rente gehen will, kann das regulär vier Monate nach seinem oder ihrem 66. Geburtstag tun. Wer besonders lange ins System eingezahlt hat, kann allerdings auch früher in Rente gehen - 37 Beitragsjahre und neun Monate reichen hier aus, um bereits mit 63 Jahren in den freiwilligen Vorruhestand zu gehen, also erheblich weniger als in Deutschland.
Es gibt auch die Möglichkeit des unfreiwilligen Vorruhestandes - also, falls jemand entlassen wird. Sind ausreichend Beitragsjahre zusammengekommen, ist das schon mit 61 Jahren möglich. Dazu muss man jedoch auch wissen, dass die durchschnittliche Lebensarbeitszeit in Spanien mit gut 35 Jahren mehr als drei Jahre kürzer ist als in Deutschland.
Portugal: Kopplung an Lebenserwartung
In Portugal betrug das normale Renteneintrittsalter in diesem Jahr 66 Jahre und sieben Monate. Wie zum Beispiel auch in den Niederlanden gibt es in Portugal einen automatischen Mechanismus, der das Renteneintrittsalter an die Entwicklung der Lebenserwartung koppelt. Maßstab ist hier die durchschnittliche Lebenserwartung mit 65 Jahren, steigt sie, so steigt auch das Renteneintrittsalter.
Im kommenden Jahr wie auch 2024 sinkt das gesetzliche Renteneintrittsalter in Portugal allerdings um drei Monate auf 66 Jahre und vier Monate. Grund ist der Rückgang der durchschnittlichen Lebenserwartung infolge der Corona-Pandemie. Eine vorgezogene Altersrente ist auch in Portugal unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Zu den Faktoren, die dabei berücksichtigt werden, gehören unfreiwillige Langzeitarbeitslosigkeit, Berufe, die die Gesundheit besonders belasten, wie Bergarbeiter, Fluglotsen aber auch Tänzerinnen und Tänzer und natürlich auch langjährige Beitragszahlungen.