Bekannte Installationskünstlerin Rebecca Horn mit 80 Jahren gestorben
International galt sie längst als Aushängeschild der Gegenwartskunst, in Deutschland kam der Ruhm erst später. Nun ist Rebecca Horn im Alter von 80 Jahren gestorben. In Erinnerung bleiben ihre magischen Kunstmaschinen.
Die Künstlerin Rebecca Horn ist tot. Sie sei am Freitagabend im Alter von 80 Jahren gestorben, sagte Peter Raue, Vorsitzender der von Horn gegründeten Moontower Foundation.
Horn war eine der wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. Mit den höchsten Preisen geehrt, schuf sie ein facettenreiches und vielschichtiges Werk. Es umfasst sowohl Skulpturen, Installationen und Performances wie auch literarische Texte. Zudem schrieb sie Drehbücher und führte Regie von Filmen sowie Opern.
Mit einem poetischen, rätselhaften und vielschichtigen Werk hat sich die gebürtige Hessin ins Gedächtnis eingeschrieben. Ob die frühen Federgewänder und Korsettkleider, die Lärmmaschinen oder die politisch aufgeladenen Rauminstallationen - immer geben ihre Arbeiten dem Betrachter Raum, sich anrühren zu lassen und die Fantasie auf Reisen zu schicken.
Horn verarbeitete persönliches Schicksal in der Kunst
1944 in Michelstadt im Odenwald geboren, studierte Horn in Hamburg und London. Bis 1981 lebte und arbeitete sie überwiegend in New York, später auch in Paris. 1989 übernahm sie eine Professur an der Berliner Hochschule der Künste. Seit 2007 baute sie die frühere Fabrik ihrer Familie im Odenwald zu einem Kunstzentrum aus.
Ihr künstlerisches Schaffen begann Horn während eines zweijährigen Klinikaufenthalts in der Studienzeit. Um die Isolation nach einer schweren Lungenentzündung und dem Tod der Eltern zu durchbrechen, beginnt Horn mit dem Schreiben und Zeichnen. Der menschliche Körper, Eros und Tod, Gewalt und Trauer werden zum Leitmotiv.
Horn schuf magische Kunstmaschinen
Berühmt wurde Horn durch ihre magischen Kunstmaschinen, bei denen sie Objekte wie Koffer, Geigen oder Röhren in geheimnisvolle Bewegung versetzte. Zu den bekanntesten Arbeiten gehört der "Schildkrötenseufzerbaum", aus dessen Schalltrichtern klagende Töne in vielen Sprachen dringen.
"Bei meinen Ausstellungen oder Filmen werden die Menschen Teil meiner Bilder", hatte Horn zu ihrem 70. Geburtstag gesagt. "Nicht nur sie bewegen sich, sondern auch meine Skulpturen. Und plötzlich begegnen sie sich in einem drehenden Spiegel und werden Teil dieses künstlerischen Prozesses."
Das amerikanische Guggenheim Museum widmete ihr schon 1993 eine große Retrospektive, die später als Wanderausstellung durch Europa ging. Weltweit gab es von New York bis London, von Paris bis Tokio mehr als 100 Einzelausstellungen ihres Werks, 2006 auch im Berliner Martin-Gropius-Bau. Zu ihren zahllosen Auszeichnungen gehörte 2010 der japanische Praemium Imperiale, einer der renommiertesten Kunstpreise der Welt.
Horn seit Schlaganfall im Rollstuhl
2007 schloss sich für sie auch persönlich ein Kreis: Im südhessischen Bad König konnte sie das frühere Anwesen ihrer Familie mit der väterlichen Fabrik zurückkaufen. Am Ort ihrer Kindheit gründet sie die Moontower Foundation, die neben der Bewahrung ihres Werks vor allem die Aufgabe hat, junge Künstlern zu fördern.
"Hauchkörper als Lebenszyklus" - so hieß 2017 eine der letzten Ausstellungen von Horn. Eine Arbeit dort ist im Nachhinein besonders anrührend: In einem Bronze-Abdruck ihrer Schuhe bewegen sich taumelnd zwei meterhohe filigrane Messingstäbe, ohne von der Stelle zu kommen. Die Jury des Wilhelm-Lehmbruck-Preises ehrte sie dabei als "eine der eigenwilligsten, innovativsten und experimentierfreudigsten Künstlerinnen Deutschlands." Nach einem Schlaganfall 2015 saß Horn im Rollstuhl.
Angst vor dem Tod habe sie nicht, hatte sie der Nachrichtenagentur dpa bei dem Geburtstagsinterview gesagt:
Mir hat meine Verbindung zum Buddhismus geholfen. Man ist eingebunden in einen Prozess, der immer weitergeht.