Dubioser Hintermann Gute Geschäfte mit Angolas Staatsfonds
Angola ist Afrikas zweitgrößter Ölexporteur. Große Teile der Bevölkerung leben dennoch in bitterer Armut. Ein Staatsfonds sollte den Wohlstand der Bevölkerung mehren. Profiteur ist aber vor allem ein Schweizer Geschäftsmann.
Auf einer eigenen Homepage wirbt der angolanische Staatsfonds, der Fundo Soberano de Angola (FSDEA), damit, dass er bei der sozialen und ökonomischen Entwicklung des Landes eine zentrale Rolle spiele. Bebildert mit lachenden Kindern wird auf der Homepage versprochen, der Fonds, der mit Geldern aus dem Staatsvermögen ausgestattet ist, bringe den Menschen Angolas Wohlstand.
Etwa jeder zweite Einwohner lebt dort in Armut. Fast jedes dritte Kind ist unterernährt. Ein großer Profiteur des Staatsfonds, das zeigen die "Paradise Papers", ist aber offensichtlich nicht die Bevölkerung Angolas, sondern ein Schweizer Geschäftsmann und Freund von José Filomeno dos Santos.
Dos Santos ist der Direktor des Staatsfonds, der 2012 gegründet wurde und nach eigenen Angaben derzeit fünf Milliarden Dollar Staatsvermögen verwaltet. Er ist der Sohn von José Eduardo dos Santos, der das Land bis August 2017 regiert hat und berüchtigt war für seinen autoritären Regierungsstil und das immense Vermögen, das er gemeinsam mit seiner Familie in 38 Jahren Regierungszeit anhäufte. Unter seiner Präsidentschaft wurde etwa seine Tochter, Isabel dos Santos, zur reichsten Frau Afrikas.
Etwa jeder zweite Angolaner lebt in Armut.
Geschäftsmann Bastos ist vorbestraft
Verwaltet wird der größte Teil der Gelder des Staatsfonds von der Quantum Global Gruppe mit Hauptsitz in Zug in der Schweiz. Die Firma gehört dem Geschäftsmann Jean-Claude Bastos, der sowohl die schweizerische als auch die angolanische Staatsbürgerschaft besitzt. Bastos und den Direktor des Staatsfonds verbinden eine enge Freundschaft und jahrelange Geschäftsbeziehungen.
In der Schweiz genießt Bastos allerdings einen zweifelhaften Ruf. 2011 verurteilte ihn ein Gericht zu einer hohen bedingten Geldstrafe, da er widerrechtlich Gelder einer Beteiligungsfirma ausbezahlt hatte, die unter seiner Kontrolle stand. Obwohl Bastos es öffentlich anders dargestellt hat, stellten die Richter in ihrem Urteil fest, Bastos habe im Zusammenhang mit einer Zahlung "indirekt sich selbst (...) bereichert".
Das Vertrauen in einen Vorbestraften zeuge von einem Mangel an Sorgfalt, sagt der kanadische Ökonom und Staatsfonds-Experte Andrew Bauer dem schweizerischen "Tages-Anzeiger". Dieser war mit dem ICIJ maßgeblich an den Recherchen zu dem Fall beteiligt. In der Regel müssten Manager sich in einem öffentlichen Verfahren um den Posten bewerben. "Bewerber mit einer einschlägigen Vorstrafe kommen in einem solchen Verfahren kaum zum Zug", sagt Bauer.
Beim angolanischen Staatsfonds FSDEA gab es jedoch kein solches Verfahren. Auf Nachfrage teilte der FSDEA mit, Quantum Global sei aufgrund objektiver Kriterien und seiner großen Erfahrung bei Investitionen in Afrika ausgewählt worden.
Enge Beziehung zum Chef des FSDEA: Jean-Claude Bastos
Hohe Gebühren
Im Jahr 2014 und 2015 gründete Quantum sieben Investmentfonds auf Mauritius, die drei Milliarden Dollar der angolanischen Staatsgelder wiederum investieren sollen. Die "Paradise Papers" zeigen, dass Bastos‘ mauritische Firma QG Investments Africa Management Ltd. dafür jährliche Managementgebühren von zwei bis 2,5 Prozent der drei Milliarden Dollar erhält. Das macht für ihn ein garantiertes jährliches Einkommen von 60 bis 70 Millionen Dollar.
"Dass ich gut verdiene, will ich nicht wegdiskutieren", sagte Bastos in einem persönlichen Gespräch mit dem "Tages-Anzeiger". Die Dividenden seien allerdings kein purer Gewinn, sondern nötig, um sein Firmennetz am Laufen zu halten. Seine Vergütung sei branchenüblich.
Das Kapital eines Staatsfonds ist Eigentum eines Staates. Der Fonds legt im Auftrag des Landes Geld an und verwaltet es. Das Kapital kommt unter anderem aus Haushalts- oder Devisenüberschüssen und soll als Reserve für die Zukunft dienen. Vor allem ölreiche Länder wie Norwegen und Saudi-Arabien verwalten die größten Staatsfonds der Welt.
Staatsfonds-Projekte, an denen Bastos' Firmen beteiligt sind
Bastos profitiert gleich in mehrfacher Hinsicht von den Geldern des Staatsfonds, die ja eigentlich zur Mehrung des Wohlstands der angolanischen Bevölkerung beitragen sollen. Neben seinen hohen Honoraren investiert er Gelder des Fonds in Projekte, hinter denen Firmen stecken, die wiederum ihm selbst gehören. So gingen 180 Millionen für den Bau eines Tiefseehafens in der angolanischen Provinz Cabinda an eine seiner Firmen.
Bastos bestreitet, vom Staatsfonds-Geld in unangebrachter Weise zu profitieren. "Es besteht und es bestand nie ein Interessenkonflikt", sagt er. Als Investor denke er langfristig und habe dasselbe Interesse am Erfolg der Projekte wie andere Aktionäre. Zudem schließe Quantum Global alle Vereinbarungen zu Marktbedingungen, denen auch unabhängige Partner zustimmen würden.
Auch eine weitere Verquickung wirft Fragen auf. So sitzt ein leitender Mitarbeiter der privaten Geschäfte von Bastos auch in den Investment-Komitees der sieben mauritischen Staatsfonds-Vehikel. Ein und dieselbe Person hat also sowohl das Privatvermögen von Bastos im Auge und entscheidet gleichzeitig mit, in welche Projekte die Gelder des Angolanischen Staatsfonds fließen.
"Die schweren Interessenkonflikte dieser Konstellation sind offensichtlich", sagt Staatsfonds-Experte Bauer. Bastos begründet die Besetzung mit der großen Erfahrung des Mannes, Investment-Vorschläge zu bewerten und zu hinterfragen.
In Angola bauen Bastos' Firmen mit Geld des Staatsfonds.
Vermögen neu bewertet
Während der FSDEA noch im Jahr 2015 stets Investitionen im Wert von drei Milliarden Dollar für die Fonds auf Mauritius auswies, wurde ab Mai 2016 plötzlich und ohne Begründung von rund 300 Millionen Dollar weniger gesprochen. Dieses Minus verschwand Ende 2016 dadurch, dass der Fonds seine Investments neu bewertete. Ob die hohen Zahlungen an Bastos Firmen der Grund dafür sind, dass sich das Vermögen des Staatsfonds plötzlich verringerte, bleibt unklar.
Die hohen Gebühren und Gewinne, die Bastos offenbar bei diesem Geschäft einnimmt, hindern ihn nicht daran, sich in der Öffentlichkeit als Wohltäter zu präsentieren. 2016 lässt er sich in der Presse mit den Worten zitieren, es sei eine Ehre, die angolanischen Gelder mit Sorgfalt zu verwalten, die ökonomische und soziale Entwicklung des Landes voranzutreiben und für einen starken Wertzuwachs zu sorgen. Auf seiner Homepage beschreibt er in blumigen Worten, dass Afrika seine Lebensaufgabe sei - auch in einer aktuellen Reaktion auf die Medienanfragen des ICIJ.