Kongolesischer Rebellenchef muss sich in Den Haag verantworten Bosco Ntaganda an Strafgerichtshof überstellt
Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer: Den Einsatz von Kindersoldaten, Mord und sexuelle Versklavung junger Mädchen wirft der Internationale Strafgerichtshof dem kongolesischen Rebellenführer Ntaganda vor. Nachdem dieser sich überraschend gestellt hatte, wurde er nun nach Den Haag gebracht.
Der mutmaßliche kongolesische Kriegsverbrecher Bosco Ntaganda ist im Haftzentrum des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH) in Den Haag angekommen. Das teilte das Gericht in der Nacht mit. Der lange gesuchte Rebellenführer, der sich selbst "Terminator" nennt, hatte sich am Montag in der ruandischen Hauptstadt Kigali in der dortigen US-Botschaft gestellt und um seine Auslieferung nach Den Haag gebeten. Vermutlich befürchtete er, von rivalisierenden Milizen getötet zu werden.
Der 39 Jahre alte ehemalige General war vom IStGH per Haftbefehl gesucht worden. Er wird für Kriegsverbrechen während des Bürgerkriegs im Kongo verantwortlich gemacht, unter anderem für den Einsatz von Kindersoldaten, Mord und sexuelle Versklavung junger Mädchen. Die Verbrechen, die Ntaganda zur Last gelegt werden, wurden in den Jahren 2002 und 2003 begangen.
Chefanklägerin Fatou Bensouda nannte die Überstellung Ntagandas einen großen Tag für die Opfer im Kongo. Auch der Weltsicherheitsrat und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon werteten die Ankunft des mutmaßlichen Kriegsverbrechers in Den Haag als positiven Schritt für die internationale Strafjustiz und für die Wiederherstellung von Frieden und Sicherheit im Osten der Demokratischen Republik Kongo.
Zwischen Rebellengruppen und Armee
Ntaganda soll am Dienstag formal angeklagt werden. Zuvor wird er medizinisch untersucht und bekommt einen Verteidiger zugewiesen.
Er wurde in Ruanda geboren und ist ein früherer Verbündeter des kongolesischen Milizenchef Thomas Lubanga, der vom IStGH wegen Kriegsverbrechen verurteilt wurde. Später schloss er sich einer kongolesischen Tutsi-Rebellengruppe an und wurde anschließend General in der kongolesischen Armee. Im Frühjahr 2012 desertierte er und wurde anschließend beschuldigt, den Aufstand der Rebellengruppe M23 im vergangenen Jahr angeführt zu haben. Vor Ntaganda hatte sich noch niemand freiwillig dem Internationalen Strafgerichtshof gestellt.
Im Kongo sind in den vergangenen 15 Jahren bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mehr als fünf Millionen Menschen ums Leben gekommen. In vielen Gebieten des Landes leiden die Bürger noch immer unter der Gewalt von Rebellen, obwohl dort UN-Blauhelme stationiert sind.