Indiens Premier in der Ukraine Modis Mission in Kiew
Indien will Vermittler im Krieg zwischen Russland und der Ukraine sein. Zu Moskau hat das Land traditionell einen guten Draht. Nun sucht Premier Modi auch die Nähe zu Kiew. Heute ist er dort zu Besuch.
Bei seinem Pressestatement gestern in Polen sprach Indiens Premierminister Narendra Modi auch über seine Mission in der Ukraine. Indien sei bereit, mit befreundeten Staaten zusammenzuarbeiten und Unterstützung zu leisten:
Indien ist der festen Überzeugung, dass kein Konflikt oder Problem auf dem Schlachtfeld gelöst werden kann. Deshalb unterstützen wir den Dialog und die Diplomatie zur schnellen Wiederherstellung von Frieden und Stabilität.
Es ist das erste Mal, dass ein indischer Premierminister die Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit besucht.
Historisch enge Beziehungen zu Russland
Schon Ende Juli hatte Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar Andeutungen gemacht - zu Indiens Selbstverständnis als Vermittler. Am Rande eines Außenministertreffens in Tokio mit Amtskollegen aus Japan, Australien und den USA. Dort erklärte Jaishankar, es sei angesichts des Ernstes der Lage wichtig, dass es Länder gebe, die mit Russland und der Ukraine in Kontakt stünden. Und hier wolle Indien aktiver werden.
Der Besuch in Moskau war für Modi der erste Auslandsbesuch in seiner dritten Amtszeit: Indien hat historisch sehr enge Verbindungen zu Russland, sieht Moskau als Verbündeten - gerade in seiner konfliktreichen Nachbarschaft mit Pakistan und China.
Zwei Drittel der indischen Militärausrüstung stammen aus russischer Produktion, Indien ist abhängig von Ersatzteilen. Nach den Sanktionen des Westens ist Indien für Russland ein wichtiger Handelspartner - vor allem als Abnehmer von russischem Öl. Und das wollte Russlands Präsident Wladimir Putin offenbar honorieren: Er verlieh Modi die höchste Auszeichnung des Landes.
Kritik von Selenskyj - und eine Einladung
Und genau dafür habe sich Modi viel Kritik gefallen lassen müssen - auch direkt vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, so Indien-Experte Tobias Scholz. "Deswegen war es Modi jetzt wichtig zu zeigen, dass er nicht nur ein Handlanger Russlands ist, sondern dass Indien strategisch autonom sein möchte", sagt Scholz. "Da war die Einladung von Selenskyj in die Ukraine eine sehr willkommene."
Niemand gehe davon aus, sagt Scholz, dass Modi mit einem Friedensplan in die Ukraine fahre. Für Selenskyj sei der Besuch dennoch ein starkes Signal gegen Russland und eine Möglichkeit für Anknüpfungspunkte mit Indien. "Die beiden werden sicherlich über humanitäre Unterstützung Indiens für die Ukraine sprechen. Sie werden aber auch darüber sprechen, wie Handel zukünftig zwischen der Ukraine und Indien erleichtert werden könnte."
Handel mit der Ukraine - wie sieht die Zukunft aus?
Vor dem Krieg hatte die Ukraine vor allem Weizen und Sonnenblumenöl nach Indien geliefert. Doch die Exporte sind stark zurückgegangen. Indien liefert vor allem Medikamente und mechanische Geräte. Indiens größtes Stahlunternehmen betreibt in der Ukraine weiterhin Werke.
Eine konkrete Agenda von Modis Besuch haben beide Länder vorab nicht veröffentlicht, wohl aus Sicherheitsgründen.