Merkel besucht Serbien Lob für den EU-Beitrittskandidaten
Merkels erster Besuch nach vier Jahren gilt als Signal der Unterstützung - für den Balkan und für Serbien. Sogar für Belgrads Verhandlungen in der ungeklärten Kosovo-Frage gab es Lob von der Kanzlerin. Insgesamt ein Fortschritt für den EU-Beitrittskandidaten.
Sie kam, sah und lobte auf ihrer bisherigen Balkantour. Erst in Albanien und dann in Serbien. In der serbischen Hauptstadt Belgrad bescheinigte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihrem sichtlich aufgeregten Amtskollegen Alexander Vucic, fast alles richtig zu machen - selbst bei den heiklen Gesprächen mit der ehemaligen serbischen Provinz Kosovo, deren Unabhängigkeit Belgrad nicht anerkennt. "Hier hat sich Serbien durch ein hohes Maß an Kompromissbereitschaft ausgezeichnet, um eine dauerhafte und stabile Lage zu bekommen", so Merkel.
Ein Fortschritt für den EU-Beitrittskandidaten Serbien. Der Unruheherd von einst bewirbt sich als Stabilitätsfaktor und verlässlicher Partner auf dem Balkan - in unsicheren Zeiten. Die begonnenen Wirtschaftsreformen bringen zwar schmerzhafte Einschnitte bei Löhnen und Renten mit sich, Entlassungen in Größenordnungen und die Schließung unrentabler Fabriken, aber auch eine Reduzierung des serbischen Haushaltsdefizites und Wachstum.
"Niemand ist von diesen Maßnahmen begeistert oder mit ihnen zufrieden", erklärt der serbische Premier Alexander Vucic. "Aber das Endergebnis wird viel besser sein als mit leichten Maßnahmen wie Schulden machen. Griechenland ist unser Freund, aber wir haben einen anderen wirtschaftlichen Weg gewählt und ich bin überzeugt, dass er ein gutes Ergebnis für Serbien bringen wird."
Merkel überrascht von Flüchtlingszahlen
Doch Serbien hat neues Problem, mit wachsenden Flüchtlingszahlen. Denn die Menschen aus den Kriegsgebieten, wie Syrien oder Afghanistan flüchten zunehmend über den Balkan. Serbien wird Transitland, 1000 Flüchtlinge pro Tag kommen unter anderem über Griechenland. Zahlen, die Merkel überraschten: "Es hat sich zwischen Juni und Juli total verschoben, dass die Route über den westlichen Balkan sehr stark ist. Das heißt, wir werden auch hier den Ländern helfen müssen. Und es nützt nichts, wenn sich jeder gegen den anderen abschottet."
Premier Vucic bedankte sich bei Merkel als "Schlüsselfigur bei der Stabilisierung der Verhältnisse auf dem Balkan". Auch habe die deutsche Bundeskanzlerin immer, wenn Serbien Probleme gehabt habe, eine Art und Weise gefunden, dem Land zu helfen. "Wir fordern kein Geld von Deutschland, auch keine Almosen, sondern Know-How", sagt Vucic. "Wir wollen von Deutschland lernen und so fleißig sein wie die Deutschen. Und wir wollen noch bessere Wirtschaftsergebnisse erzielen."
Vucic selbst hat zwei deutsche Experten im Team und lernt Deutsch. Im ehemaligen Palast Jugoslawien, heute Palast Serbien, bekräftigte der serbische Regierungschef seine Entschlossenheit, den europäischen Weg fortzusetzen und seine deutsche Amtskollegin Merkel versprach ihm dabei zu helfen. Wann der Beitrittskandidat Serbien mit der Eröffnung erster Kapitel bei den Beitrittsverhandlungen rechnen könnte, ließ sie aber offen.