Länderprofil Teil 2 Aufnahme in die "Achse des Bösen"
Während das Verhältnis zu Seoul sich schrittweise verbessert, verhärten sich auf internationaler Ebene die Fronten wieder: Im Februar 2002 verortet US-Präsident George W. Bush Nordkorea in einer "Achse des Bösen". Dem Land werden Atomwaffenprogramme oder sogar der Besitz nachgesagt - was die USA als Bruch bestehender Verträge werten. Pjöngjang verweist auf die seit seiner Gründung anhaltende Furcht vor einer Auslöschung durch amerikanische Atombomben.
Trauma der angedrohten Auslöschung
Tatsächlich soll auf dem Höhepunkt des Koreakrieges - der 1950 als Bürgerkrieg um die Wiedervereinigung des Landes begann und durch die Einmischung der Großmächte in einer Katastrophe endete - der amerikanische General MacArthur in Washington den Einsatz von "30 bis 50 Atombomben" gegen Nordkorea erbeten haben. Und tatsächlich haben die Amerikaner auch heute noch rund 40.000 Soldaten in Südkorea stationiert, davon viele an der UN-Pufferzone, die die beiden Staaten trennt. Noch am Ende des Kalten Krieges - so ist es verbrieft - lagerten die USA Nuklearwaffen in unmittelbarer Nähe der Grenze. Wenn Nordkorea also seinerseits Washington mit der Atombombe droht, ist das auch eine trotzige Geste nach Washington.
Ernste Bedrohung oder Nuklear-Bluff?
Diese Drohung wird im Herbst 2002 konkret: Pjöngjang teilt seine Entscheidung mit, einen Reaktor wiederanzufahren, in dem waffenfähiges Plutonium hergestellt werden kann. Damit gesteht Nordkorea offen ein, wieder am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Manche Analysten halten es allerdings nicht für wahrscheinlich, dass Pjöngjang einen funktionierenden Sprengsatz bauen kann. Sie gehen von einem Bluff aus, durch den Kim Jong Il den Preis für einen endgültigen Ausstieg aus dem kriegerischen Atomprogramm nach oben treiben will.
Den Amerikanern schließlich passt es ins geopolitische Konzept, dass es eine "ernsthafte" Bedrohung im asiatisch-pazifischen Raum gibt, mit der sie ihre Verbündeten bei der Fahne halten können.