Nach der scharfen Kritik von Erdogan an Deutschland Harmonie zwischen Merkel und Erdogan

Stand: 15.04.2007 19:59 Uhr

Erst Kritik, dann Lob: Der türkische Ministerpräsident Erdogan dankte Bundeskanzlerin Merkel für ihre Bemühungen um den türkischen EU-Betritt. Einen Tag zuvor klang das noch anders. In einem Interview sagte Erdogan, dass er von Deutschlands Haltung in dieser Frage enttäuscht sei.

Einen Tag nach der deutlichen Kritik an der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan versöhnlichere Töne angeschlagen. Nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel dankte er ihr dafür, dass "die Betrittsverhandlungen einen Aufschwung genommen haben". Auch Merkel betonte, dass Europa und die Türkei "enger zusammen rücken müssen".

"Übersetzungsfehler"

In der jüngsten Ausgabe des Magazins "Spiegel" hatte Erdogan Merkel kritisiert und ihr vorgeworfen, Deutschland setze sich nicht ausreichend für den EU-Beitritt der Türkei ein. Bezugnehemend auf seine Wortwahl meinte Erdogan, dass es sich dabei "wohl um einen Übersetzungsfehler" handelt. "Man kann doch keinen Angriff gegen eine Dame starten", sagte er.

Beide Politiker zeigten sich zuversichtlich, dass die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei noch in diesem Jahr Fortschritte machen würden. "Deutschland habe sich sehr intensiv bemüht, diese Dinge voran zu bringen", sagte der Ministerpräsident. Erdogan hält sich zur Zeit in Deutschland auf, zusammen mit Merkel eröffnete er die Hannover Messe. Die Türkei ist das diesjährige Partnerland der Messe.

Kritik an der deutschen Entscheidung

Im "Spiegel" hatte Erdogan besonders die Entscheidung kritisiert, die Türkei nicht zu den Feierlichkeiten zur 50-Jahr-Feier der EU in Berlin einzuladen. Dies sei ein "großer Fehler" gewesen. Zudem hatte er die EU zu einem "ehrlichen Umgang" mit dem Beitrittswunsch seines Landes aufgefordert. "Wir möchten einen Zeitplan für die Verhandlungen", so der Regierungschef. Als möglichen Beitrittstermin nannte er die Jahre 2014 oder 2015.