Streit um Verlegung eines Kriegerdenkmals Nato ruft Russland und Estland zu Verhandlungen auf
Im russisch-estnischen Streit um die Verlegung eines Kriegerdenkmals hat sich die Nato hinter ihr Mitglied Estland gestellt. Das Bündnis fordert eine diplomatische Lösung des Konflikts. Auch in der Nacht gingen die Übergriffe auf das estnische Botschaftsgebäude in Moskau weiter.
In den russisch-estnischen Streit um ein Kriegerdenkmal hat sich nach der Europäischen Union jetzt auch die Nato eingeschaltet. Das Bündnis sei "zutiefst besorgt", dass estnische Diplomaten in Moskau bedroht würden. Beide Seiten sollten den Konflikt auf diplomatischem Weg lösen. Auch die US-Regierung forderte Russland zur Einhaltung internationaler Konventionen auf. Estland ist eines der 26 Nato-Mitgliedsländer.
In Moskau gingen die Proteste vor dem estnischen Botschaftsgebäude auch in der Nacht weiter. Demonstranten warfen Steine gegen das Gebäude, mehrere Scheiben gingen zu Bruch. Die EU hatte bereits gestern gegen die Belagerung der Botschaft protestiert und Russland zum Schutz der diplomatischen Vertretung und ihrer Mitarbeiter aufgefordert. Moskau müsse dafür sorgen, dass keine estnischen Diplomaten zu Schaden kämen, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. Auch die deutsche EU-Ratspräsidentschaft äußerte sich "tief besorgt" über die wachsenden Spannungen zwischen Estland und Russland. Das Auswärtige Amt in Berlin bemüht sich nach eigenen Angaben, in Gesprächen mit allen Beteiligten zur Deeskalation beizutragen.
"Unser souveräner Staat wird schwer angegriffen"
Bereits seit mehreren Tagen versperren russische Demonstranten den Zugang zur estnischen Botschaft im Zentrum Moskaus. Zudem drangen mehrere Dutzend von ihnen in die Redaktionsräume der Zeitung "Argumenti i Fakti" ein, in denen die estnische Botschafterin Marina Kaljurand eine Pressekonferenz geben wollte. Der estnische Ministerpräsident Andrus Ansip sagte, die Proteste seien nicht mehr nur Sache einiger isolierter Demonstranten. "Unser souveräner Staat wird schwer angegriffen", so Ansip.
Verlegung eines Kriegerdenkmals löste Streit aus
Russland und Estland streiten seit Tagen um die Verlegung eines sowjetischen Kriegerdenkmals in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Derartige Denkmäler zur Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs gelten in Russland als unantastbar. Estland wiederum betrachtet das Denkmal nicht als Erinnerung an die Befreiung von den Nazis, sondern als Symbol für den Beginn der sowjetischen Besatzungszeit.