"Holocaust-Konferenz" in Iran Keine Prominenz - keine Resonanz - kaum Interesse
Begleitet von internationaler Kritik hat in Teheran die "Holocaust-Konferenz" begonnen. Es war befürchtet worden, Präsident Ahmadinedschad könne die Veranstaltung für weitere Hetz-Reden nutzen. Doch dort sitzt nur ein Haufen versprengter Unbekannter, weiß der Journalist Rudolph Chimelli, der die Konferenz beobachtet.
Begleitet von internationaler Kritik hat in Teheran die "Holocaust-Konferenz" der iranischen Regierung begonnen. Im Vorfeld war befürchtet worden, Präsident Ahmadinedschad könne die Veranstaltung als Forum für weitere Hetz-Reden gegen Israel nutzen. Doch dort sitzt nur ein Häufchen versprengter Unbekannter, weiß der Rudolph Chimelli, Iran-Kenner und langjähriger Korrespondent der Süddeutschen Zeitung. Er beobachtet die Konferenz in Teheran.
tagesschau.de: Welche Eindrücke haben Sie bisher gewonnen?
Rudolph Chimelli: Zwiespältige Eindrücke. Hier in Iran ist diese Konferenz überhaupt kein Ereignis. Die iranischen Medien haben bisher davon keine Kenntnis genommen. Man fragt sich, was sich das Regime davon verspricht, denn die Iraner interessiert es überhaupt nicht und im Westen kann Irans Regierung mit dieser Konferenz nur einen schlechten Eindruck machen. Und ob die Konferenz in die arabische Welt ausstrahlt und dort etwas bewirkt, das muss man abwarten.
tagesschau.de: Aus vielen Teilen der Welt – auch aus Deutschland – gibt es scharfe Proteste gegen die Veranstaltung. Man befürchtet, dass antijüdische Ressentiments geschürt werden und eine israelfeindliche Politik propagiert wird. Ist das passiert?
Chimelli: Das ist hier alles ziemlich heruntergekocht worden. Präsident Mahmud Ahmadinedschad, der die Veranstaltung ursprünglich inszeniert hat, ist weder erschienen, noch hat er eine Botschaft geschickt. Die prominentesten Gäste hier sind fünf orthodoxe Rabbiner, überwiegend aus Amerika, die als fundamentalistische traditionalistische Juden gegen den Staat Israel sind. Nach ihrem Glauben darf es einen jüdischen Staat auf Erden nicht geben, bevor der Messias kommt. Insofern finden sie einen israelischen Staat nicht legitim.
tagesschau.de: Wer nimmt denn aus dem Ausland noch an der Konferenz teil?
Chimelli: Ein markanter Aspekt dieser Konferenz ist, dass es keine prominenten Teilnehmer aus dem Ausland gibt. Norman Finkelstein hätte heute kommen sollen, aber der ist bisher nicht erschienen. Das beste, was sie zu bieten hatten, war Robert Faurisson, ein altgedienter französischer Revisionist, aber das bedeutet nicht viel. Es sind keine international bekannten Leute hier, nur Unbekannte.
tagesschau.de: Und worum geht es inhaltlich?
Chimelli: Inhaltlich ist es Routine - Dinge, die Sie überall in der arabischen Presse lesen können. Neue Erkenntnisse sind nicht zu erwarten. Sie haben natürlich Sachen gesagt wie, der Holocaust werde instrumentalisiert. Es gab auch Teilnehmer, die den Holocaust geleugnet haben. Es gab aber auch welche, die sagten, dass man über diese Tatsache nicht streiten könne. Im Großen und Ganzen stand dieser Aspekt des Holocaust-Leugnens nicht im Mittelpunkt.
Rudolph Chimelli, geboren 1928 in München, ist langjähriger Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung". Seine Schwerpunkte: Frankreich und die arabische Welt. Seine profunden Kenntnisse über Iran hat er sich über Jahrzehnte angeeignet und sie unter anderem in dem Buch "Die Revolution mehrt ihre Kinder. Iranische Notizen" niedergeschrieben. Chimelli, der arabisch und persisch spricht, lebt heute in Paris.
tagesschau.de: Wer ist denn von deutscher Seite dabei?
Chimelli: Es sind etwa fünf bis sechs Deutsche hier, aber keine Offiziellen. Es gibt auch keinen deutschen Redner. Der NPD-Vorstand hatte eine Einladung, ist aber nicht gefahren. Horst Mahler wäre gern gekommen, aber der hat schon seit März keinen Pass mehr. Es sind also nur Leute da, die man nicht kennt. Sie sind selbstverständliche alle vom extremen rechten Rand, aber sie spielen auf der Konferenz keine Rolle.
Die Fragen stellte Sabine Klein, tagesschau.de