Hintergrund

Entführungen im Irak Schwierige Mission für Diplomaten

Stand: 13.02.2007 11:15 Uhr

Im Fall der im Irak vermissten Deutschen will die Bundesregierung weiterhin keine Informationen preisgeben. Möglicherweise ist das eine Reaktion auf die Entführungsfälle Osthoff sowie Bräunlich und Nitzschke, als jeweils öffentlich über mögliche Lösegeldzahlungen spekuliert worden war.

Die Bundesregierung hat sich weiterhin nicht zu dem Schicksal der beiden im Irak vermissten Deutschen geäußert. Nach Medienberichten handelt es sich um eine Entführung, die Opfer sind eine über 60 Jahre alte Frau und ihr Sohn. Der Mann sei Mitte 20 und arbeite im irakischen Außenministerium, hieß es unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Geiselnehmer hätten gedroht, ihn zu erschießen.

Bereits in den Jahren 2005 und 2006 waren Deutsche im Irak verschleppt worden. Die Entführungen hielten die Öffentlichkeit wochenlang in Atem, nach den Freilassungen wurde über mögliche Lösegeldzahlungen spekuliert.

Susanne Osthoff: Nach drei Wochen frei

Am 25. Oktober 2005 werden die Archäologin Susanne Osthoff und ihr Fahrer im Nordirak von Unbekannten verschleppt. Die Entführer spielen der ARD ein Video zu, das die ARD nicht ausstrahlt, sondern den Sicherheitsbehörden zur Verfügung stellt. Die Entführer drohen, Osthoff und ihren Fahrer zu erschießen. Die Mutter der Geisel bittet mehrmals öffentlich um die Freilassung ihrer Tochter. Am 18. Dezember 2005 wird Osthoff schließlich freigelassen. [Chronologie]

Bräunlich und Nitzschke: 14 Wochen in Geiselhaft

Die beiden sächsischen Ingenieure Renè Bräunlich und Thomas Nitzschke werden ebenfalls im Nordirak entführt, ihre Geiselhaft beginnt am 24. Januar 2006. Drei Tage später läuft auf dem arabischen Nachrichtensender Al Dschasira ein erstes Video, auf dem die Entführten zu sehen sind. Wochenlang gibt es angeblich keinen Kontakt des Auswärtigen Amts zu den Kidnappern. Am 9. April 2006 bitten Bräunlich und Nitzschke in einem vierten Videoband die Bundesregierung erneut um Hilfe. Am 2. Mai 2006 verkündet Außenminister Frank-Walter Steinmeier schließlich, die Geiseln seien auf freiem Fuß. [Chronologie]

"Rundumversicherung" Auswärtiges Amt?

Danach entbrannte eine Debatte über mögliche Lösegeldzahlungen an die Geiselnehmer. Das Auswärtige Amt bittet die Ingenieure um Stillschweigen; und auch die Medien sollten sich zurückhalten, so der Wunsch. Denn eine Diskussion um mögliche Zahlungen schwäche die Position der Unterhändler. Man wolle schließlich verhandeln, sich aber nicht erpressen lassen.

Bundesregierung undankbar?

Die Vermittlung von Kontakten zu Entführern scheint aber auch für Unterhändler äußerst gefährlich zu sein. So kritisierte jetzt der Chef der beiden Ex-Geiseln Bräunlich und Nitzschke das Verhalten der Bundesregierung gegenüber einem Vermittler: Der Iraker Abd al Halim Hidschadsch sei ohne eigenes Verschulden in Not geraten, doch das Auswärtige Amt lehne es aus formaljuristischen Gründen ab, ihm zu helfen, sagte Cryotec-Chef Peter Bienert. "Es ist unverständlich, dass man jetzt seitens der Bundesregierung meint, nur weil Herr Hidschadsch kein Deutscher ist, können wir dem in echte materielle Not geratenen Vermittler leider nicht helfen", klagte der Firmenchef.

Laut Bienert wurde der irakische Geschäftsmann nach seinem Einsatz für Bräunlich und Nitzschke im Sommer 2006 selbst entführt, weil vermutet wurde, er habe an der Geiselbefreiung verdient. Seine Familie habe daraufhin ihr gesamtes Vermögen mobilisiert und schließlich 150.000 Dollar Lösegeld gezahlt. Heute lebten die Hidschadschs weitgehend mittellos in Jordanien. Das Auswärtige Amt habe die Bitte um Nothilfe für die Familie mit dem Argument abgelehnt, es gebe dafür keine Haushaltstitel und keine Abrechnungsmöglichkeit. Medienberichten zufolge hatte Hidschadsch den deutschen Behörden im Irak schon mehrfach in kritischen Situationen geholfen.