Terrorismus in Afghanistan Bundeswehrsoldaten sterben bei Anschlag
Drei Bundeswehrsoldaten und sechs afghanische Zivilisten sind bei einem Selbstmordanschlag im Norden Afghanistans getötet worden. Fünf Soldaten wurden verletzt. Sie sollen heute nach Deutschland ausgeflogen werden. Verteidigungsminister Jung betonte in den Tagesthemen, die Strategie der Deutschen in Afghanistan sei richtig.
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hat den Tod dreier Bundeswehrsoldaten bei einem Selbstmordanschlag in Nordafghanistan bestätigt. Fünf Soldaten seien verwundet worden, sagte der Minister in Geltow nahe Potsdam. Außerdem starben sechs afghanische Zivilisten, zwölf wurden verletzt. Der Minister sprach den Angehörigen der Soldaten sein Beileid aus.
Verletzte werden nach Deutschland ausgeflogen
Laut Jung waren die vier Bundeswehrsoldaten gestern Morgen in Begleitung von sechs Sicherheitssoldaten zur Beschaffung von technischem Gerät in Kundus unterwegs. Sie seien zunächst mit geschützten Fahrzeugen vorgefahren, hätten ihren Auftrag dann aber zu Fuß ausgeführt. Als sie an dem Attentäter vorbeigingen, habe dieser sich in die Luft gesprengt.
Die Verletzten würden heute in Deutschland zur weiteren Versorgung erwartet, sagte Jung. Die getöteten drei Soldaten stammen laut Jung aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. "Wir werden alles daran setzen, gemeinsam mit den afghanischen Behörden, um die Drahtzieher dingfest zu machen", sagte der Minister.
Jung: "Befreier, nicht Besatzer"
Die Bundeswehr werde sich von aber keinesfalls von ihrer Auftragserfüllung abbringen lassen, sagte Jung in den Tagesthemen. Man sei als "Befreier, nicht Besatzer" in Afghanistan. Die "Herzen der Bevölkerung" ließen sich nur gewinnen, wenn die Soldaten auf die Menschen zugingen. Die Gefährdungslage habe sich nicht verändert, betonte Jung. Der Minister räumte aber zugleich ein, dass die Zahl der Selbstmordanschläge zugenommen habe.
Der Rückhalt, den die internationale Schutztruppe in der Bevölkerung genieße, sei ermutigend, sagte Jung weiter. Der Kampf gegen den Terrorismus müsse in Afghanistan weitergeführt werden, solange die Taliban in dem Land aktiv seien. Allerdings dürfe die Bevölkerung dabei nicht zum Ziel werden. Es dürfe nicht sein, dass sich die Afghanen gegen die internationale Truppe wende.
Taliban bekennen sich
Mittlerweile liegt ein Bekenntnis der radikalislamischen Taliban zu den Anschlägen vor. Deren Kommandeur Mullah Hajatullah Chan sagte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge: "Es war ein sehr erfolgreicher Anschlag auf ausländische Truppen." In der vergangenen Woche hatten US-Truppen den Militärchef der Taliban, Mullah Dadullah, getötet. Die Taliban hatten Rache geschworen.
Schwerster Anschlag seit 2003
Nordafghanistan, wo die Bundeswehr ihren Einsatzschwerpunkt hat, galt bislang als relativ sicher. Der Doppelanschlag ist der schwerste auf die Bundeswehr in Afghanistan seit Juni 2003, als ein Selbstmordattentäter in der Hauptstadt Kabul ein mit Sprengstoff beladenes Taxi in einen Bus mit deutschen Soldaten steuerte. Damals starben vier Bundeswehrsoldaten, 29 wurden verletzt. Vor dem jüngsten Anschlag in Kundus waren im Laufe des Afghanistan-Einsatzes bereits 18 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Zehn davon kamen gewaltsam ums Leben, acht bei Unfällen.
Meldungen über Gefechte
Rund 120 Kilometer nordöstlich von Kabul lieferten sich indes nach Isaf-Angaben Aufständische mit afghanischen und Nato-Truppen ein heftiges Feuergefecht. Dabei sollen rund 20 Aufständische getötet worden sein. Diese hätten im Al-Asaj-Tal in der Provinz Kapisa eine Patrouille angegriffen, die dann Kampfflugzeuge angefordert habe, hieß es. Ob auch Zivilisten Opfer dieses Gefechts wurden, ist bisher nicht klar. Bei einem weiteren Gefecht in der Nähe der Grenze zu Pakistan sollen mindestens 60 aufständische Kämpfer getötet worden sein. Offizielle Belege dafür stehen aber noch aus.