Hintergrund Die Volksfront zur Befreiung Palästinas
Die linksgerichtete PFLP gehört zu den ältesten Palästinenser-Organisationen. Sie ist Mitglied der PLO, sitzt im palästinensischen Nationalrat und engagiert sich sozial. Zugleich verübte sie jedoch immer wieder Bombenanschläge und gilt als verantwortlich für den Mord an dem israelischen Minister Seewi.
Die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) zählt zu den ältesten der militanten Palästinenser-Organisationen. Von 1967 bis 1972 organisierte sie Flugzeugentführungen und Geiselnahmen. Später verübte sie vor allem Sprengstoffanschläge in den besetzten Gebieten und in Israel selbst. Sie legte eine Vielzahl von Autobomben und wird unter anderem für die Ermordung des israelischen Tourismusministers Rechawam Seewi im Oktober 2001 verantwortlich gemacht.
Marxistische, säkulare Ausrichtung
Die PFLP verübt keine Selbstmordattentate. Anders als die Hamas oder der Islamische Dschihad ist sie keine radikal-islamische Organisation. Sie versteht sich als marxistisch-leninistische, säkulare Bewegung und verbindet arabisch-nationalistische Ziele mit dem Ziel der Befreiung Palästinas. Hauptquartiere unterhält die Organisationen in Gaza, Damaskus und Ramallah. Nach CIA-Angaben gehören ihr etwa 800 Mitglieder an. Sie ist die zweitgrößte Partei innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Ihre Führer genießen hohes Ansehen in der Bevölkerung, stellen Mitglieder im palästinensischen Nationalrat und im Legislativrat. Ähnlich wie die Hamas betätigt sich die PFLP auch gesellschaftlich. Sie baute Kindergärten und Jugendclubs auf und ist in den Gewerkschaften stark engagiert.
Gegner der Osloer Verträge
Gegründet wurde die Organisation im Dezember 1967 nach der arabischen Niederlage im Sechstagekrieg von dem Kinderarzt George Habasch. 1971 schloss sich die PFLP der PLO an. Sie strebte die Zerstörung des jüdischen Staates mit allen Mitteln an und profilierte sich bald als extremistische Guerilla-Organisation. Die Streichung der gegen Israel gerichteten Artikel aus der PLO-Charta gehörte zu den Vereinbarungen des Osloer Friedensabkommens von 1993, die von PFLP-Führer Habasch kategorisch abgelehnt wurden.
Habasch und Arafat verfolgten zwar zunächst dasselbe Ziel, waren jedoch innerhalb der PLO erbitterte Rivalen. 1983 beteiligte sich Habasch an einer von Syrien unterstützten Rebellion innerhalb der PLO gegen Arafat, kehrte aber 1987 mit der PFLP wieder zu der Organisation zurück. Im Juli 2000 übergab Habasch sein Amt als Generalsekretär an Abu Ali Mustafa weiter, der zwar neue Kontakte zu Arafat knüpfte, sonst aber die Ziele der PFLP getreu weiter verfolgte. Bei einem gezielten israelischen Raketenangriff wurde Mustafa im August 2001 getötet. Seinem Nachfolger, dem in Jericho inhaftierten Ahmed Saadat, schreibt die israelische Regierung die Hauptverantwortung für die Ermordung Seewis zu.