Alkohol-Regeln auf Mallorca "Diese Betrunkenen sind keine Touristen"
Kein Alkohol-Konsum mehr auf den Straßen Palma de Mallorcas. Die Anwohner sind über die neuen Regeln erleichtert - und die Touristen? Ein Schlupfloch für die Urlauber bleibt.
Cain aus Chemnitz verdient sein Geld mit Partyurlaubern. Er organisiert Reisen für Touristen, bei denen Bier und Sangria unter der Sonne eine wichtige Rolle spielen. Diese Reisen werden in dieser Form künftig nicht mehr möglich sein.
"Klar, man hört Musik am Strand, man trinkt am Strand. Aber solange man sich vernünftig verhält, ist da nichts Bösartiges dran", ist er überzeugt. "Die Einheimischen sehen es natürlich anders. Ich würde es vielleicht auch anders sehen, wenn ich hier groß geworden wäre und jeden Tag die besoffenen Leute rumlaufen sehen würde."
Der Ärger der Einheimischen
Biel Barceló ist an der Playa de Palma aufgewachsen, wohnt seit Jahrzehnten dort und erlebte den Aufstieg des Sauftourismus hautnah mit. Heute ist er Sprecher des Nachbarschaftsvereins Playa de Palma. Er macht deutlich: "Wir brauchen keine Pseudo-Touristen. Für mich sind diese Betrunkenen keine Touristen. Was sie machen, können sie an jedem anderen Ort der Welt tun, bei sich zu Hause. Sie sollen in ihrer Stadt eine Wohnung mieten und dort eine Party veranstalten. Das muss nicht hier auf Mallorca sein."
Sonne, Strand, Sangria? Zumindest Trinkgelage im öffentlichen Raum soll es künftig nicht mehr geben. (Archiv, August 2018)
Nur in Lokalen und Außenbereichen
Im Rathaus von Palma sieht man es ähnlich und erklärte die Partyzonen der Stadt kurzerhand zu "Gebieten von besonderem touristischen Interesse". Dort darf künftig niemand mehr Getränke und Speisen aus Kneipen mit auf die Straße nehmen, so wie es viele Mallorca-Urlauber gerade im Hochsommer tun.
Essen und Trinken ist künftig nur noch in den Lokalen erlaubt. Dazu kommen Außenbereiche, die von der Straße abgetrennt sind, zum Beispiel durch einen Zaun.
Wer sich nicht an die Vorgaben hält, soll Strafen von bis zu 3000 Euro zahlen. Palmas Bürgermeister Antoni Noguera sagt: "Wir wollen kontrollieren, dass sich im öffentlichen Raum keine Gruppen mehr versammeln und gemeinsam trinken. Solche Leute, die sich zum Beispiel mit Sangria aus Eimern volllaufen lassen, vermitteln kein gutes Bild der Stadt. Deshalb dürfen sie keine Getränke und Speisen mehr aus Lokalen mitnehmen."
Das Ende der Flyer?
Auch Werbung für Alkohol wird in den neuen Zonen verboten: Kneipen dürfen zum Beispiel keine Papierflyer mehr für "Happy Hours" oder für Sparaktionen "Zwei Getränke zum Preis von einem" verteilen.
Anita Ficht aus Kempen am Niederrhein begrüßt die neuen Regeln: "Es ist schon gut, wenn sie diese Verordnung jetzt machen. Hier sind auch Leute, die kommen, um sich zu erholen. Und das kann man einfach nicht - nachts dieses Gegröle, dieses Palaver."
Ein schmaler Grat
Doch ein Schlupfloch für Partytouristen bleibt: Sie können sich weiter in Supermärkten mit Alkohol eindecken. Die neuen Regeln gelten nur für Speisen und Getränke aus Kneipen. Das kritisiert auch der Nachbarschaftsverein an der Playa de Palma.
Der Verein befürchtet außerdem, dass die Vorschriften nicht streng kontrolliert werden. So lief es auch mit den Alkoholverboten, die in den vergangenen Jahren verhängt wurden.
Für die Behörden ist es ein schmaler Grat: Einerseits müssen sie darauf achten, dass Regeln eingehalten werden - andererseits dürfen sie Touristen auch nicht vergraulen. Denn sie bringen das Geld nach Mallorca.