EU startet Ausbildungsmission "Damit Mali bessere Soldaten bekommt"
Unterfinanziert, schlecht ausgebildet, teils korrupt - Malis Armee erfüllt alle Negativ-Klischees. Die jetzt gestartete EU-Ausbildungsmission soll das ändern. Soldaten aus mehreren EU-Staaten sollen dafür sorgen, dass malische Soldaten für den Kampf gegen Islamisten gerüstet sind - und nicht zu diesen überlaufen.
Von Marc Dugge, ARD-Hörfunkstudio Rabat
Oberstleutnant Yacouba Sanogo hat Glück. Er gehört zu den ersten gut 600 Militärs, die hier in Koulikoro ausgebildet werden, rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt. In den kommenden Wochen wird er hier nochmal eine Art Grundausbildung in der Infanterie durchleben: Umgang mit der Waffe, Verhalten im Kampf.
2600 Soldaten sollen in 15 Monaten geschult werden
"Wir sind wirklich ungeduldig", sagt Sanogo dem Französischen Rundfunk. "Wir wollen diese Ausbildung unbedingt, damit wir morgen bessere Arbeit leisten können. Ich kann es kaum erwarten, mit den Partnern zusammenzuarbeiten, die für uns hierhergekommen sind, damit Mali bessere Soldaten bekommt." Wenn alles nach Plan läuft, wird Sanogo im Juni seine Ausbildung abgeschlossen haben. Dann kommt das nächste Bataillon dran. In den kommenden 15 Monaten sollen so rund 2600 malische Soldaten geschult werden - eine Riesenaufgabe.
Der französische Brigadegeneral Francois Lecointre leitet die Mission. Er hat eine stressige Zeit hinter sich: "In noch nicht mal vier Monaten wurde die Mission auf die Beine gestellt. Das ist ein bemerkenswert kurzer Zeitraum. Ich freue mich darüber, dass die Europäer genauso rasch wie Frankreich aktiv geworden sind, um die malische Armee wieder aufzubauen."
Viele Putschisten genossen US-Ausbildung
Das ist auch dringend nötig. Die malische Armee ist in einem desaströsen Zustand: Unterfinanziert, mies ausgerüstet, schlecht ausgebildet, teils korrupt - Malis Armee erfüllt alle Negativ-Klischees einer afrikanischen Armee. In ihren Reihen sind außerdem Militärs, die sich im vergangenen Jahr für einige Monate an die Macht geputscht hatten. Seitdem sind die alten Kommandostrukturen der Armee nicht mehr in Kraft.
Ironie der Geschichte: Der Anführer der Putschisten hat selbst eine Militärausbildung in den USA genossen. Andere malische Soldaten, die ebenfalls von der US-Armee ausgebildet wurden, sind zu den Rebellen übergelaufen - mit all ihrem frisch erworbenen Wissen. Ein Grund: Die Islamisten haben besser gezahlt als die Armee.
Auch Menschenrechte ausdrücklich auf dem Lehrplan
Die EU-Mission soll es besser machen. "Wir haben sicher nicht die gleiche Ausgangslage wie in Deutschland, aber auch bei uns sollte ein Soldat eine patriotische Vision haben", sagt Oberstleutnant Souleymane Maiga, der Sprecher der malischen Armee. "Er sollte sich als Bürger fühlen, er sollte Werte haben, die über ethnische Grenzen hinausgehen. Von den EU-Ausbildern und insbesondere von den Deutschen erhoffen wir uns, dass sie auch diese Ideen in die Köpfe unserer Soldaten rein bekommen."
Auf dem Lehrplan stehen deswegen Themen wie "Schutz von Zivilisten", "Internationales Recht" und "Menschenrechte". Nicht ohne Grund: Malische Soldaten waren in den vergangenen Wochen auch an Massakern an der Zivilbevölkerung beteiligt. Gerade arabisch-stämmige Malier und Tuareg waren die Zielscheibe von Militärs. Schließlich hatten Angehörige dieser Bevölkerungsgruppen die Rebellion im vergangenen Jahr losgetreten - einzelne Soldaten wollten Rache üben.
Bundeswehr beginnt in drei Wochen
Die Bundeswehr wird sich in Mali vor allem der Pionierausbildung widmen. "Es gibt ganz konkrete Forderungen", erklärt der Gruppenführer. "Es geht hier um Brückenbau, und es geht darum, dass wir die malischen Sicherheitskräfte darin ausbilden, die Folgen von Sprengkörpern und anderen Dingen, die im Kampf im Norden genutzt worden sind, beseitigen zu können."
In drei Wochen sollen die Bundeswehr-Ausbilder mit ihrer Arbeit loslegen. Zu dem Zeitpunkt werden die malischen Soldaten die Infanterie-Ausbildung durchlaufen haben, die vor allem von Frankreich und Großbritannien organisiert wird. Vor Ort sind jetzt schon rund 40 Bundeswehr-Sanitäter. Sie haben hier in den vergangenen Tagen eine Krankenstation aufgebaut, in der Verwundete versorgt werden können. Eine Arbeit, die ihnen viele Schweißperlen auf die Stirn gebracht hat: Der April ist der heißeste Monat in Mali - mit Temperaturen von deutlich über 40 Grad.