Kämpfe in Libyen Die Angst vor einem langen Bürgerkrieg wächst
Die erbitterten Kämpfe zwischen den Gegnern von Libyens Machthaber Gaddafi und regimetreuen Truppen drohen sich zu einem langen Bürgerkrieg auszuweiten. Die Lage wird dabei immer unübersichtlicher: Erfolgsmeldungen der Gaddafi-Anhänger wurden von den Aufständischen umgehend dementiert.
In Libyen kämpfen Anhänger und Gegner von Machthaber Muammar al Gaddafi weiter erbittert um die Vorherrschaft in strategisch wichtigen Städten. Dabei wird die Lage immer unübersichtlicher, beide Seiten reklamieren militärische Erfolge. Auch genaue Angaben über Tote und Verletzte liegen nicht vor.
Verlauf der Fronten bleibt unklar
In der Stadt Misrata eröffneten Regierungstruppen eine weitere Front gegen die Aufständischen. Zwischen den Städten Ras Lanuf und Bin Dschawad tobten erbitterte Kämpfe. Der genaue Frontverlauf ist allerdings unklar: Während Augenzeugen der BBC berichteten, die Protestbewegung würde die vier Städte Tobruk, Ras Lanuf, Misrata und Al Sawija kontrollieren, feierten Gaddafis Anhänger in der Hauptstadt Tripolis die Rückeroberung mehrerer Orte im Osten des Landes. Von den Aufständischen wurde dies umgehend dementiert.
Der ARD-Hörfunk-Korrespondent Peter Steffe berichtete, die Regierung versuche offenbar mit Falschmeldungen, den Widerstand ihrer Gegner zu schwächen und ihre eigenen Anhänger zu motivieren.
Kampfflugzeug abgestürzt
Unterdessen zeigte der Fernsehsender CNN Aufnahmen von Regierungsgegnern, die den Abschuss eines Kampfflugzeugs der Regierung feierten. Die Maschine war laut Augenzeugen nahe Ras Lanuf abgestürzt, die Ursache ist unklar. Laut dem US-Sender CNN erklärten Regierungsgegner, sie hätten das Flugzeug abgeschossen.
Britisches Diplomatenteam offenbar wieder frei
Ein von Aufständischen in Libyen festgehaltenes Team aus Soldaten und Diplomaten aus Großbritannien ist laut einem Bericht der BBC wieder frei. Die Männer hätten Bengasi inzwischen verlassen, berichtete der Sender. Demnach handelt es sich offenbar unter anderem um sechs Soldaten einer Spezialeinheit, die Diplomaten begleiteten. Nach Angaben des britischen Verteidigungsminister Liam Fox sollte das Team im Osten des Landes Kontakt zu Regimegegnern aufnehmen. Zu Berichten, wonach die Männer von Gegnern des libyschen Staatschefs Gaddafi festgehalten wurden, äußerte sich Fox nicht.
US-Senator Kerry für Flugverbotszone
Unterdessen sprach sich US-Senator John Kerry für die Vorbereitung einer Flugverbotszone über Libyen aus. Anders als Verteidigungsminister Robert Gates betrachte er ein Flugverbot nicht als militärische Intervention, sagte Kerry dem Sender CBS. Gates hatte vor wenigen Tagen erklärt, eine Flugverbotszone über dem nordafrikanischen Land käme einem Krieg gleich.
Mehr als 190.000 Menschen geflohen
Nach UN-Angaben flohen bisher mehr als 191.000 Menschen vor den Kämpfen in Libyen. Tausende weitere sollen noch unterwegs sein.
Drei Schiffe der deutschen Marine nahmen unterdessen in Tunesien mehr als 400 ägyptische Flüchtlinge aus Libyen an Bord und liefen Richtung Alexandria aus.