Nach Militärputsch in Gabun "Das Land drohte, ins Chaos zu stürzen"
Nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen haben Militärs in Gabun offenbar die Macht übernommen. Sie stellten Präsident Ali Bongo unter Hausarrest - der bittet um Hilfe.
Er soll der neue Präsident sein: Militärs und Sicherheitskräfte tragen Brice Oligui Nguema auf ihren Händen und lassen ihn hochleben. Bisher war er Chef der Republikanischen Garde und damit im engsten Umfeld des bisherigen Präsidenten Ali Bongo.
Doch am Morgen hatten Putschisten im staatlichen Fernsehen Gabuns verkündet, dass die Regierung abgesetzt sei. Da hieß es: "Die nationale und internationale Gemeinschaft wird informiert, dass Ali Bongo unter Hausarrest steht. Er ist zusammen mit seiner Familie und hat ärztliche Versorgung."
Präsident Bongo bittet um Hilfe
Kurz darauf meldete sich auch der bisherige Präsident. Ein Video zeigt ihn in einem weißen Lehnstuhl. Er ruft seine Unterstützer zur Hilfe auf: "Ich bin Ali Bongo Ondimba, Präsident von Gabun, und ich schicke eine Botschaft an all meine Freunde auf der ganzen Welt: Werdet laut, werdet laut.“
Unter der Bevölkerung in Gabun scheint Bongo jedoch nicht mehr viele Unterstützer zu haben. Hunderte Leute strömten auf die Straßen der Hauptstadt Libreville, um das Ende der Ära Bongo zu feiern.
Putschisten sprechen von drohendem Chaos
Am Wochenende hatte Gabun gewählt. Ali Bongo strebte eine dritte Amtszeit an. Kurz vor dem Putsch verkündete die zuständige Behörde, dass er mit fast 65 Prozent der Stimmen gewonnen habe. Doch die Opposition hatte schon während der Wahl von Betrug gesprochen, weil Stimmzettel fehlten und die Regierung vor Schließung der Wahllokale eine landesweite Ausgangssperre verhängte.
Das machten auch die Putschisten am Morgen in ihrer Ansprache zum Thema. Sie sagten: "Wir müssen feststellen, dass die Wahlen nicht die Ansprüche einer freien Abstimmung erfüllt haben." Außerdem habe der "unverantwortliche und unvorhersehbare Regierungsstil" dazu geführt, dass es kaum noch Zusammenhalt unter der Bevölkerung gegeben habe. "Das Land drohte, ins Chaos zu stürzen", so die Putschisten.
Bongo-Clan sorgte für Unmut
Der Bongo-Clan hatte Gabun mehr als fünf Jahrzehnte regiert. Die Erdöl- und Gasvorkommen machten die Familie reich, während ein großer Teil der Bevölkerung in Armut lebt. Das löste vor allem bei der Jugend im Land zunehmend Unmut aus. Sie forderte vor der Wahl einen Machtwechsel.
Ali Bongos Vater Omar war einst mit Unterstützung Frankreichs an die Macht gekommen. Die Kolonialmacht hatte danach lange schützend ihre Hand über die Familie gehalten. Der Sprecher der französischen Regierung sagte, die Weiterentwicklung in Gabun werde jetzt genau beobachtet. Frankreich verurteile den Militärputsch in Gabun, sagte er. "Wenn gesicherte Ergebnisse der Wahlen feststehen, sollten sie respektiert werden."
Auch in anderen früheren französischen Kolonien hatte es in den vergangenen Jahren Umstürze gegeben, zuletzt noch in Niger. Darum zeigte sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell besorgt. Er sprach von einer zunehmenden Instabilität in der gesamten Region.