"Murnau mit Kirche II" Kandinsky-Bild für 45 Millionen Dollar versteigert
So viel wurde noch nie für ein Kandinsky-Werk gezahlt: Das Ölgemälde "Murnau mit Kirche II" ist zu einem Rekordpreis von 45 Millionen Dollar versteigert worden.
Ein Meisterwerk des russischen Malers Wassily Kandinsky hat bei einer Auktion in London einen Rekordpreis erzielt. Das Ölgemälde "Murnau mit Kirche II" wechselte für 45 Millionen Dollar (42,3 Millionen Euro) den Besitzer, teilte das Auktionshaus Sotheby's mit. So viel war demnach noch nie zuvor für ein Kandinsky-Werk gezahlt worden.
Bewegte Geschichte des Gemäldes
Das Gemälde von 1910 - eine farbenfrohe Ansicht des oberbayerischen Dorfs Murnau mit seinem Kirchturm - hat eine bewegte Geschichte: Es schmückte einst das Esszimmer von Johanna Margarethe und Siegbert Stern. Die jüdischen Textilunternehmer verkehrten im Berlin der 1920er-Jahre in denselben Kreisen wie Thomas Mann, Franz Kafka und Albert Einstein und bauten eine große Kunstsammlung aus etwa 100 Gemälden und Zeichnungen auf.
Siegbert Stern starb 1935. Seine Frau floh vor den Nazis in die Niederlande, wurde aber gefangen genommen und starb 1944 im Vernichtungslager Auschwitz.
"Nichts kann das Unrecht rückgängig machen"
Das Bild "Murnau mit Kirche II" aus der Kunstsammlung der Sterns hing ab 1951 in einem Museum in Eindhoven. Erst im vergangenen Jahr wurde es an die Erben der Sterns zurückgegeben, die es nun bei der Auktion verkauften. Die 13 Erben, unter ihnen auch ein Familienmitglied, das sich während des Krieges vor den Nazis versteckt hatte, teilen sich den Erlös.
"Nichts kann das Unrecht der Vergangenheit rückgängig machen", erklärte die Familie in einer Mitteilung. Die Restitution des Gemäldes sei für die Familie aber "immens wichtig" gewesen, "da es sich um eine Anerkennung handelt und teilweise eine Wunde schließt, die über die Generationen offen geblieben ist".
Sotheby's versteigerte am Mittwochabend in zwei Auktionen moderne und zeitgenössische Kunst, insgesamt erlösten die Werke 172,6 Millionen Pfund. Das sei ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zu einer ähnlichen Versteigerung im Juni 2022, meldete die britische Nachrichtenagentur PA. Experten betonten aber auch, dass sechs von 37 Angeboten gar nicht und manche Werke lediglich zum Schätzwert verkauft worden seien.