Teil 5: 30. Jahrestag der Islamischen Revolution "Iran ist wie ein Löwe, der in einer Ecke ruht"
Im 30. Jahr der Islamischen Revolution strotzt das Land vor neuem Selbstbewusstsein. Präsident Ahmadinedschad lässt sich weder durch Drohungen noch Sanktionen erschrecken. Dass das noch gar nicht so lange der Fall ist, gerät darüber gelegentlich in Vergessenheit.
Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Als die Amerikaner 2003 den Irak besetzten, sah Irans Position ausgesprochen ungünstig aus: US-Soldaten standen in Afghanistan im Osten, in der Türkei sowie im Irak im Westen und auf den amerikanischen Kriegsschiffen im Persischen Golf im Süden. Die amerikanische Umzingelung erschien Teheran damals als dermaßen bedrohlich, dass es den Vorschlag zu einem Deal nach Washington übermitteln ließ, der sämtliche Streitpunkte lösen sollte. Die US-Regierung jedoch ignorierte den Vorschlag.
Neues Selbstbewusstsein
Heute, mehr als fünf Jahre später, hat sich die einst ängstliche Haltung Irans in ein kräftiges Selbstbewusstsein gewandelt. Der Einfluss Teherans in der Region ist nämlich deutlich gewachsen, sodass Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagt: "Sie dürfen nicht vergessen, dass Iran ein starkes Land ist. Wie manche es sagen: Iran ist wie ein Löwe, der in einer Ecke ruht. Wir geben ihnen den Rat, nicht mit dem Schwanz des Löwen zu spielen."
Einfluss im Irak
Das neue Selbstbewusstsein Irans resultiert vor allem aus dem Waffengang der USA gegen Saddam Hussein. Denn seit dem Sturz des arabischen Diktators ist die im Irak zuvor unterdrückte Mehrheit der Schiiten die bestimmende Kraft im Land. Da Iran ebenfalls schiitisch ist und zudem der einflussreiche irakische Geistliche Ali al Sistani, ein geborener Iraner ist, versucht Teheran recht erfolgreich über diese Kanäle Einfluss zu üben. So möchte die Islamische Republik, dass die amerikanischen Besatzer das Nachbarland so schnell wie möglich verlassen. Gleichzeitig aber ist sie an Unruhe im Irak nicht interessiert, da diese auch auf die Araber im eigenen Land übergreifen könnte.
Stärkung durch Libanonkrieg
Gewachsen ist das Selbstbewusstsein Irans in der Region auch, weil die Position der Hisbollah im Libanon erstarkt ist. Hintergrund hierfür ist, dass die Schiitenorganisation im Krieg gegen Israel im Sommer 2006 nicht bezwungen werden konnte.
Doch auch wenn die Hisbollah Geld, Waffen und Ausbildung aus Teheran bekommt, Iran ist nicht ihr Befehlsgeber. Denn die Libanesen sind mehrheitlich Araber und die Iraner Perser, und dieser Unterschied spielt nach wie vor eine Rolle. Irans Einfluss in der Region reicht auch zur Hamas. Obgleich die Palästinenserorganisation sunnitisch ist und eigentlich ein Spross der Muslimbrüder, verbindet beide eine Feindschaft zu Israel.
Dennoch hat sich Iran nicht offen in den jüngsten Waffengang Jerusalems nach Gaza eingemischt. Weshalb Präsident Ahmadinedschad unterstreicht: "Unser Volk ist vernünftig und denkt an Frieden mit anderen Völkern. Aber natürlich haben wir uns bislang keinen Drohungen gebeugt oder ungerechten Forderungen nachgegeben und werden wir es auch in der Zukunft nicht tun."
Vereint im Hass
Auch wenn sich der iranische Präsident diesmal eher zurückhaltend gab, darf man davon ausgehen, dass er weiterhin gerne scharfe Töne verwendet und provoziert. Denn er weiß, dass die Zahl derer, die sich im Mittleren Osten freuen, wenn jemand öffentlich gegen Israel und den Westen hetzt, nicht gering einzuschätzen ist.
So waren nach dem für Israel nicht gewonnen Krieg gegen die Hisbollah im Sommer 2006 laut einer Umfrage der Al-Azhar-Universität in Kairo die beliebtesten Politiker: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.
Mit diesem Beitrag endet die Serie über den Iran, die tagesschau.de anlässlich des 30. Jahrestags der Islamischen Revolution angefertigt hat.