Türkei will Gefangene entlassen Falscher Verdacht wegen "ByLock"?
Zehntausende Menschen werden in der Türkei beschuldigt, Gülen-Anhänger zu sein, weil sie den Messenger-Dienst "ByLock" nutzten. Nun hat der Chefankläger angekündigt, 1000 von ihnen aus dem Gefängnis zu entlassen - sie seien unwissentlich zu der App weitergeleitet worden.
Rund 1000 Menschen in der Türkei könnten nach Einschätzung des Chefanklägers von Ankara fälschlicherweise wegen Verbindungen zu dem Geistlichen Fethullah Gülen beschuldigt worden sein. Sie könnten aus dem Gefängnis entlassen werden, wenn es keine weiteren Beweise gegen sie gebe, sagte Staatsanwalt Yüksel Kocaman der staatlichen Agentur Anadolu zufolge.
Die türkische Regierung macht den im US-Exil lebenden Gülen und seine Bewegung für den Putschversuch vom Sommer 2016 verantwortlich. Als Beweis für eine Mitgliedschaft im Netzwerk des Predigers gilt der Anklage unter anderem die Nutzung der App "ByLock". Der Messenger-Dienst mit Verschlüsselungsfunktion sei bei Anhängern des Predigers beliebt und werde von ihnen dazu genutzt, um heimlich miteinander zu kommunizieren.
Viele Fälle sollen neu geprüft werden
Laut der Nachrichtenagentur Reuters laufen Ermittlungen gegen 23.000 Nutzer der App. Mehrere tausend Fälle sollen nun erneut geprüft werden, erklärten die Ankläger. Der Grund: Die Gülen-Bewegung habe ein Programm entwickelt, das es so erscheinen lasse, als nutzten Unschuldige den verdächtigen Dienst. Demnach seien Personen, die eigentlich eine andere App heruntergeladen hätten, ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung zu "ByLock" umgeleitet worden. Staatsanwalt Kocaman zufolge sei das Programm entwickelt worden, um es den Behörden zu erschweren, echte Nutzer des Dienstes aufzuspüren.
Gülen hat eine Verwicklung in den Putschversuch zurückgewiesen. Seit dem vereitelten Coup wurden in der Türkei rund 50.000 Menschen festgenommen, mehr als 100.000 weitere verloren ihren Job im öffentlichen Dienst.