Krieg in Nahost Weitere Geiseln in Freiheit - Ringen um längere Feuerpause
Die Hamas hat 16 weitere Geiseln freigelassen - darunter auch drei Deutsche. Mit Hochdruck bemühen sich Unterhändler derweil um eine weitere Verlängerung der Waffenruhe, die am Morgen auslaufen könnte.
Die radikal-islamistische Hamas hat am Abend weitere Geiseln freigelassen. Es handele sich dabei um eine Gruppe von zehn israelischen Frauen und Kindern sowie vier Staatsbürgern Thailands, teilte das israelische Militär mit.
Sie hätten den Gazastreifen am Abend verlassen. Wenig später trafen sie in Israel ein, wo sie in Krankenhäusern behandelt und von ihren Angehörigen in die Arme geschlossen wurden.
Zuvor hatte die Hamas zwei russisch-israelische Frauen gehen lassen. Kurze Zeit später ließ Israel im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung 30 palästinensische Häftlinge frei. Alle 30 Häftlinge seien aus verschiedenen Gefängnissen entlassen worden, teilte die israelische Gefängnisbehörde in der Nacht mit.
Baerbock bestätigt Freilassung von drei deutschen Hamas-Geiseln
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bestätigte, dass unter den nun freigelassenen Hamas-Geiseln auch drei weitere Menschen mit deutschem Pass sind. "Auch heute konnten 16 Geiseln nach wochenlanger Gefangenschaft endlich zu ihren Familien zurückkehren - unter ihnen erneut 3 Deutsche", schrieb Baerbock am Abend im Onlinedienst X, vormals Twitter. Zuvor hatte das Vermittlerland Katar erklärt, dass insgesamt 16 Geiseln freigelassen worden seien, darunter drei deutsche Doppelstaatler.
Baerbock erinnerte an das Schicksal der im Gazastreifen weiterhin gefangenen Geiseln und ihrer Angehörigen. "Während somit einige Familien heute aufatmen können, halten gleichzeitig jedoch noch viele andere weiter den Atem an und hoffen auf die Freilassung ihrer Lieben", schrieb sie. "Wir lassen in unseren Bemühungen nicht nach, alle Geiseln in Sicherheit zu bekommen."
Feuerpause könnte am Morgen auslaufen
Mit Hochdruck versuchten Unterhändler derweil, eine weitere Verlängerung der Feuerpause zu vermitteln, die am Morgen auslaufen könnte. Die Verhandlungen um eine weitere Verlängerung der Feuerpause für neue Austausche von Hamas-Geiseln gegen palästinensische Gefangene werden aus Sicht von Beobachtern zunehmend härter geführt, zumal ein Großteil der im Gazastreifen festgehaltenen Frauen und Kinder nun auf freien Fuß sein dürfte.
Nun wird offenbar um das Schicksal der Männer und Soldaten in der Gewalt der Hamas gerungen, für deren Freilassung die militant-islamistische Gruppe die Entlassung einer größeren Zahl palästinensischer Gefangner aus israelischer Haft verlangen dürfte.
Ein israelischer Unterhändler sagte, die Gespräche über eine weitere Verlängerung der Waffenruhe für Freilassungen männlicher Zivilisten und Soldaten aus der Gewalt der Hamas seien noch vorläufig. Ein Deal würde erst geprüft, wenn alle Frauen und Kinder unter den Geiseln frei seien.
Netanyahu kündigt weitere Kämpfe an
Inzwischen wächst der internationale Druck auf die Konfliktparteien, solange wie möglich die Feuerpause im Gaza-Krieg aufrechtzuerhalten, der durch die Terrorattacke der Hamas und anderer Extremistengruppen im Süden Israels am 7. Oktober ausgelöst wurde.
Israel hat die Freilassungen von Dutzenden Geiseln im Rahmen der Waffenruhe begrüßt und erklärt, dass die Vereinbarung beibehalten werde, wenn die Hamas weitere Verschleppte freilasse. Doch betonte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Mittwoch, dass Israel seine Militäroperation mit dem Ziel einer Zerschlagung der Hamas wieder aufnehmen werde. "Nachdem diese Phase der Rückholung von unseren Entführten vorbei ist, wird Israel dann wieder zum Kampf zurückkehren? So ist meine Antwort ein klares Ja", erklärte Netanyahu.
Am Abend traf unterdessen US-Außenminister Antony Blinken zu einem Besuch in Israel ein. Er will dem Vernehmen nach auf weitere Verlängerungen der Waffenruhe und Geiselfreilassungen dringen.