Absenkung des Schutzstatus EU will Abschuss von Wölfen erleichtern
Vertreter der EU-Staaten haben dafür gestimmt, Wölfe in Zukunft leichter abschießen zu können. Auch Deutschland ist dafür. Naturschützer betonen, dass auch Herdenschutz ein Teil der Lösung sein müsse.
Über 20.000 Wölfe gibt es in der EU und es werden immer mehr. Weil sie streng geschützt sind, erholen sich die Bestände nach Angaben der EU-Kommission prächtig - das wird aus Sicht von Viehhaltern zum Problem. Denn in Brandenburg und Niedersachsen und bei den EU-Nachbarn reißen Wölfe Schafe, Ziegen, Kühe oder Pferde.
Die meisten Risse werden aus Spanien, Frankreich und Italien gemeldet. Deshalb wollen die Mitgliedsstaaten mehrheitlich den Abschuss von Wölfen erleichtern. Die EU-Kommission hat dazu im Dezember einen Vorschlag gemacht und begrüßt nach den Worten ihres Sprechers Adalbert Jahnz den Beschluss der EU-Botschafter.
Deutschland stimmt für abgesenkten Schutz
"Ziel des Vorschlags ist es, den Behörden mehr Flexibilität beim Wolfsmanagement zu geben, damit sie sich nicht an die engen Grenzen des strengen Schutzstatus halten müssen, sondern die breiteren Möglichkeiten des flexibleren Schutzstatus nutzen können", so Jahnz.
Die Bundesregierung hat den Änderungen zugestimmt und dadurch für die nötige Mehrheit unter den 27 EU-Staaten gesorgt. Das sei aus Sicht des Naturschutzes verantwortbar und aus Sicht der Weidetierhalter notwendig, erklärt Bundesumweltminister Steffi Lemke.
Kein Freifahrtschein für ungeregelte Abschüsse
Die Grünen-Politikerin hatte vor einem Jahr eine nationale Regelung vorgestellt, um Wölfe leichter abschießen zu können. "Das ist notwendig, damit wir die Balance halten zwischen der Weidetierhaltung, die auch für die biologische Vielfalt unglaublich Wichtiges leistet, und dem Artenschutz für den Wolf, einer streng geschützten Art in Europa", so Lemke.
Eine Art, die nach dem Beschluss der Mitgliedsstaaten künftig nur mehr als „geschützt“ eingestuft werden soll. Das gibt den zuständigen Behörden aus Sicht des Umweltministeriums mehr Spielraum im Umgang mit problematischen Wölfen, sei aber kein Freifahrtschein für ungeregelte Abschüsse.
EVP-Fraktion kritisiert Verzögerungen
Lemke hat sich nach eigenen Worten in Brüssel dafür eingesetzt, dass die Herabstufung des Schutzstatus nur für den Wolf gilt. Der Kommissionssprecher bestätigt: "Was Änderungen des EU-Rechts angeht, haben wir sehr deutlich gemacht, dass es um den Wolf und nur um den Wolf geht. Alle sich daraus ergebenden Änderungen des EU-Rechts würden sich auf die Modifizierung des Schutzstatus dieser spezifischen Art beschränken."
Die Christdemokraten im EU-Parlament kritisieren, dass die grüne Bundesumweltministerin erst nach langem Zögern den Weg für Änderungen freigemacht habe. Der umweltpolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Peter Liese, erklärt: "Das wurde höchste Zeit. Es ist unbedingt erforderlich, den Schutzstatus des Wolf abzusenken, weil er nicht mehr gefährdet ist, sondern die Weidetierhaltung gefährdet. Und das ist eine naturnahe Form der Landwirtschaft, die wir doch erhalten wollen."
NABU: Herdenschutz muss Teil der Lösung sein
Die Organisation NABU beklagt eine stark emotionalisierte Debatte. Durch den erleichterten Abschuss von Wölfen werde das Risiko von Rissen nicht verschwinden, so der NABU. Herdenschutz werde immer Teil der Lösung sein müssen. Wenn die EU-Staaten ihren Beschluss formell bestätigt haben, folgt Anfang Dezember der nächste Schritt: Dann will die Kommission beim zuständigen Ausschuss der Berner Konvention beantragen, den Schutzstatus des Wolfs herabzustufen.
Das ist der völkerrechtliche Vertrag zur Erhaltung europäischer Wildtiere und Pflanzen. Nach der Zustimmung kann Brüssel einen konkreten Vorschlag machen, wie problematische Wölfe leichter getötet werden können.