Christmette im Vatikan Plädoyer gegen die Gleichgültigkeit
Papst Franziskus hat die Christmette im Petersdom gefeiert. Dabei rief er dazu auf, die Bedeutung des Weihnachtsfestes nicht zu vergessen und besonders den Armen und Schwachen zu helfen.
Ein mit 7000 Menschen gefüllter Petersdom am Heiligen Abend - das hat es seit drei Jahren nicht mehr gegeben. Auch auf dem Petersplatz davor galten erstmals seit der Corona-Pandemie keine Beschränkungen. Über die dortigen Großbildleinwände verfolgten nach Angaben der Polizei mehr als 3000 Gläubige und Touristen die traditionell in Europa größte Christmette.
Kinder als Hauptleidtragende von Kriegen in der Welt
Papst Franziskus kam wegen seiner anhaltenden Knieleiden im Rollstuhl in den Petersdom und leitete die Messe weitgehend im Sitzen. In seiner Predigt mahnte er, die Bedeutung des Weihnachtsfestes nicht zu vergessen. Eindringlich erinnerte Franziskus an die Kriege derzeit in der Welt und prangerte an, Würde und Freiheit würden an vielen Orten mit Füßen getreten.
Die Hauptleidtragenden seien die Schwachen. Er denke dabei vor allem zu Weihnachten an die Kinder, betonte der Papst - Jesus als Neugeborener in der Krippe sei ein Symbol gegen Ausgrenzung und Ablehnung. "In ihm, dem Kind von Bethlehem, ist jedes Kind repräsentiert. Und es lädt uns ein, das Leben, die Politik und die Geschichte mit den Augen der Kinder zu betrachten."
"Gott will nicht den Schein, sondern das Konkrete"
Die Krippe, betonte Franziskus mit Blick auf die Weihnachtsgeschichte des Evangeliums, sei eine Botschaft gegen die Gleichgültigkeit. Eine Gleichgültigkeit, die durch unersättliches Verlangen nach Besitz und Konsum entstehe. Die Kirche dagegen sei dazu aufgerufen, den Armen zu dienen.
An diesen Festtagen, meinte Franziskus, gehe es darum, die christliche Tugend der Nächstenliebe konkret zu leben, den Armen und Schwachen zu helfen. "Gott will nicht den Schein, sondern das Konkrete. Lassen wir dieses Weihnachten nicht verstreichen, ohne etwas Gutes zu tun."
Keine Geschenke des äußeren Scheins, sondern Geschenke der konkreten Unterstützung, betonte der Papst. "An Weihnachten ist Gott konkret. Sorgen wir in seinem Namen dafür, dass in denen, die ihre Hoffnung verloren haben, wieder ein wenig Hoffnung auflebt!"
Aufruf zum Spenden für die Ukraine
In seiner letzten Generalaudienz vor den Festtagen war Franziskus noch konkreter geworden und hatte dazu aufgerufen, das Geld, das bei Geschenken gespart werde, an die Kriegsopfer in der Ukraine zu spenden. Der Appell des Papstes in der Christmette im Petersdom: "Brüder, Schwestern, an Weihnachten ist Gott arm: Möge die Nächstenliebe wieder neu aufblühen!" Nähe, Armut und Konkretheit, erklärte der Papst in seiner Predigt, seien zentral für die Bedeutung des Weihnachtsfestes.
Am Sonntagmittag hält Papst Franziskus die traditionelle Weihnachtsansprache von der Mittelloggia des Petersdoms. Danach erteilt er, zum zehnten Mal in seiner Amtszeit an Weihnachten, den Segen "Urbi et Orbi". Gläubige, die dies live auf dem Petersplatz, per Radio, Fernsehen oder im Internet verfolgen, werden nach katholischem Glauben, unter bestimmten Voraussetzungen, von Sünden befreit. Im letzten Jahr vor der Pandemie kamen zum Segen und zur Weihnachtsbotschaft des Papstes über 50.000 Menschen auf den Petersplatz.