Zehn Euro pro Person Venedig verdoppelt Eintritt für Tagestouristen
Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig seit diesem Jahr Eintritt von Kurzbesuchern. Künftig sollen die noch mehr zahlen - denn die Stadt leidet unter dem Massentourismus und die Besucherzahlen steigen weiter.
Touristen wird ein Tagesbesuch in Venedig künftig bis zu zehn Euro Eintritt kosten. Ab 2025 müssen manche Gästen dann doppelt so viel zahlen wie bislang. Denn das Eintrittsgeld, das die Stadt in diesem Jahr erst eingeführt hatte, lag zuletzt nur bei fünf Euro.
Zudem wird die Gebühr künftig an insgesamt 54 Tagen fällig. Dieses Jahr, das offiziell noch als Testphase galt, waren es erst 29 Termine.
Vom Eintritt abschrecken ließ sich bisher kaum jemand. Im Gegenteil: Die Besucherzahlen für die mehr als anderthalb Jahrtausende alte Stadt gingen noch weiter in die Höhe. Trotzdem kündigte Bürgermeister Luigi Brugnaro nun an, dass es bei dem Eintrittsgeld bleibt - so wie es die allermeisten erwartet hatten.
Für Frühbucher günstiger
Im Grundsatz läuft alles weiter wie bisher - nur, dass nächstes Jahr häufiger und mehr gezahlt werden muss. Wer frühzeitig bucht, darf weiterhin für fünf Euro in die Stadt. Wer sich bis drei Tage vor dem Besuch (oder noch länger) Zeit lässt, muss in Zukunft allerdings das Doppelte zahlen.
"Venedig ist die erste Stadt der Welt, die sich mit dem Problem des Übertourismus auseinandersetzt", erklärte Brugnaro. Deshalb mache man weiter. Als Ziel nannte er ausdrücklich, zu bestimmten Terminen Leute vom Besuch abhalten zu wollen.
Die Stadt wählte nun 54 Tage aus, an denen 2025 mit besonders viel Betrieb gerechnet wird: den gesamten Zeitraum rund um Ostern vom 18. April bis 4. Mai sowie danach alle Wochenenden bis Ende Juli, immer freitags bis sonntags. Gezahlt werden muss zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr.
Gebäude leiden unter den Touristenmassen
Dieses Jahr wurden 485.000 zahlende Besucher registriert, was mehr als zwei Millionen Euro in die Kassen brachte. Die Kosten für Entwicklung und Betrieb des Systems sind allerdings längst noch nicht gedeckt. Übernachtungsgäste müssen nach wie vor keinen Eintritt zahlen, aber Kurtaxe. Die meiste Zeit des Jahres bleibt Venedig gratis.
Die vielen Besucher bringen der Stadt viel Geld ein, bereiten aber auch große Probleme. Heute leben im Zentrum mit seinen Hunderten Kanälen keine 50.000 Einwohner mehr. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. Pro Jahr kommen mehr als 15 Millionen Besucher. Tendenz: steigend.
An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen. Manchen Gebäuden ist anzusehen, wie ihnen der Tourismus zu schaffen macht. Die Einnahmen sollen deshalb später einmal auch genutzt werden, um Kanäle, Straßen und Gebäude zu sanieren.
Zweifel am Eintrittsgeld
Allerdings haben Einheimische Zweifel, ob die Gebühr jemals etwas bringt. Stadtrat Giovanni Andrea Martini verwies darauf, dass die Besucherzahlen auch an den Tagen in die Höhe gingen, an denen die Stadt Eintritt kostete. "Die Zahlen sprechen für sich: Mit welcher Begründung kann jemand behaupten, dass fünf Euro Touristen abschrecken?"
Für Einheimische bleibt die Stadt selbstverständlich weiterhin gratis. Ausgenommen von der Gebühr sind nach wie vor auch Kinder unter 14 Jahren sowie einige andere Gruppen. Auf eine Obergrenze, wann Venedig wegen zu vieler Besucher dichtgemacht wird, wollen die Stadtoberen weiterhin verzichten.
Andere Städte erwägen Venedigs Modell
Touristen bezahlen in der Regel damit, indem sie sich schon vor der Ankunft in Venedig übers Internet einen QR-Code besorgen und aufs Handy laden. Wer ohne Quittung erwischt wird, muss theoretisch bis zu 300 Euro Strafe zahlen - was bislang aber nie zur Anwendung kam. Zur Zahl der Touristen, die sich um den Eintritt herummogelten, gibt es keine genauen Angaben. Auffällig war im Sommer aber, dass vor allem junge Besucher ohne viel Geld kurz nach 16.00 Uhr in die Stadt kamen und dann an den Kanälen Party machten.
Das Bezahlmodell wird weltweit auch von anderen Städten verfolgt, die unter Massentourismus leiden. Bislang hat allerdings noch niemand beschlossen, sich Venedig zum Vorbild zu nehmen.